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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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abermals gebar sie einen Sohn. Er erhielt den Namen Otto, der in der Familie der Kaiserin Richenza gebräuchlich war - abermals ein Hindeuten auf die Kaiserwürde? Obwohl der Löwe sich gerade nun wirklich keine Hoffnung mehr auf dieses hohe Amt zu machen brauchte, denn Friedrich und seine Gemahlin Beatrix hatten inzwischen ein halbes Dutzend Söhne.
     
    Was damals in der Politik vorging, habe ich nie durchschaut. Wie war es denn möglich, daß der Kaiser schon bald nach
der verheerenden Niederlage in Legnano eine großartige Versöhnung und Friedensschluß in Venedig feierte, und zwar mit Papst Alexander, den er doch so viele Jahre erbittert bekämpft und als Antichrist betrachtet hatte? Tränenüberströmt sollen sich die beiden Männer in die Arme gesunken sein, und kein Gedanke war mehr, daß sie beide sich mit aller Kraft zu vernichten getrachtet haben. Freilich, sie waren beide darüber alt geworden, der Kaiser ging auf die Sechzig zu, der Papst näherte sich gar den Achtzig - waren sie jetzt weise oder nur müde? Oder wollte noch immer einer den anderen überlisten? Ich weiß es nicht.
    Dagegen erinnere ich mich ganz gut daran, daß Erzbischof Philipp von Heinsberg nach Köln zurückkehrte und ganz offensichtlich aufrüstete. Die Waffenschmiede in Köln und Deutz arbeiteten Tag und Nacht, um seine Aufträge erfüllen zu können, neue Söldner wurden angeworben und machten die Kölner Straßen und Schenken unsicher; Väter ließen ihre Töchter nicht mehr ohne schützende Begleitung aus dem Haus. Täglich rumpelten viele Bauernkarren in die Stadt und brachten große Mengen an Fleisch und Gemüse. Gottschalks Familie bekam einen riesigen Auftrag über schlichtes, festes Tuch - wie es nötig ist, um Soldaten im Feld zu bekleiden.
    Die Kölner Bürger wunderten sich, daß ihr Stadtherr sich bis zu den Zähnen bewaffnete, da doch der Kaiser gerade Frieden geschlossen hatte. Aber wer weiß, vielleicht plante er schon wieder einen neuen Kriegszug im Süden. Uns war es recht, mochte Erzbischof Philipp nur möglichst bald wieder entschwinden.
     
    Zu dieser Zeit bereiteten wir gerade wieder einmal eine Fahrt nach Braunschweig vor. Es war inzwischen ganz selbstverständlich geworden, daß ich auf diesen Reisen dabei war. Meine Freundschaft mit der Herzogin Mathilde war
eben Gold wert für unsere ganze Sippe. Außerdem war dies nun, da mein Vetter Constantin nicht mehr in fürstlichen Kreisen verkehrte wie zu Lebzeiten seines Freundes Rainald von Dassel, unsere einzige Gelegenheit, Einzelheiten aus der großen Politik aus erster Hand zu erfahren. Auch dies war für unsere Familie von großem Nutzen, und alle wandten mir ihre Aufmerksamkeit zu, so daß ich mich wichtig fühlen konnte.
    Wir hatten eigentlich geplant, eine große Fuhre Wein nach Braunschweig zu schaffen; aber der letzte Sommer war kühl und verregnet gewesen, und die Lese war so knapp und schlecht ausgefallen, daß wir diesen Wein dem Herzog nicht anzubieten wagten. Statt dessen bestand unsere Ladung diesmal hauptsächlich aus kostbarer Seide, Goldbrokat für Heinrichs neuen Dom sowie Gürteln und Taschen aus dem Bestand meiner Mutter. Wir hatten also nur leichte Fracht, und das sollte sich noch als glücklicher Umstand erweisen. Ich saß mit Gottschalk im ersten Wagen, dahinter folgte unser Gehilfe Lutwin mit den Knechten Gereon und Bert.
     
    In Dortmund machten wir zwei Tage Rast bei Adelgunde. Ihr freundlicher Ehemann Hildebrand war schon seit mehreren Jahren tot, und drei ihrer Söhne waren verheiratet und lebten als erfolgreiche Kaufleute in ihrer Heimatstadt. Bertram, der Jüngste, hatte sich nicht abhalten lassen, Barbarossas Werbern zu folgen. Er hatte gehofft, sich auf dem Schlachtfeld den Ritterschlag zu verdienen; statt dessen hatte er bei Legnano den Tod gefunden.
    Adelgunde weinte bitterlich, als sie mir davon berichtete, und ich hielt sie lange in meinen Armen.
    Ich mußte ihr auch ausführlich von meinen Kindern berichten, besonders von meiner einzigen Tochter Blithildis. Sie sollte einmal die kostbare Kette erben, mit der Adelgunde mich bei meinem ersten Besuch beschenkt hatte.

    »Ach, meine Sophia«, sagte Adelgunde betrübt, »wie schade, daß du nicht meine Schwiegertochter geworden bist! Das hätte ich mir so sehr gewünscht. Wo ich doch vier Söhne zur Auswahl hatte …«
    Und sie sandte einen anklagenden Blick zu Gottschalk hinüber, der es aber nicht bemerkte, weil er sich gerade eine längere Geschichte von Adelgundes Sohn

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