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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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dachte nach. Dann setzte er hinzu: »Sollte Heinrich noch legitime Kinder bekommen, dann sollen meine Schwester und ihr Mann diesen zwanzig Mark nach dem Tode des Heinrich zahlen, und zwar innerhalb eines Jahres.«

    Verblüfft starrte Engilradis ihn an.
    »Ja, Theoderich, rechnest du denn damit, daß Heinrich noch heiratet, so krank, wie er ist?«
    Theoderich zuckte die Achseln.
    »Man kann ja nie wissen.«
    Engilradis schüttelte den Kopf, aber dann faßte sie seinen Arm und begann wieder zu jammern.
    »Theoderich, ich bitte dich so sehr, unternimm doch nicht dieses gefährliche Abenteuer. Was haben wir denn von deinem Geld, wenn wir dich verlieren?«
    Aber Theoderich lachte nur, zupfte sie an ihrer Haube, so wie er sie früher an den Zöpfchen gezupft hatte, und meinte: »Ich komme ja wieder, Engilradis, und dann darfst du mir sogar eine Frau aussuchen, was du doch schon seit Jahren willst. Nicht, daß ich etwa Gertrudis vergessen hätte. Aber vielleicht ist es jetzt wirklich Zeit, daß ich eine Familie gründe. Du wirst also aller Voraussicht nach gar nichts von meinem Reichtum haben.«
    »Halt«, machte der Schreiber sich wichtig, »es sollte noch eine Verfügung darin stehen für den Fall Eurer Rückkehr!«
    Theoderich sah ihn an, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
    »Also, Schreiber, füge noch hinzu: Wenn ich aber heimkehre, kann ich wieder frei über meinen Besitz verfügen. So, und nun Schluß damit.«
    »Das wird aber auch Zeit«, sagte da der junge Waldever, Sohn des Schöffen Waldever, der die ganze Zeit neben uns gestanden und gewartet hatte, bis die Reihe an ihn kam. »Ich will auch meine junge Frau absichern, falls ich nicht heimkehre. Ich habe noch soviel zu erledigen, und da schwatzt ihr und schwatzt!«
    »Aber du hast doch erst letzte Woche geheiratet, und da gehst du schon von deiner Frau fort?« platzte ich heraus. Waldaver wurde rot und lachte verlegen, wandte sich dann
aber dem Schreiber zu und ließ einen ähnlichen Eintrag machen wie Theoderich.
     
    Ich stand neben Gottschalk im Hafen, als die Kreuzfahrer Anfang Februar des Jahres 1189 abfuhren, und winkte meinen Verwandten zu, vor allem aber Regenzo. Lieber, schlichter Regenzo! Wie oft bist du, ohne es zu wollen, in ein Fettnäpfchen gestolpert! Dabei bist du herzensgut und willst niemals jemand etwas zuleide tun. Fahr wohl, und kehre heil zurück!
    Es war ein stolzer Anblick, als die vier gewaltigen Schiffe die Leinen lösten und langsam aus dem Unterrheinhafen trieben. Zunächst wurden sie von Booten in die Strommitte gezogen, dann setzten sie die Segel, fuhren die Ruder aus und trieben den Rhein hinab. Dabei herrschte gewaltiger Lärm, denn offenbar mußte jeder der fünfzehnhundert Kämpfer seinen Lieben am Ufer noch ein paar Abschiedsworte zurufen, und umgekehrt ebenso.
    Neben uns stand Regenzos Frau Methildis, und auch sie winkte heftig mit einem großen weißen Tuch, damit ihr Mann sie leicht in der Menge entdecken konnte. Sie strahlte vor Stolz auf ihren Mann, den Kreuzfahrer, und hatte offenbar nicht die geringste Angst um ihn. Stand er denn nicht unter unmittelbarem und persönlichem Schutz Gottes? Wir sahen den Schiffen nach, bis sie in der Ferne verschwunden waren.
     
    In den nächsten Wochen empfand ich es als etwas anstrengend, daß Methildis jeden Tag in unser Haus kam, um die Vermutung mit mir zu erörtern, sie könne nun doch endlich schwanger sein - von der letzten Nacht mit Regenzo. Sie machte tausend Pläne für das Kind - aber nach drei Wochen zeigte sich leider, daß ihre Hoffnung auch dieses Mal wieder nichtig war, und ihre Besuche hörten schlagartig auf.

    Im Mai zog dann Kaiser Friedrich von Regensburg los, mit einem gewaltigen Heer, wie es hieß. Es war von hunderttausend Mann die Rede, und jeder war davon überzeugt, daß unser Kaiser, der schon so oft gesiegt und selbst seine Niederlagen letzten Endes immer in Siege umzuwandeln verstanden hatte, die Feinde aus dem Heiligen Land jagen würde.
     
    Zur gleichen Zeit brachen Gottschalk und ich nach Braunschweig auf. Wir wußten, daß nun für Kaufleute eine schwere Zeit anbrach, denn viele Leute hatten all ihr Geld ausgegeben, um den Abreisenden Grundstücke abzukaufen oder in Pfand zu nehmen. Diese wiederum hatten den Erlös in Rüstungen gesteckt, Pferde und Proviant gekauft. Die Waffenschmiede hatten prächtige Geschäfte gemacht, aber viele von ihnen waren gleichfalls ins Heilige Land gezogen - ihre Dienste waren beim Heer mehr als gefragt. Wir

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