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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Verdacht,
daß sie meine Kochkunst nicht besonders hoch einschätzte. Der Löwe war auf der Jagd, denn die Fleischvorräte der Burg gingen zu Ende, und die Köchin bereitete alles vor, um das Wildbret rasch zu verarbeiten und haltbar zu machen.
    Da hörte ich Reiter im Hof, verließ die Köchin und ihre interessanten Kochrezepte und lief in die Halle. Der Löwe war zurückgekehrt und ließ gerade die Beute ausladen; viel Jagdglück hatte er an diesem Tag nicht gehabt.
    Plötzlich preschte einer der Stadtsoldaten durch das Tor, sprang ab und verneigte sich tief vor dem Herzog. »Der Hauptmann schickt mich, ich soll melden: Der junge Herzog ist gerade eingetroffen und nun auf dem Weg zur Burg.«
    Verblüfft sah der Herzog ihn an. »Einer meiner Söhne? Welcher denn?«
    Das wußte der junge Soldat nicht und wurde verlegen. In diesem Augenblick kam der angekündigte Reiter aber auch schon an und sprang vom Pferd. Es war der älteste Sohn Heinrich, der im vorigen Jahr als kaiserliche Geisel in den Süden geritten war. Er war blaß und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Offensichtlich war er zu Tode erschöpft.
    Der Löwe war kein Mann, der gern überflüssige Fragen stellte. Er nahm seinen Sohn in den Arm, führte ihn die Treppe hinauf und rief mir zu: »Rasch in die Küche, Sophia, ich bitte dich. Das Abendessen soll auf der Stelle serviert werden.«
    Ich richtete diesen Auftrag eiligst aus, womit ich bei der Köchin einen Tobsuchtsanfall auslöste, denn das Geflügel drehte sich noch am Spieß und war nicht gar. Da ich aber wußte, was junge Männer wieder aufblühen läßt, sagte ich der Küchenmagd, dann solle sie eben Wein, Wasser und Brot in das Zimmer des Herzogs bringen, das sei fürs erste genug. Als ich dort eintrat, fand ich den jungen Heinrich in den Armen seines Vaters, und beide weinten.

    »Unser Lothar ist tot«, sagte der Löwe und wischte sich über das Gesicht.
    »Heinrich war in Augsburg und stand an seinem Grab.«
    Ich war fassungslos.
    »Was ist ihm denn geschehen, war er krank?«
    »Ich weiß es doch nicht«, klagte der junge Heinrich. »Ich wollte ihn abholen, ich bin geritten wie der Teufel. Aber als ich nach Augsburg kam, war er tot.«
    »Abholen?«
    Ich verstand gar nichts, und der Löwe offenbar ebensowenig. Mit gepreßter Stimme sagte er:
    »Heinrich, bis jetzt habe ich nur verstanden, daß dein Bruder Lothar nicht mehr lebt. Ein neuer schwerer Schicksalsschlag für uns; die Familie wird immer kleiner. Mein Verstand hat es vernommen, mein Herz hat es noch nicht begriffen.
    Was mir überhaupt nicht in den Sinn will: Als kaiserliche Geiseln mußte ich meine Söhne ziehen lassen - wie kamst du also nach Augsburg, und wieso darf ich dich jetzt wieder bei mir sehen?«
    »Der Kaiser schickte Lothar nach Augsburg, ich hingegen mußte ihn begleiten. Der Staufer wurde zu Ostern in Rom gekrönt. Dann marschierte er los Richtung Süden. Er wollte diesem Tancred Sizilien wegnehmen, und ich mußte mit. Ich hatte den Befehl, mich niemals weiter als eine halbe Meile vom Kaiser entfernt aufzuhalten. Aber auf dem Weg brach bei glühender Augusthitze eine Fieberepidemie im Heer aus. Wir waren bei Neapel und konnten nicht mehr weiter. Nachdem es Tausende von Opfern gegeben hatte, vermochten wir die Toten nicht mehr zu bestatten. Dein Erzbischof war ebenfalls darunter, Sophia. Dann erkrankte auch der Kaiser schwer. Ich nahm an, daß er den Abend nicht mehr erleben würde, und ich merkte, daß ich mich auch schon angesteckt hatte. Ich wollte nicht sterben, da bin ich abgehauen, fort aus
dieser Fieberhölle. Ich ritt einen halben Tag, dann konnte ich nicht mehr. Ich hatte nichts zu essen dabei, und so lag ich zwei Tage an einem Bach und trank nur ab und zu einen Schluck Wasser. Ich dachte, ich müßte ganz allein dort verrecken; aber dann ging es mir besser. Ich hatte Hunger und fand wilde Himbeeren. Dann fing ich einen fetten Vogel und briet ihn mir, das gab mir die Kraft, weiterzureiten, denn mein Pferd war zum Glück ganz friedlich in meiner Nähe geblieben, während ich im Fieber lag.
    Ich dachte, wenn der Kaiser tot ist, gilt das Geiselgelübde nicht mehr, und ich kann endlich heim nach Braunschweig. Und da wollte ich meinen Bruder mitnehmen, über Augsburg zu reiten war ja kein großer Umweg. Ich freute mich so auf Lothar, aber als ich dort ankam, mußte ich mich lange nach seiner Unterkunft durchfragen. Schließlich erfuhr ich, daß man ihn bei einem sehr alten Priester untergebracht hatte. Dort klopfte ich

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