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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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bleiben.«
    Constantin mußte es wissen; er hatte viel Zeit bei seinem Freund Erzbischof Rainald von Dassel verbracht und war dabei häufig mit dem Kaiser zusammengetroffen.
    Wir alle befürchteten, daß der sich abzeichnende Zwist zwischen den beiden mächtigsten Männern im Reich blutige Unruhen zur Folge haben würde; und das war ganz schlecht für unser Geschäft.
     
    In der nächsten Zeit hörten wir so viele widersprüchliche Gerüchte, daß es schwerfiel, sich ein Bild darüber zu machen, was eigentlich im Süden vorging.
    Zunächst erschienen in Köln abgerissene Männer, die mit Erzbischof Philipps Truppen zum Kaiser gezogen waren. Sie berichteten von einer Schlacht bei Legnano, irgend einem kleinen Ort nahe Mailand, die zunächst nach einem kaiserlichen Sieg ausgesehen, dann aber in einer katastrophalen Niederlage geendet hatte. Der Kaiser selbst sei gefallen, berichteten sie. Einer von ihnen hatte gesehen, wie Barbarossas Pferd zusammenbrach und den Kaiser unter sich begrub. Darauf hatten sie die Flucht ergriffen. Viele wurden noch von den Mailändern eingeholt und erschlagen, aber diese Handvoll Männer hatte sich bis auf deutsches Gebiet durchgekämpft und bettelnd den langen Heimweg angetreten.
    Wir waren wie versteinert. Der Kaiser gefallen? Wenn ich ihm auch grollte, weil er meiner Freundin Mathilde so viele Sorgen machte - nun ging ich doch mit meinem Vetter
Constantin in die Kirche Sankt Laurenz, wo wir eine Messe für des Kaisers Seelenheil stifteten und für ihn beteten.
    Aber schon bald erfuhren wir, daß die Todesnachricht falsch gewesen war. Friedrich Barbarossa, der zierliche Mann, weit über fünfzig Jahre alt, hatte sich unter seinem toten Ross herausgewunden und zu Fuß bis nach Pavia durchgekämpft. Er wußte das Schwert zu führen, und an Mut fehlte es ihm wahrhaftig nicht, das muß man ihm lassen. Seine Kaiserin, die sich bereits als Witwe sah und Trauerkleidung trug, wird Freudentränen geweint haben.
     
    Im folgenden Jahr brachte ich meinen fünften Sohn zur Welt, deinen Bruder Henrich. Mein kleines Feuerteufelchen Blithildis verwandelte sich daraufhin in eine emsige Ersatzmutter. Mit ihren drei Jahren wich sie kaum mehr von der Wiege und überschüttete Henrich mit soviel Liebe und Fürsorge, daß er niemals schrie und der zufriedenste Säugling war, den ich je gesehen habe.
    Wir hatten es wunderbar ruhig miteinander, denn meine Söhne Gunther und Richolf besuchten jetzt die Schule, und Gerhard hatte so lange gebettelt, bis wir ihn auch schon gehen ließen, obwohl er eigentlich noch ein, zwei Jahre hätte warten können. Nun marschierten unsere drei kleinen Jungen jeden Morgen mit ernsthaften Gesichtern aus dem Haus. Sie erhielten ihre erste Ausbildung aber nicht im Kloster, wie sonst üblich, sondern Constantins Sohn Fordolf hatte eine Schule nur für die Kinder unserer Familie eröffnet, wo die Knaben nicht nur Lesen und Schreiben sowie die lateinische Sprache erlernten, sondern neben den wichtigsten Regeln der Kaufmannschaft auch Unterricht in der neuen Art der Rechenkunst erhielten, die mein Großvater Eckebrecht vor vielen Jahrzehnten von einem Mönch erlernte. Diese Kunst wurde in unserer Familie fleißig geübt, aber geheimgehalten, denn mit ihr konnte man weitaus schneller rechnen, und das
gab uns einen Vorsprung vor den anderen Kaufleuten. Ich werde nie vergessen, wie begeistert ich war, als Großvater mich darin unterwies - dies war das erste Mal, daß ein Kölner Mädchen in dieses geheime Wissen eingeweiht wurde.
     
    Fordolf verstand es hervorragend, auf die verschiedenen Bedürfnisse seiner Schüler einzugehen, die doch im Alter recht unterschiedlich waren, so daß sie alle seinen Unterricht sehr lobten. Er schlug sie niemals, auch die Kleinen nicht. Wenn ein Schüler einmal nicht aufpaßte, sagte Fordolf ganz freundlich: »Du kannst gerne am Rhein spazierengehen, statt zu lernen. Ich finde es schade, daß mein Unterricht offensichtlich langweilig ist, aber vielleicht kann ich mich bessern.«
    Und das wirkte.
     
    Übrigens, hast du dich je gefragt, wie wir auf den Namen Henrich kamen, den doch niemals jemand in Gottschalks oder meiner Familie getragen hat? Nun, der Löwe hatte mich wissen lassen, daß er der Pate meines nächsten Kindes sein wolle, falls es ein Sohn sei, und daß er sich freuen würde, wenn es nach ihm benannt würde. Das war eine gewaltige Ehre, über die ich Tränen der Rührung vergoß.
     
    Bald darauf wurde auch Mathilde wieder Mutter, und

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