Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman
Lombarden. Friedrich sprudelt über vor Liebenswürdigkeit. Heinrich, mein geliebter Vetter, auf den ich mich doch immer habe verlassen können. Weißt du noch, Heinrich, als wir damals …
Der Löwe fühlte sich unbehaglich. Zwar steht sein Entschluß fest; aber wie soll er das dem strahlenden Friedrich beibringen? Er hat es gründlich satt, seine Ritter für Friedrichs Bedürfnisse zu opfern, wo er sie doch selbst dringend braucht, um seine aufsässigen Grafen niederzuhalten, ganz zu schweigen von den aufmüpfigen slawischen Stämmen jenseits der sächsischen Grenze. Aber er kann sich Friedrichs schmerzlichen Gesichtsausdruck gut vorstellen, falls er derartig selbstsüchtige Bedenken vortragen wollte.
Auf diesem Weg also lieber nicht.
Ihm fällt etwas anderes ein.
»Ich bin ein alter Mann, Friedrich. Laß die Jugend Krieg spielen, die haben noch den Sinn und die Kraft dafür. Ich bin zu müde, um noch in Schlachten zu ziehen. Wenn du Geld für deine Söldner brauchst, kann ich dir aushelfen. Aber ich selber kann leider nicht kommen.«
Der Kaiser stutzt, fängt sich aber rasch wieder.
»Ich dachte, du seiest gerade aus einem Feldzug zurückgekehrt, den du übrigens mit großer Energie geführt hast. Oder hat man mich falsch unterrichtet? Nein, Vetter, laß die Ausreden. Die Italiener werden ganz rasch die Flucht ergreifen, wenn sie hören, daß der Löwe in den Kampf eingreift. So wie du sie weggefegt hast, als sie mich nach meiner Krönung in Rom erschlagen wollten, ich habe es nicht vergessen!«
Heinrich hat es auch nicht vergessen. Aber das ändert nichts an seinem festen Entschluß. Friedrich fühlt es, und nun wird er drängender. Er tritt auf den Vetter zu, packt ihn am Ärmel, was Heinrich durchaus nicht schätzt, und zählt
nun die Dienste auf, die er selbst dem Herzog von Sachsen immer wieder erwiesen hat, wenn dessen wutentbrannte Fürsten über ihn beim Kaiser Klage führten.
Heinrich hat den dringenden Wunsch, diesen Raum mit dem beschwörenden Kaiser so schnell wie möglich zu verlassen. Friedrich merkt, daß er den Vetter in die Enge getrieben hat, und will zum letzten Stoß ansetzen. Er wirft sich vor Heinrich auf die Knie und hebt flehend die Arme.
»So hilf mir doch, Heinrich …«
Der Moment ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Und just in diesem Augenblick passiert es: Während Heinrich zurückweicht, rutscht die Krone von Friedrichs Haupt und rollt über den Marmorboden.
Die vier Anwesenden stehen wie erstarrt. Jordan von Blankenburg glaubt, die Situation retten zu können mit dem fröhlichen Ausruf: »Da fällt euch doch glatt eine Krone vor die Füße, mein Herr. Soll ich sie aufheben?«
Diese alberne, wenn auch gutgemeinte Bemerkung ist zuviel. Die Kaiserin, die vor Zorn über die demütige Haltung ihres Gatten kocht, herrscht ihn an: »Los, Friedrich, steh sofort auf! Und merke dir das. Habe ich dir nicht schon lange gesagt …«
Den Rest verkneift sie sich.
Der Löwe hat sich aus seiner Schockstarre gelöst und will dem Vetter aufhelfen, aber Friedrich steht schon wieder auf seinen Füßen. Was soll Heinrich nun sagen? Nach dieser Szene, so theatralisch, daß ihm speiübel ist, kann er nicht mehr beim nackten Nein bleiben. Er glaubt, daß er eine Lösung gefunden hat, die beider Interessen gerecht wird.
Vorsichtig tritt er einen Schritt zurück, damit der Kaiser ihn nicht wieder am Arm packen kann.
»Nun gut, Friedrich. Wenn es dir so wichtig ist, dann komme ich eben. Meine Ritter werden murren, wenn ich
sie nach Süden führe statt nach Hause, aber damit muß ich eben fertigwerden. Jedoch einen angemessenen Preis sollte ich schon dafür bekommen. Dir ist die Sache doch sicher etwas wert? Gib mir Goslar zurück.«
Da wird der Kaiser zuerst rot und dann blaß.
»Ach, so ist das, Heinrich?« fragt er leise. »Gegen meine Bitten bist du taub, mein Vetter und mein Lehnsmann? Kaufen soll ich deine Dienste? Du Krämerseele! Meine Antwort ist nein.«
Ein eisiger Blick, eine schroffe Handbewegung, die Heinrich aus dem Raum weist wie einen ungezogenen Jungen. Das macht den Löwen so wütend, daß er Friedrich am liebsten packen und verprügeln möchte.
Schleunigst verläßt er den Raum, ohne den Kaiser und die Kaiserin zu grüßen. Jordan hat es sehr eilig, ihm zu folgen. Kurz darauf preschen die sächsischen Reiter aus dem Hof.
So hat es mir Mathilde berichtet, und darum wird es auch genau so gewesen sein. Als sie geendet hatte, starrte ich sie fassungslos an.
Da
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