Die Trolle
viele verschiedene Gerüche.«
»Ruhe da hinten!«, befahl Pard zischend, während er sich durch die enge Gasse quetschte. An der Kreuzung blieb Costin stehen und blickte sich um, bevor er die kleine Gruppe nach links in eine etwas größere Straße führte und von dort aus nach einigen Dutzend Schritt wieder nach links in eine Gasse, die Sten erkannte, denn dort befand sich der Hintereingang zum Lagerhaus, für den er den Schlüssel besaß.
Plötzlich erklang hinter ihnen ein Ruf: »Halt!«
Entsetzt fuhr Sten herum und sah einen Lichtschein, der sich auf die Mündung der Seitenstraße zubewegte, in der sie sich befanden. Irgendwer kam mit einem Licht die Straße hinunter. Bald würde die Laterne in die Gasse leuchten, und dann würde es großen Lärm geben. Sten konnte sich nur zu gut die Reaktion eines Menschen auf den Anblick der Trolle ausmalen. Selbst wenn er sicher war, dass sie mit jedem Angreifer fertig werden konnten, so würden zu viele Menschen die Trolle sehen.
Sten erinnerte sich nur zu gut an Orvol. Deshalb drückte er sich hastig an den großen Wesen vorbei, um die Tür zu erreichen. Schon öffnete er die Pforte und zischte: »Rein, schnell, rein da!«
Sein Blick fiel auf Costin, der sich nervös mit der Hand über das Gesicht fuhr und Sten dann grimmig zunickte: »Sichere Wege!«
Bevor Sten etwas sagen konnte, war der Rebell schon losgerannt und sprang nun von der Gasse auf die Straße. Sofort ertönten Rufe und rennende Schritte. Während die Trolle sich mit allerlei Verrenkungen in die Lagerhalle zwängten, sah Sten noch, wie Costin Fersengeld gab und davonlief. Kurz danach rannten drei Personen vorbei, von denen Sten im schwankenden Licht ihrer Lampe wenig mehr erkennen konnte, als dass sie bewaffnet und gerüstet waren.
»Sichere Wege, Costin«, flüsterte Sten, als er sich hinter Zdam in die Halle schob und die Tür schloss. Neben ihm baute sich Pard auf und hob die Fäuste, bereit, jeden Eindringling noch in der Tür mit den gewaltigen Pranken niederzustrecken, doch die Schritte und Rufe verklangen, und Stille senkte sich über sie.
»Wer war das?«, fragte Druan. »Soldaten von Zorpad?«
»Vermutlich nicht«, erwiderte Sten und lehnte sich aufatmend an die Wand. »Eher Söldlinge.«
»Söld… was?«, fragte Roch neugierig.
»Söldner. Käufliche Schwerter«, erklärte Sten. Als er den verständnislosen Blick auf dem Gesicht des Trolls bemerkte, fügte er hinzu: »Männer, die für Geld kämpfen. Man bezahlt sie dafür.«
»Wofür kämpfen die?«, erkundigte sich Roch ratlos und kratzte sich am Schädel.
»Geld. Münzen. Meine Güte, für wertvolle Sachen. Für Dinge, die wichtig sind und mit denen man andere Dinge kaufen kann. Gold?«
»Gold, ja«, erwiderte Druan. »Die Zwerge suchen immer danach.«
»Es ist wertvoll. Man kann damit alles kaufen, also ich meine, alles ertauschen, was man will«, erklärte Sten. »Wie ist das bei euch? Habt ihr kein Geld?«
»Nö«, entgegnete Roch.
»Wie handelt ihr?«, fragte Sten erstaunt.
»Wenn man etwas haben will, dann gibt man etwas dafür her«, erklärte Roch geduldig, als spräche er mit jemandem, der schwer von Begriff war. »Aber es gibt ja nicht viel, was man braucht.«
Der Troll sah sich in der Halle um. »Ihr habt sehr viele Sachen in euren Häusern und Mauern. So was kennen wir nicht.«
»Wir brauchen das auch nicht!«, entschied Pard grimmig.
»Verstehe«, antwortete Sten und erläuterte: »Aber bei uns ist das anders. Und Geld, na ja, das ist so: Gold und andere Metalle sind wertvoll. Aber es ist schwer, damit zu tauschen. Also macht man kleine, runde Scheiben daraus, die man Münzen nennt. Und da alle Münzen gleich groß sind, haben sie den gleichen Wert. Eine Münze aus Gold ist viel wert. Viele Menschen sehen in ihrem Leben nicht eine davon.«
»Aber Metall kann man nicht essen. Man kann auch sonst nichts damit machen«, warf Roch schon fast empört ein.
»Waffen aus Metall«, erinnerte ihn Druan.
Aber der einhornige Troll entgegnete: »Aus Gold?«
»Nein«, sagte Sten. »Aus Gold stellt man keine Waffen her, das ist zu weich. Aber mit Gold kann man Waffen kaufen.«
»Aber warum ist Gold dann so wertvoll, wenn man nichts daraus machen kann?«
»Das ist halt so«, stellte Sten fest, der daran noch nie einen Gedanken verschwendet hatte. »Gold bedeutet den Menschen etwas.«
»Und Zwergen auch«, sagte Druan düster, woraufhin Sten nickte. Verlegen sah der Krieger sich um, denn Druans Kommentar klang anklagend,
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