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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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erinnern, daß die Kirche die Liebe zwischen Eheleuten nicht gestattet, wenn diese ein Kind erwarten. Und nachdem er mich lange und sanft geliebt hatte, konnte ich im Schein der Wachskerze sehen, wie das Leben in seine Augen zurückkehrte.
    Er suchte nach Worten, und ich wollte ihm zu Hilfe kommen.
    ›Ich nehme an, der Kaiser hat deinem Wunsch nach Wiedereinsetzung in Bayern nicht entsprochen?‹ fragte ich behutsam.
    Er schüttelte langsam den Kopf. ›Nein. Und nicht nur das: Bei diesem glänzenden Hoffest, wo sich halb Europa versammelt
hat, um die Schwertleite der Kaisersöhne zu feiern, war ich ein völlig unbeachteter Niemand. Obwohl mein Kommen angekündigt war, gab es keine standesgemäße Herberge für mich, und ich mußte mich schließlich damit begnügen, mit dem englischen Botschafter seine enge Unterkunft zu teilen. Ich sah einige meiner ehemaligen Untergebenen, aber immer nur aus der Ferne, denn wenn sie versuchten, durch die Menschenmenge zu mir durchzudringen, wurde ihnen der Weg freundlich, aber unerbittlich von kaiserlichen Soldaten verwehrt. Es war, als sei ein unsichtbarer Kreis um mich gezogen. Meiner Bitte um ein Treffen mit dem Kaiser wurde erst nach mehreren Tagen entsprochen. Du weißt, unter welchen Umständen wir beim letzten Mal zusammengetroffen waren: Er auf dem Thron, und ich im Staub. Nun, jetzt saß er nicht auf seinem Thron, er gönnte mir überhaupt keine offizielle Audienz, sondern ließ mich eine Stunde warten, ehe er mich in seinem Arbeitszimmer empfing, nur einer seiner Sekretäre ihm zur Seite. Er nickte mir freundlich zu, mit diesem gütigen Vaterlächeln, das er sich in den letzten Jahren eingeübt hat, aber er dachte nicht daran, mich zu umarmen, wie es sich unter so nahen Verwandten schickt. Dann sah er mich mit einem erwartungsvollen Lächeln an, als habe er keine Ahnung, über was ich mit ihm sprechen wollte. Er ließ mich die Demütigung auskosten, um das Herzogtum zu bitten, das mir von meines Vaters Seite her zusteht; dann lächelte er noch freundlicher und schüttelte den Kopf.
    »Zu meinem großen, meinem tiefen Bedauern, Vetter Heinrich, ist es mir nicht mehr möglich, deiner Bitte zu entsprechen, denn ich habe schon der Einsetzung des jungen Ludwig von Wittelsbach zugestimmt«, sagte er, und es fehlte nur noch, daß er hinzufügte: Ja, hätte ich nur etwas von deinem Wunsch geahnt, dann …
    Ich sah ihn an. Ich hatte schon vorher vermutet, daß die Mühen und Kosten dieser Reise vergeudet, die Demütigung
sinnlos war; aber ein ganz kleiner Funken Hoffnung, etwas für meine Kinder zurückzugewinnen, hatte mich hierhergebracht und erlosch nun. Friedrichs Blick sagte mir: Du hast nichts mehr, was du mir geben könntest, denn ich habe dir schon fast alles genommen, was dein war. Warum sollte ich dir also einen Gefallen tun, von dem ich keinen Nutzen habe?
    Dann wandte er sich dem Sekretär zu, als sei ich schon gegangen, und erteilte ihm Anweisungen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich schweigend zu verneigen und ohne einen weiteren Blick auf meinen kaiserlichen Vetter den Raum zu verlassen. Ich bin fest entschlossen, Friedrich niemals mehr wiederzusehen.‹
    Ich hielt meinen Mann ganz fest. Während ich noch vergeblich nach Trostworten suchte, fuhr er fort, und dabei lächelte er mich wahrhaftig heiter an:
    »Liebste, solange du zu mir stehst und ich auf deine Liebe und deine Achtung bauen kann, werde ich auf Friedrichs Geringschätzung gar nichts geben. Ich will nicht sagen, daß mir das leichtfällt, denn das wäre gelogen. Der abgrundtiefe Fall vom hochgeschätzten Fürsten zur unbeachteten Randfigur bei Barbarossas Fest tut überaus weh. Aber andere machen mir vor, wie man mit solch einem Sturz fertigwird und der Welt noch immer ein heiteres Gesicht zeigt: Ich habe heute deine großartige Mutter kennenlernen dürfen, an ihr will ich mir ein Beispiel nehmen.«
    Da wäre ich fast in Tränen ausgebrochen, aber statt dessen liebten wir uns noch einmal.
    »Dem Beichtvater sagen wir das einfach nicht«, murmelte ich in Heinrichs Ohr. Da fuhr mein frommer Wallfahrer hoch. »Was hat es den Pfaffen zu scheren, wenn ein in Liebe und vor Gott verbundenes Ehepaar sich Trost spendet! Nie und nimmer kann das ein Ärgernis vor Gott sein!« grollte er. Zufrieden sagte ich: »Nun hörst du dich wieder ganz wie
mein Löwe an!« Und dann schliefen wir engumschlungen ein.
     
    Siehst du, Sophia, so ist mein Heinrich, mein geliebter Löwe. Was soll mir Schlimmes geschehen,

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