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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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größten Teil der Gewürze. Den Rest setzten wir sehr rasch bei den Braunschweiger Händlern ab, so daß nach zwei Tagen unsere Wagen leer waren.

    Gottschalk fragte mich, ob ich denn dieses Mal mit nach Lübeck fahren wollte. Aber da schaltete Herzog Heinrich sich sofort ein.
    »Wenn du deine Frau nicht unbedingt für dein Geschäft brauchst, dann wäre ich dir doch sehr dankbar, wenn du sie für die Dauer deiner Reise bei mir lassen wolltest. Ich bin allein - zwei meiner Söhne hat der Kaiser sich genommen, und die andern Kinder halten sich bei ihrer Großmutter Alienor auf. Ich fände es so schön, mit Sophia über die guten alten Zeiten zu plaudern, als hier noch eine fröhliche Kinderschar herumtobte und meine geliebte Frau noch bei uns war.«
    Gottschalk zögerte kurz, gab dann aber seine Zustimmung, und so winkte ich am folgenden Tag den Männern nach, als sie Richtung Lübeck abzogen.

    »Laß uns zu Mathilde gehen und dann ein wenig spazieren«, meinte der Herzog.
    »Gerne, Euer Gnaden«, antwortete ich.
    Er seufzte. »Ach, Sophia!« sagte er betrübt. »Du kennst mich nun schon, seit ich als sehr aufgeregter Bräutigam meine Mathilde vor der Hochzeit besuchte. Das ist jetzt weit über zwanzig Jahre her, und seitdem warst du die beste Freundin meiner Frau, aber noch immer redest du mich mit ›Euer Gnaden‹ an. Es ist wohl, weil ich schon so alt bin?«
    Ich sah ihn an. Herzog Heinrich zählte über sechzig Jahre, sein Haar war schon lange nicht mehr rabenschwarz, und der kurze Bart auch nicht. Sorgen und Mühen hatten ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, aber seine Augen funkelten noch so wach wie damals, als er Mathilde mit süßen, zarten Worten betörte - soweit ich das mitbekommen hatte.
    »Ihr seid ein großer Fürst und verdient jede Ehrerbietung«, sagte ich.
    Heinrich schüttelte wehmütig den Kopf. »Ich mag ein großer Fürst gewesen sein, habe jedoch das meiste von dem verloren, was einst mein war. Aber hast du in all den Jahren denn nicht bemerkt, daß ich auch ein schlichter Mensch bin, der wenig Wert auf Formalitäten legt?«
    Oh ja, ich hatte oft gesehen, wie er mit seinen Soldaten, seinem Gefolge oder den Braunschweiger Bürgern redete: unbefangen und gar nicht von oben herab.
    »Um deiner Freundschaft zu Mathilde willen, nenne mich bitte Heinrich«, bat er. »Auch ich brauche jemand, der mir ganz einfach nur seine Freundschaft schenkt …«
    So hatte vor langen Jahren auch Mathilde zu mir gesprochen. Ich nickte beklommen, machte in den folgenden Tagen aber meist einen Bogen um die Anrede, weil es mir schwerfiel, mit dem Löwen plötzlich auf du und du zu stehen.
    Wir spazierten dann in der Stadt herum, warfen Steine in
den Wendengraben, wobei Heinrich sie geschickt über das Wasser tanzen ließ, während meine immer nur mit einem Plumps hineinfielen. Wir besahen genau die Auslagen der Kaufleute, und Heinrich stellte mir viele Fragen, die mir zeigten, wie gut er selbst über den Handel Bescheid wußte.
    Ich hörte ihm dagegen zu, wenn er Recht sprach, so wie dies einst auch Mathilde getan hatte, und fand seine Entscheidungen stets sehr weise. Ich suchte aber auch die alten Mönche auf, den rechtsgelehrten Adalbert und den geschichtskundigen Kunibert, die sich fast täglich über irgend eine Frage in die Haare gerieten und dann lange stritten. Das bereitete ihnen ein solches Vergnügen, daß sie vermutlich beide hundert Jahre alt würden. Auch der uralte Gärtner Konrad, den Heinrich einst aus Ravensburg mitgebracht hatte, lebte noch. Er suchte jeden Morgen die schönsten Blumenknospen aus seinem Garten aus und brachte sie zum Grab seiner Herzogin.
    Aber junge Leute waren, außer ein paar Pferdeknechten, keine mehr auf Burg Dankwarderode, auch Frauen nicht, wenn man von der Köchin und zwei Küchenmägden absah. Nachdem ihre Herrin nicht mehr lebte, hatte der Löwe ihre Gesellschafterinnen alle verheiratet. Ich begriff, daß er sehr einsam sein mußte.

    Die Tage vergingen wie im Flug. Gottschalk blieb auch dieses Mal viel länger aus, als ich erwartet hatte. Der Sommer kam und ging. Ich rechnete nun jeden Tag mit der Rückkehr der Unsrigen.
    Ich stand in der Küche und schaute der Köchin über die Schulter, denn ich war immer neugierig und mir auch nie zu schade, noch etwas dazuzulernen. Ich hätte auch beim Kochen geholfen, aber die Köchin erlaubte mir das nicht. Sie lehnte meine Hilfe sehr respektvoll ab, so als sei ich zu vornehm für eine solche Arbeit, aber ich hatte den

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