Die Tuchhaendlerin von Koeln
heiratsfähige Söhne. Und die sollen sich mit dänischen Prinzessinnen zufriedengeben? Ich war mir sicher, daß dies ganz und gar nicht im Sinne von Kaiserin Beatrix gewesen wäre.
Waldemar platzte vermutlich fast vor Stolz und erschien auf der Stelle im kaiserlichen Lager. Da ich den Kaiser gut kenne, kann ich mir leicht vorstellen, wie charmant und liebenswürdig er mit dem Dänen umging, ihn an der Hand nahm und ›Bruder‹ nannte. Vermutlich gingen sie am Strand miteinander spazieren und schauten auf die dänische Flotte, die da herangesegelt kam, um dem kaiserlichen Wunsch zu folgen.
Der gute Waldemar, der über viele Jahre hinweg gewohnt war, den Befehlen meines Gatten zu gehorchen, muß sich außerordentlich geschmeichelt gefühlt haben. Da wir aber noch immer unsere Spione am kaiserlichen Hof haben, die uns heimlich auf dem laufenden halten, kann ich mir bestens vorstellen, wie Waldemar aus allen Wolken fiel, als der Kaiser ihm sehr freundlich und wie selbstverständlich mitteilte, wieviel Waldemar für die Mitgiften seiner Töchter aufzubringen hätte. Eine Heirat mit einem Kaisersohn ist eben eine kostspielige Angelegenheit, die gibt es nicht umsonst. Es handelte sich um Summen, die Waldemar niemals aufbringen konnte, und sein Gesicht soll darauf sehr lang geworden sein. Und Friedrich, dieser geübte Schauspieler, bemerkte scheinbar bestürzt, wie kleinlaut sein Gast da plötzlich wurde. Besorgt
legte er ihm die Hand auf den Arm. Ich kann mir genau vorstellen, was er zu ihm gesagt hat. Zu teuer für Dänemark? Aber lieber Freund, da wird sich schon eine Lösung finden. Wenn wir uns auf eine Heirat beschränken, ginge das, oder könnt Ihr selbst diese Mittel nicht aufbringen? Das stand in Waldemars Möglichkeiten, und er fühlte sich auch noch reich beschenkt und stimmte erleichtert zu.
Ach, dieser Friedrich! Eine mögliche Hochzeit, vielleicht, jedenfalls aber in weiter Ferne - aber die dänische Flotte war da. Zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, wo der Kaiser sie brauchte.
Jetzt war Lübeck abgeriegelt und das Schicksal der Stadt eigentlich schon besiegelt. Aber die Bürger gaben noch immer nicht auf. Sie baten ihren Bischof, der einst Abt in Braunschweig gewesen war, einen ehrwürdigen alten Mann von tadellosem Ruf, er möge doch zum Kaiser gehen und ihm die Beweggründe der Bürger erläutern.
Ich hatte später noch Gelegenheit, mit dem greisen Bischof zu sprechen, und er schilderte mir, wie er zum Kaiser gegangen war, und wie dieser geduldig anhörte, was er ihm zu sagen hatte. Der Bischof erinnerte ihn daran, daß Heinrich doch sein leiblicher Vetter sei; daß er ihm viele Jahrzehnte in Freundschaft verbunden war, daß er ihm zahllose Dienste erwiesen und ihn nicht zuletzt unter Einsatz des eigenen Lebens in Rom vor dem Pöbel gerettet habe, welcher den Kaiser erschlagen wollte.
Der Kaiser hörte dies mit Mißfallen, bemühte sich aber um eine freundliche Miene. Betrübt setzte er dem Bischof entgegen, daß Vetter Heinrich sich wieder und wieder etwas zuschulden habe kommen lassen, und zählte dessen Sündenliste auf.
Dann fügte er noch hinzu, er, der Kaiser, habe unendliche Geduld gezeigt, aber nun müsse damit Schluß sein.
Unschuldig fragte der alte Bischof, warum der Kaiser denn jetzt so hart gegen den Löwen vorgehe wegen der gleichen Dinge, welche er die ganzen langen Jahre ohne weiteres geduldet hatte.
Das war Barbarossa sichtlich sehr unangenehm. Die Wahrheit wäre gewesen, daß die Gelegenheit jetzt eben sehr günstig war, einen Mann zu vernichten, dessen bloße Existenz die Allmacht des Kaisers in Frage stellte. Aber seit wann sprechen Politiker die Wahrheit aus? Das war noch nie so, das ist jetzt nicht so, und das wird vermutlich auch in ferner Zukunft nicht so sein.
Statt dessen berief sich Kaiser Friedrich auf Gott. Wenn ein so überaus mächtiger Mann wie Herzog Heinrich von Sachsen und Bayern falle, dann könne das ja wohl nur durch Gottes Hand bewirkt worden sein.
Der Bischof schaute Barbarossa darauf lange schweigend an und ging auf diese seltsame Begründung mit keinem Wort ein. Dann sagte er mit sanfter Stimme, er sei nun hier auf die Bitte der Lübecker Bürger. Sie hätten dem Herzog Treue geschworen und gedächten sie nicht zu brechen. Da sie aber wohl wüßten, daß sie nicht gegen die kaiserliche Macht bestehen könnten, so wollten sie den Herzog bitten, er möge sie von ihrem Eid entbinden und ihnen selbst die Erlaubnis geben, dem Kaiser die Stadt zu
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