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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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war nicht gerade seine große Stärke, das war ihm stets bewusst gewesen. Obwohl er sich verschiedentlich bemüht hatte, diese Tugend zu entwickeln, war ihm darin kein großer Erfolg beschieden gewesen. So war es auch nun: Während er äußerlich ruhig und gelassen abwartete, brodelte es in seinem Inneren, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich handeln zu können. Doch zunächst saßen Natiole und er in einem kleinen Gasthaus und verzehrten ein einfaches Mahl, während sie auf Nachricht von Linorel warteten. Während Sten dunkles Brot und Eintopf aß und dabei an die bevorstehende Nacht dachte, bemerkte er, dass Natiole ihn unverhohlen angrinste. »Was?«, fragte der junge Krieger irritiert.
    »Du siehst aus, als wolltest du das arme Brot erwürgen«, stellte Natiole lachend fest, und Sten, der verdutzt auf seine Hand hinabsah, musste seinem Freund zustimmen, denn ohne es zu bemerken, hatte er das Brot zerbröselt.
    »Eigentlich habe ich gar keinen Hunger«, erwiderte Sten mit einem Seufzen und ließ die Krumen auf den Tisch fallen. »Wie auch?«
    »Nervös?«, erkundigte sich Natiole mitfühlend, und Sten nickte.
    »Ja. Es muss uns gelingen, Nati, es muss!«
    »Wir schaffen das schon, wir holen sie da raus«, beruhigte ihn sein Freund.
    »Wir müssen. Alles andere wäre ihr Todesurteil!«, sagte Sten drängend und sah sich dann erschrocken um, denn er hatte viel zu laut gesprochen. Zum Glück war die Schankstube kaum besucht, und keiner der Anwesenden schien Anstoß an Stens Ausbruch zu nehmen. Nach vorn gebeugt und etwas leiser fuhr der Wlachake fort: »Zorpad wird nicht zögern, sie zu töten. Vermutlich würde er versuchen, die Moral von Ionnas Truppen zu brechen, indem er sie öffentlich hinrichten lässt.«
    »Das wäre dumm. Ich denke, dergleichen würde eher einen Flächenbrand auslösen. Er hat dich still und heimlich an den Wald gegeben, erinnerst du dich noch? Und auch Viçinia ist beliebt beim Volk.«
    »Vielleicht«, räumte Sten ein, fragte dann aber mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengrube: »Können wir aufhören, von ihrem Tod zu reden?«
    »Sicher. Sollte Octeiu eine Möglichkeit sehen, in die Feste zu gelangen, dann können wir es schaffen, Sten. Kopf hoch!«, ermutigte ihn Natiole.
    »Wenn wir schon einmal drin sind, sollten wir gleich Zorpad den Garaus machen«, zischte Sten aufgebracht.
    »Immer langsam mit den jungen Pferden!«, lachte Natiole. »Eins nach dem anderen. Zorpads Zeit wird kommen, keine Sorge.«
    »Ich hoffe, dass der Bote Ionna erreicht. Sie wird Zeit brauchen, um die Krieger zusammenzurufen. Es ist spät im Sonnenjahr für einen Feldzug, viele werden auf den Feldern arbeiten und nicht in den Krieg ziehen wollen.«
    »Du hast Recht. Wieso hat Zorpad eigentlich nicht früher zugeschlagen, wenn er die Mittel hat? Vielleicht täuschen wir uns, Sten, denn sein Zögern ergibt wenig Sinn. Vielleicht plant er doch keinen Angriff.«
    »Diese Frage stelle ich mir auch die ganze Zeit. Aber Zorpad will Krieg, da bin ich mir sicher. Vielleicht hofft er, uns so zu überraschen. Mit einem schnellen, vernichtenden Schlag im Herbst. Damit würde kaum jemand rechnen. Vielleicht ist er sich sicher genug, den Krieg in dieser kurzen Zeit gewinnen zu können. Dann müsste er über den Winter keine Gegenschläge oder Angriffe aus dem Osten fürchten. Vergiss nicht, Zorpad hat nicht nur uns zum Feind«, erklärte Sten.
    »Sicher. Wenn er die Rebellion am Vorabend des Wintereinbruchs zerschlägt, dann könnte die früheste Reaktion der beiden anderen Marczegs im nächsten Frühjahr kommen. Genug Zeit für Zorpad, um sich vorzubereiten«, stimmte Natiole nachdenklich zu. »Dennoch, es ist ein großes Wagnis. Kann er unseren Widerstand nicht schnell genug brechen, so endet der Feldzug mit dem ersten Schneefall. Und dann können wir den Winter ebenfalls nutzen.«
    »Er muss sich sehr sicher sein. Umso drängender ist es, dass wir mehr über die Pläne des Tyrannen erfahren. Was macht ihn so sicher in seiner Sache?«, fragte Sten. »Wir wissen, dass er ein Wagnis generell nicht scheut. Er hat sich persönlich in die Herbstschlacht geworfen. Aber er ist auch ein gerissener Stratege, der die Stärken und Schwächen seiner Leute kennt. Wenn er abwartet, dann aus gutem Grund.«
    »Die Herbstschlacht, ja, damals hatten wir ihn fast«, sinnierte Natiole.
    »Aber das war nur das Ende eines ganzen Feldzuges, der im Frühjahr begann. Er hat uns ja nicht erst im Herbst angegriffen«, warf Sten

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