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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Heute abend würden sie Bauchweh haben.
    »Es gibt schon vernünftige Gründe für seinen Entschluß, Sophia.«
    Er hob einen Finger.
    »Erstens: Er kann es sich nicht leisten, seine Kräfte zersplittern zu lassen, und das kann auf See ganz leicht geschehen. Darum marschiert er auf dem gleichen Weg wie damals Herzog Heinrich der Löwe - nur war es bei diesem eine friedliche Pilgerfahrt und kein Kriegszug. Übrigens regiert im Seldschukenreich noch immer Kilidsch Arslan, der damals den Löwen so begeistert als seinen Vetter empfangen hat. Die Gesandtschaft an seinen Hof ist bereits zurückgekehrt mit Kilidschs freudiger Zusage, er wolle den Kaiser ›wie seinen Herrn‹ empfangen. Offenbar scheint dieser Sultan eine Vorliebe für christliche Fürsten zu haben - nur natürlich nicht für den Kaiser von Byzanz, der ihm zu nah auf der Pelle hockt. Kaiser Friedrichs Delegation an diesen ist übrigens noch nicht wieder zurück, wie üblich gibt es vermutlich monatelange Verhandlungen darüber, welche Wege das Kreuzheer zu benutzen hat und wo es Station machen darf. Das ist bei den Byzantinern immer so.«
    Ich war noch nicht ganz überzeugt. »All dies hätte der Kaiser aber doch durch den Seeweg vermeiden können. Ich
an seiner Stelle hätte die bequemere Strecke gewählt und hätte darauf gehofft, daß nur leichte Brisen die Segel füllen und kein Sturm sich regt.«
    Constantin räkelte sich in der Sonne und hob einen weiteren Finger.
    »Zweitens: Er rechnet mit einem Heer, das etwa hunderttausend Mann umfaßt. Hast du eine Ahnung, wieviel Schiffe er brauchen würde, um sie alle samt Pferden und Troß zu transportieren?«
    Ich überlegte. Auf sehr großen Schiffen, ohne jede Bequemlichkeit, eng zusammengepfercht - höchstens vierhundert bis fünfhundert Männer pro Schiff.
    »Ungefähr zweihundert Schiffe?«
    »Eben. Die hat er nicht. Die kann er auch nicht bauen lassen, sonst ist seine Kasse leer, ehe er überhaupt losgezogen ist.
    Constantin blinzelte in die Sonne. Sein Gesicht, von Brandnarben entstellt, hatte noch immer kaum Falten, obwohl er die Fünfzig inzwischen längst überschritten hatte, und seine Haare leuchteten fast noch im Goldblond seiner Jugend. Er hob einen dritten Finger.
    »Ich will dir jetzt etwas verraten, Sophia. Du würdest es vielleicht auch so erfahren, denn ich kenne ja deine Neugierde. Da du aber zum Glück nicht außerdem noch eine Klatschbase bist, verlasse ich mich darauf, daß du es für dich behältst.«
    Jetzt brannte ich vor Wißbegierde.
    »Drittens: Ein Ritter ist auf dem Hoftag in Mainz, ehe er sich für das Kreuz entschied, zu einer Wahrsagerin gegangen. Sie sollte ihm sagen, ob seine Frau ihm während einer möglicherweise langen Abwesenheit treu bleiben würde oder nicht, in welchem Fall er doch lieber zu Hause geblieben wäre. Er fragte, an welchem Tag die Sterne so stünden, daß sie diese befragen könnte, aber die Frau winkte ab. Sie
sähe die Zukunft nicht nur während des Dunkels der Nacht, soll sie gesagt haben. Sie forderte zuerst ihre Gebühr und steckte sie ein; dann nahm sie eine große Schale und füllte sie mit Wasser, goß dann einige Tropfen Öl dazu und schaute, wie die Schlieren sich im Wasser verteilten. Dabei murmelte sie leise etwas vor sich hin, was der Ritter nicht verstand. Plötzlich fing sie an zu schreien, weh und ach. Der Ritter fragte erschrocken, was sie denn von seiner Frau gesehen hätte; aber sie winkte nur ab. »Ach, deine Frau! Soweit war ich noch gar nicht. Nein, der Kaiser, unser Kaiser! Oh weh und ach, er wird auf diesem Kreuzzug ertrinken. Wer wird uns dann schützen, wenn er nicht mehr ist?« Und weinend ging sie davon. Der Ritter stand ganz belämmert da und ärgerte sich, daß er so dumm gewesen war, schon vorher zu zahlen. Jetzt war er nicht klüger als zuvor, was seine Frau betraf. Dann ging er in das nächste Gasthaus, betrank sich und erzählte allen Leuten von der Wahrsagung, die sich so in Windeseile verbreitete.«
    Ich saß da, voller Unbehagen und nachdenklich. Der kleine Karl ritt zu wild auf seinem Holzpferd, stolperte über seine Füße, fiel hin und begann zu schreien. Constantin erhob sich, packte seinen Jüngsten, klopfte ihm den Schmutz von den Knien, wischte zwei oder drei Blutstropfen weg und wiegte das Kind liebevoll im Arm, worauf das Geschrei prompt verstummte und Karl wieder zum Boden strebte, um seine Ritte fortzusetzen, genauso wild wie zuvor.
    »Constantin«, fragte ich zaghaft, »das ist doch wohl Unsinn, oder? Wie

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