Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman
rechneten damit, daß Herzog Heinrich Geld genug haben sollte, um einen großen Teil unseres Rheinweins zu kaufen, wir hatten einen hervorragenden Jahrgang anzubieten. So rumpelten unsere schwerbeladenen Wagen über die Straßen, die wir so gut kannten.
Aber als wir im Juni Braunschweig erreichten, war Herzog Heinrich nicht da. Wohl aber Mathilde, die sich zwar sehr über unsere Ankunft freute, mir aber trotzdem ziemlich niedergeschlagen erschien.
Ich fragte sie, ob ihr ein kleiner Ausritt guttun würde. Ich ritt inzwischen hervorragend, denn ich hatte mir längst angewöhnt, auf unseren Reisen lieber im Sattel als auf den arg holpernden und stoßenden Wagen zu sitzen. Aber Mathilde schüttelte den Kopf.
»Kein Ritt. Ich darf mich wieder auf ein Kind freuen. Das zeigt mir, daß Gottes Segen mit uns ist, wenn ich auch meinen Mann entbehren muß.«
Und dann erzählte sie mir, daß der Kaiser im vergangenen Jahr den Löwen nach Goslar zu seinem Hoftag befohlen hatte. Heinrich ging ungern dorthin, konnte sich aber der Anordnung seines Vetters nicht entziehen. Mathilde erzählte weiter:
»Der Kaiser empfing meinen Mann unter vier Augen.
›Ich wünsche, Vetter, daß du mich begleitest, wenn ich mich ins Heilige Land begebe‹, sagte er mit freundlichem Lächeln. Dieses Lächeln kennt mein Heinrich sehr gut. Es bedeutet in der Regel, daß Friedrich sein Gegenüber zu etwas zwingen will, was durchaus nicht dessen Wünschen entspricht.
›Ich bin schon einmal nach Jerusalem gepilgert und habe nicht die Absicht, dies zu wiederholen‹, antwortete er darum trocken.
›Wenn dir die Mittel fehlen sollten: Du kannst auf meine Kosten reisen. Ich werde sämtliche Aufwendungen tragen‹, bot Friedrich an.
In Heinrich begann es bereits zu sieden. Der Kaiser hat uns den größten Teil unseres Besitzes gestohlen, wollte er ihn mit diesem Angebot verhöhnen? Ach, dieses arglose, jungenhafte Lächeln! Heinrich kannte seinen Vetter gar zu gut. Er schüttelte darum nur stumm den Kopf.
Friedrich beobachtete den Löwen, ob er ihn nicht doch noch überreden konnte. Aber dessen verstockte Miene sagte das Gegenteil.
Der Kaiser zuckte mit den Schultern.
›Gut, wenn du nicht willst, dann nicht. Schade, du hättest dich auf diesem Zug vielleicht auszeichnen können. Also dann: Ich verbanne dich abermals. Geh wieder zu deinem Schwiegervater in die Normandie. Sagen wir: für drei Jahre.‹
Heinrich war wie vor den Kopf geschlagen. Damit hatte er nicht gerechnet.
›Warum?‹ entfuhr es ihm. Aber Friedrich lächelte nur abermals. Da sagte Heinrich bitter:
›Ach so, du hast noch immer solche Angst vor mir, daß du mich nicht in deinem Rücken zurücklassen willst? Angst, obwohl du mir doch fast allen Besitz, fast alle Macht weggenommen hast?‹
Da zischte der Kaiser mit leiser Stimme: ›Du gehst in die Verbannung, oder ich nehme dir den Rest auch noch weg. Mein Sohn steht mit ausreichend Truppen bereit. Es sei denn, du entschließt dich doch, mit mir auf den Kreuzzug zu gehen, wo ich dich unter Aufsicht habe.‹
Da machte Heinrich einen raschen Schritt auf den Kaiser zu, so daß dieser unwillkürlich zurückwich, lachte höhnisch und rief:
›Oh mein Vetter, solltest du etwa doch ein Feigling sein? Du großer, erfolgreicher, berühmter Kaiser. Ich war mein Leben lang ehrlich zu dir, habe dir die Treue geschworen und immer gehalten. Ich sehe nun, wie weit ich damit gekommen bin. Ich sage dir etwas, Friedrich: Ich bin fertig mit dir, ganz und gar fertig.
Zieh du nur nach Jerusalem, stell dich als großer Held dar, aber ohne mich.
Ich müßte ja jeden Tag speien, wenn ich dich sehe. Da gehe ich lieber in die Normandie.‹
Ungerührt von Heinrichs leidenschaftlichem Ausbruch sagte der Kaiser: ›Gut, so sei es. Hier ist meine Bibel. Du schwörst mir, daß du im April kommenden Jahres, also vor meiner Abreise, nach England gehst und vor Ablauf von drei Jahren nicht zurückkehrst. Dein ältester Sohn muß mit dir gehen.‹
Heinrich legte rasch die Hand auf das Heilige Buch und sagte leise: ›Ich schwöre. Außerdem schwöre ich, daß ich dich niemals mehr in diesem Leben sehen werde.‹
Dann wandte er sich ohne Gruß ab und ritt schnurstracks
nach Braunschweig zurück. Vor zwei Monaten ist er dann, seinem Eid entsprechend, in die Normandie abgereist.«
Ich sah sie an und legte den Arm um sie.
»Aber du bist hiergeblieben, Mathilde? Ohne ihn, und auch ohne deine Kinder?«
Sie seufzte.
»Ja, die Trennung von meinem Mann
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