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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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daran erinnert, daß ich ihn in seinem Korb abgestellt und schon viel zu lange nicht mehr gestillt hatte.
    Mir war natürlich klar, welch unglaublichen Wert eine solche Karte darstellte. Ich hätte Kopien davon zu stolzen Preisen verkaufen können, aber sie gehörte zu den Geschäftsgeheimnissen, die man auch für riesige Summen nicht weitergab, weil ihre Kenntnis den Vorsprung vor anderen Kaufleuten ausmachen konnte.
    Von Zeit zu Zeit hörte Vater im Rat etwas von der Reisegesellschaft, dann kam er gleich zu mir, und wir stellten eine kleine Puppe auf der Karte dorthin, wo der Löwe und mit ihm mein Gottschalk sich gerade vermutlich aufhielten. Zweimal bekam ich auch Briefe von ihm, die er Kaufleuten mitgab, die in die Gegenrichtung reisten; aber bis die Briefe in meine Hand kamen, war jedesmal sehr viel Zeit vergangen, und es war schwierig für mich, die Nachrichten in Übereinstimmung zu bringen.
    Einmal erhielt ich auch einen Brief von Mathilde, die mir auf einem langen Pergament sehr viel zu berichten hatte, aber vor allem eines:. Auch sie war nun Mutter - es war jedoch noch immer nicht der Sohn, den Heinrich sich so sehnsüchtig wünschte, sondern ein kleines Mädchen, das den Namen seiner mächtigen Großmutter, der Kaiserin Richenza, erhielt.
    »Ich hatte so sehr auf einen Sohn für meinen Löwen gehofft; aber als ich den ersten Blick in das feierliche kleine Gesicht meines Töchterchens warf, brach ich in Tränen aus - vor Glück. Mein Herz floß über vor Liebe und Freude, und nicht einmal ein Hauch von Enttäuschung war dabei. Ich kann es kaum erwarten, daß Heinrich zurückkehrt, damit ich ihm dieses Geschenk in die Arme legen kann.«

    Natürlich hat Gottschalk uns allen nach seiner Rückkehr oftmals und haarklein berichten müssen. So kann ich dir, obwohl ich nicht an dieser Reise teilnehmen durfte, recht genau schildern, was damals geschah, fast, als ob ich selbst dabeigewesen wäre.
    Die Kölner Kaufleute, darunter mein Mann Gottschalk, mein Vetter Helperich, dann noch Godefrid, ein Onkel von Hildeger Hardefust, trafen im Januar in Regensburg ein, einen Tag später kam Herzog Heinrich mit einem prunkvollen Gefolge dazu. Man hätte meinen können, ein König befinde sich auf der Reise, und wie ein König lebte der Löwe ja auch, nur daß er keine Krone trug. Der Zug nahm seinen Weg nach Klosterneuburg, das liegt in der Nähe von Wien. Dort erwartete ihn Herzog Heinrich von Babenberg, der den Spitznamen »Jasomirgott« trägt, weil er viele seiner Sätze mit den Worten beginnt: »Ja, so mir Gott helfe …«. Nach dem Tode Heinrichs des Stolzen hatte er dessen Witwe Gertrud von Supplinburg geheiratet, also die Mutter des Löwen. Aber Gertrud wurde ihm nach einem knappen Ehejahr durch den Tod entrissen, und Heinrich besuchte nun ihr Grab und verweilte lange dort, um sie zu betrauern.
     
    Ich wußte von Mathilde, daß ihr Tod für Heinrich ein schrecklicher Schlag gewesen war. Zu viele Todesfälle hatten ihn als Kind betroffen.
    Acht Jahre war er alt, als nach dem Tode seines kaiserlichen Großvaters sein Vater, Herzog Heinrich der Stolze, um die Königskrone betrogen wurde. So sah das jedenfalls das welfische Haus. Zwei Jahre später verlor er ganz plötzlich und unerwartet den Vater und wieder zwei Jahre darauf die Großmutter Richenza, die sich sehr um die Erziehung des Enkels gekümmert und heldenhaft für sein Erbe gekämpft hatte. Im Jahr darauf hatte Heinrichs schüchterne Mutter beschlossen, ein einziges Mal nach ihren eigenen Wünschen
zu leben. Sie hatte dem Babenberger ihre Hand gereicht, nur um schon im folgenden Jahr im Kindbett zu versterben. Dies geschah an ihrem achtundzwanzigsten Geburtstag, und ihr Sohn Heinrich, der spätere Löwe, war erst dreizehn Jahre alt und stand nun ganz allein. Mit dem einstigen Stiefvater Jasomirgott verstand Heinrich sich gut. Dieser hatte als zweite Gemahlin eine sehr vornehme griechische Dame, Theodora Komnena. Sie war eine Nichte des Kaisers Manuel von Byzanz, und sie begrüßte den Löwen so herzlich wie einen lange nicht gesehenen Sohn.
    Das Gefolge des Herzogs und auch die befreundeten Kölner sahen dies mit Stolz und Genugtuung; der einzige, der ein saures Gesicht zog, war der neue Bischof Konrad von Worms; er hatte sich im Auftrage Barbarossas dem Zug von Herzog Heinrich angeschlossen, wollte aber nicht mit bis ins Heilige Land, sondern sein Ziel war Byzanz. Warum? Das blieb sein Geheimnis - oder vielmehr das Geheimnis von Kaiser Friedrich.
    Wir haben

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