Die Trolle
ein, und sein Freund nickte.
»Vielleicht erfahren wir mehr, wenn wir in die Burg gelangen«, überlegte Natiole und fügte mit einem Lachen hinzu: »Du kannst uns führen. Ist ja nicht dein erster Besuch!«
Die Erinnerung an seine Zeit in Zorpads Kerker ließ Sten gequält auflachen. »Die unteren Bereiche kann ich nicht wirklich empfehlen. Nass und kalt, und die Bewohner sind ziemlich unfreundlich.«
Bevor Natiole jedoch antworten konnte, wurde die Tür zum Gasthaus geöffnet und Linorel trat ein, gefolgt von Octeiu. Nach einem kurzen Rundblick kamen die beiden an den Tisch und setzten sich.
Mit klopfendem Herzen fragte Sten: »Und?«
»Gute Neuigkeiten«, eröffnete Linorel ihnen. »Octeius Freundin wird die Manntür für uns öffnen.«
Erleichtert sank Sten zurück und sandte ein kurzes Dankgebet an die Geister. Ohne eine Hilfe in der Feste Remis wäre es aussichtslos gewesen, mit einer solch kleinen Gruppe überhaupt hineinzugelangen. Jetzt erschien es nur noch als so gut wie unmöglich.
»Sie hat einen Schlüssel gestohlen«, erklärte Octeiu sichtlich nervös. »Aber sie hat Angst, dass man sie entdeckt. Deswegen müssen wir schnell handeln!«
Für einen Augenblick sah Sten den Mann stirnrunzelnd an. Er sieht nicht gut aus, fiel dem jungen Wlachaken auf, er wirkt gehetzt. Kein Wunder, die ständige Angst sitzt uns allen im Nacken. Laut sagte er: »Wenn das vorbei ist, verschwinden wir alle aus Teremi. Zorpad wird toben. Ich lasse hier niemanden zurück. Wir gehen ins Mardew, dort sind wir sicher und können uns erholen!«
Als Linorel protestieren wollte, schnitt ihr Sten das Wort ab. »Keine Widerrede. Teremi wird viel zu gefährlich sein.«
»Mal sehen«, erwiderte die Anführerin der Rebellen in der Stadt und verzog das Gesicht. »Irgendwer muss ein Auge auf Zorpad halten.«
»Später. Erst einmal müssen wir hier lebend rauskommen«, stellte Sten fest, und Natiole pflichtete ihm bei.
»Wer mit in die Burg eindringt, muss die Stadt erst einmal verlassen. Wirst du mitkommen, Lino?«
»Ja«, meinte Linorel seufzend, »vermutlich habt ihr Recht«, gab sie dann zu. »Außerdem, wenn es Krieg gibt …«
»Dann haben wir alle im Mardew mehr als genug zu tun«, vervollständigte Natiole den Satz, und Sten grinste in die Runde, erfreut darüber, diesen Punkt geklärt zu haben.
»Aufbruch?«, fragte er, und alle nickten. Also bezahlten sie und verließen das Wirtshaus. Durch die dunkle Gasse vor der warmen Schankstube wehte ein kühler Wind und wirbelte ihre Mäntel hoch. Über der Stadt hingen tiefe Wolken, und in der Ferne, in Richtung Norden, konnte man hin und wieder ein gespenstisches Leuchten erkennen, als Blitze weit entfernt in den Wolken zuckten.
»Zumindest wird es heute Nacht dunkel sein«, stellte Natiole fest, als er seinen Umhang enger umschnürte.
»Kein Mond, keine Sterne«, pflichtete Linorel bei.
Octeiu, dessen bleiches Antlitz im Licht des Wirtshausfensters leuchtete, erwiderte unheilvoll: »Eine dunkle Nacht. Eine böse Nacht.«
Besorgt blickte Sten dem Wlachaken ins Gesicht und dachte: Es wird Zeit, dass Octeiu sich ein wenig Ruhe gönnt.
Vorsichtig lugte Sten um die Ecke des gedrungenen Hauses. Auf den trutzigen Wehrmauern der Festung konnte er Schemen erkennen, die langsam patrouillierten, sanft beleuchtet von den wenigen Feuern auf den Türmen. In einer lichtlosen Nacht wie dieser würden die Wachen kaum bis zum Boden unterhalb der Burgmauern sehen können. Den Geistern sei Dank, dachte Sten, der Wetterumschwung kommt uns zugute!
Neben ihm schnaufte Natiole leise und wischte sich die Nase am Ärmel ab. Aurela knuffte ihm in die Rippen, woraufhin Natiole leise zischte, was ihm einen bösen Blick von Sten einbrachte.
»Leise, verflucht!«
»Ja, ja«, flüsterte der Wlachake und funkelte Aurela finster an, die entschuldigend die Schultern hob.
»Was siehst du?«, erkundigte sich Linorel unterdessen und ignorierte die beiden einfach.
»Wachen. Nicht mehr als gewöhnlich. Wachfeuer. Nichts Auffälliges. Sieht mehr oder weniger ruhig aus«, gab Sten seine Beobachtungen leise weiter. Direkt voraus glaubte der Wlachake ein etwas dunkleres Rechteck in der fast schwarzen Mauer zu sehen, bei der es sich um die Tür handeln müsste, aber sicher war Sten nicht, es mochte sich auch um Wunschdenken handeln. Diese Tür war ihr erstes Ziel, und laut Octeiu würde sie nicht verschlossen sein.
»Dann haben sie wohl nichts bemerkt«, stellte Linorel fest, und Sten nickte.
Die kleine
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