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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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überantworten. Der Kaiser möge darum gestatten, daß sie einen Boten an den Herzog sandten.
    Der Bote durfte sich auf den Weg nach Stade machen. Mein Mann empfing ihn. Dieser Schlag traf ihn nicht mehr, eher rührte ihn die Treue der Lübecker und ihre Mannhaftigkeit.
    Heinrich wußte nun, daß ihn nichts mehr retten konnte. Zwar war er noch mit seinem allerletzten Getreuen, Gunzelin von Schwerin, damit beschäftigt, Stade stärker zu befestigen und sich damit dem bevorstehenden Angriff
entgegenzustellen, aber im Grunde hatte er erkannt, daß es dem Kaiser gar nicht darum ging, ihn im Feld zu besiegen, sondern daß Friedrich ihm Stück für Stück die Grundlagen nahm, auf denen mein Mann sein Reich aufgebaut hatte.
    Dann erfuhr Heinrich, daß der Kaiser nach der Kapitulation Lübecks nach Lüneburg marschierte. Friedrich schlug sein Lager auf dem Zeltberg auf; ich konnte von der Stadtmauer aus deutlich sein Zelt mit dem purpurfarbenen Wimpel erkennen. Ich war eisern entschlossen, die Stadt gegen den Kaiser zu verteidigen. Was aber, wenn er die Mauern überwand, wenn seine Kriegerscharen in die Straßen strömten? Wo konnte ich Sicherheit für meine Kinder finden? Ich ließ Barrikaden in der Kirche St. Cyriak richten, um sie dorthin zu schicken, falls der Kaiser die Stadt einnahm - was ich vermutlich nicht verhindern konnte. Trotzdem ließ ich mir eine Rüstung anpassen und übte mit einem Schwert, das hatte ich zuletzt in der Kinderstube mit meinen kleinen Brüdern getan. Mein Löwe sollte sich meiner nicht schämen müssen.
    Doch der Kaiser zögerte mit dem Angriff, obwohl Lüneburgs Befestigungen vieles zu wünschen übrigließen. Aber wie hätte der große, mächtige, gütige und gerechte Kaiser dagestanden, hätte er eine Frau und ihre kleinen Kinder angegriffen? So kam der Bote meines Mannes noch rechtzeitig angehetzt, ehe der Angriff auf Lüneburg begann. Heinrich bat den Kaiser um freies Geleit, er wollte sich dem Kaiser stellen. Der Krieg war zu Ende, ich konnte meine Rüstung unbenutzt wieder fortlegen. Unter uns: Darüber war ich doch sehr erleichtert.
    Und nicht nur ich. Du wirst es nicht glauben: Die Kunde, daß mein Löwe sich näherte, war in aller Munde, und viele Herren aus dem kaiserlichen Lager bestiegen ihre Pferde und ritten meinem Mann entgegen, um ihn auf seinem Weg zu geleiten - ihn, den sie soeben noch hatten im Felde schlagen, vielleicht auch töten wollen. Wie mag mein Heinrich sich
dabei gefühlt haben? Er hat später nicht darüber sprechen wollen. Aber er reiste langsam; vermutlich mußte er sich innerlich erst darauf vorbereiten, wie er dem Kaiser gegenübertreten, was er sagen, erbitten, anbieten sollte. So kam es, daß die Gesandten des Auslandes ihn auf dem Weg zum Kaiser noch überholten. Ja, Boten meines Vaters, des Königs von Frankreich, des Grafen von Flandern, sie alle galoppierten zum Kaiser, brachten Geschenke und legten Fürbitten für den ehemaligen Herzog von Sachsen und Bayern ein. Ich konnte es nicht fassen. Wohlfeil war diese Hilfe - jetzt, wo es zu spät war.
    Und der Kaiser? Ja, meine Liebe, der ergriff die Flucht. Jedenfalls reiste er schleunigst ab, um nicht mit meinem Löwen zusammentreffen zu müssen. Vielleicht mußte auch er zuerst nachdenken, was zu tun sei. Die fremden Gesandten hatten deutlich gemacht, daß das gesamte Ausland sehr genau darauf schaute, was sich im Kaiserreich abspielte.
    Sie trafen erst am 11. November im Jahre des Herrn 1181 in Erfurt zusammen, der über allem thronende Kaiser und der geschlagene Löwe, einst mächtigster Fürst. Ich war nicht dabei, ich wollte keinesfalls die Demütigung meines Mannes mit ansehen. Aber im Geist war ich bei ihm und litt mit ihm. In meinen Gedanken schritt ich an seiner Seite auf den Kaiser und die Kaiserin zu, die mit ernsten Gesichtern, aber innerlich triumphierend, auf ihrem Thron saßen. Ich sank neben ihm auf die Knie und verneigte mich, und als Heinrich den Fuß des Kaisers küßte, war mein Mund neben dem seinen. Ich kostete die Verzweiflung der Niederlage mit ihm aus, so wie ich seine Macht und Herrlichkeit über viele Jahre mit ihm geteilt hatte. Meine Seele war bei ihm, als der Kaiser ihn eine Weile liegenließ, dann sanft in die Höhe zog und auf die Wange küßte. Ich sah, obwohl ich weit entfernt war, die gefühlvollen Tränen über Friedrichs Antlitz rollen, ich sah das winzige Triumphlächeln der Kaiserin. Auch über
mich hat Beatrix in diesem Augenblick gesiegt, meine Kinder werden ihren

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