Die Trolle
geben konnten. Wache stehen ist langweilig und macht müde, vor allem an einem sicheren Ort wie dieser Burg, überlegte Sten. Das spielt uns in die Hände.
Vorsichtig führte er die Rebellen rechts an der rauen Mauer entlang, sorgsam darauf bedacht, außerhalb des kleinen Lichtscheins des glimmenden Feuers im Hof zu bleiben.
Immer wieder hielt der Wlachake seine Gefährten an, wenn er eine Wache bemerkte, die sich auf ihrem Rundgang ihrer Position näherte. Einmal mussten sie lange verharren, während sich über ihnen zwei Soldaten leise unterhielten, doch das Glück schien ihnen hold zu sein, denn sie wurden nicht entdeckt.
Als sie sich dem Eingang zum Ostflügel näherten, keimte in Sten zum ersten Mal so etwas wie echte Hoffnung auf, denn jetzt erschien ihm ihr Vorhaben tatsächlich durchführbar. Wir legen drinnen die Wachen schlafen und holen die Geiseln heraus. Dann sind wir auch schon weg. Selbst wenn sie uns bemerken, wir kommen aus der Tür, bevor sie uns aufhalten können, frohlockte der Krieger und warf einen Blick auf die Wachen. Als diese sich entfernten, gab er seinen Gefährten das Zeichen, und sie liefen quer über den Hof Richtung Ostflügel. Nur noch wenige Schritte trennten sie von dem Portal, und Sten legte schon die Hand an seinen Dolch, um bereit zu sein, falls die Eingangstür bewacht sein sollte.
»Willkommen zurück in meinem Heim, Sten cal Dabrân!«, hallte es plötzlich durch die Nacht, gefolgt von einem tiefen Lachen. Verwirrt taumelte Sten zwei Schritte weiter, bevor die Bedeutung der gerufenen Worte in sein Bewusstsein drang. Mit wilden Blicken sah er sich um. Überall auf den Zinnen schienen Soldaten aus dem Boden zu wachsen. In den schmalen Fenstern der Burg erschienen Lichter und die Gesichter weiterer masridischer Krieger. Hörner ertönten, und Alarmschreie gellten durch die Nacht. Hinter sich hörte Sten lautes Fluchen und das sanfte Geräusch einer gezogenen Waffe, doch er selbst stand nur betäubt inmitten des sich langsam zuziehenden Kreises seiner Feinde, die aus allen Löchern gekrochen kamen.
»Eine Falle!«, zischte Linorel entsetzt, und Natiole fluchte erneut.
»Macht euch keine Hoffnungen. Die Tür, die euch eingelassen hat, wurde wieder versperrt. Es gibt keinen Weg aus der Festung. Streckt die Waffen, und ich verspreche euch einen schnellen, gnadenvollen Tod!«, sagte Zorpad von irgendwo über ihnen mit hohntriefender Stimme.
»Verrecken sollst du!«, schrie Linorel zurück, doch als Antwort kam nur ein weiteres, spöttisches Lachen.
Wir sind verloren, fuhr es Sten durch den Kopf, Viçinia ist verloren. Seine Gliedmaßen fühlten sich an wie aus Blei, als ob sie nicht mehr seinen Befehlen gehorchen wollten, und vor seinem inneren Auge sah er Viçinias Antlitz, das er nun nie wieder erblicken sollte. Doch dann regte sich der Zorn in seinem Herzen, und er zog seine Waffen.
»Tirea! Für Tirea!«, brüllte er trotzig in die Nacht, und seine Freunde taten es ihm gleich. Keinen Augenblick mehr zögernd, warf Sten sich nach vorn, dorthin, wo die wenigsten Krieger des Marczegs standen. Aus einer geschickten Drehung heraus schlug er den gesenkten Speer eines Masriden zur Seite und führte seine Klinge in einem geschwungenen Bogen zurück zur Kehle des Kriegers, der unter einer Blutfontäne röchelnd zu Boden ging. Ein Morgenstern zielte auf seinen Kopf, doch ein Ausweichschritt ließ Sten dem tödlichen Hieb entgehen, und seine eigene Waffe zuckte hervor, durchdrang die lederne Rüstung des Soldaten an der Achsel und entlockte ihm einen lauten Schmerzensschrei. Neben sich spürte Sten Natiole, der das Schwert mit zwei Händen führte und einen Masriden förmlich zu Boden prügelte, während Linorel kalt und verbissen Schläge mit einem wahren Hünen austauschte, der die Wlachakin immer weiter zurücktrieb, bis Costin ihn mit einem harten Tritt gegen das Knie aus dem Gleichgewicht brachte und sich dann mit seinen kurzen Klingen auf den gefallenen Feind stürzte.
Wir müssen hier weg, dachte Sten verzweifelt, der die restlichen Soldaten Zorpads in seinem Rücken förmlich spüren konnte, aber wohin?
»Einen Kreis!«, rief Linorel. »Rücken an Rücken!«
Während Natiole zwei Masriden mit weiten Schwüngen seiner langen Klinge in Schach hielt, warf Sten sich herum – gerade noch rechtzeitig, um einen Hieb zu parieren, der ihn sonst in den Rücken getroffen hätte. Er trieb dem Angreifer die Faust ins Gesicht, sodass dieser mit gebrochener Nase zurückprallte.
Es war
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