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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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betrachtest, dann siehst du, daß der Unterschuß aus Leinen und blau gefärbt ist. Und dieser wunderbar schimmernde Schußfaden ist ein Häutchengoldfaden, an dem erkennst du die Kölner Borten. Sie sind sehr kostbar, sehr gesucht und darum zu Recht auch sehr teuer. Ich habe ständig mehrere Stickerinnen im Brot und verdiene sehr gut daran. Freilich kümmert sich jetzt deine Schwester Blithildis darum, denn ich kann ja nicht mehr gut laufen.

    Als wir das Gotteshaus verließen, nahm mich Constantin am Arm.
    »So seltsam das ist: Für deinen Löwen ist es ein wahres Glück, daß der Kaiser ums Leben gekommen ist«, bemerkte er.
    Ich wunderte mich. »Das will ich meinen, er hatte schließlich nichts Gutes von seinem Vetter zu erwarten. Warum du das seltsam findest, ist mir allerdings ein Rätsel«, entgegnete ich.
    »Denk doch einmal ein bißchen weiter, kleine Base. Schließlich gibt es jetzt einen neuen Kaiser. Du glaubst doch wohl nicht, daß der Staufer Heinrich ruhig mit angesehen hat, wie der Löwe wie ein heimgekehrter Vater in seine früheren Ländereien einmarschiert ist? Nein, ich weiß aus sicherer Quelle, daß er bereits Truppen zusammengezogen hat, um den Welfen zu strafen. Aber nun hat er sich um zwei Dinge zu kümmern: Erstens will er die Kaiserkrönung, und zwar rasch. Zweitens: Mit dem kinderlosen Tod des Königs von Sizilien ist der höchst unwahrscheinliche Erbfall eingetreten,
und König Heinrich beansprucht Sizilien als Erbteil seiner Gemahlin. Nun haben die sizilischen Barone aber schleunigst einen neuen König gewählt. Ich weiß nur, daß er Tancred heißt und ein illegitimer Sproß des Hauses Hauteville ist. Illegitim, aber ein Mann; das, so meint er, berechtige ihn vor der Kaiserin Konstanze, die zwar ehelich geboren, aber eben eine Frau ist. Freiwillig wird Tancred also den Thron sicher nicht räumen; will Heinrich die Regierung dort im Namen seiner Gemahlin antreten, so muß er diesen Tancred erst einmal besiegen. Na, was schließt du daraus, Sophia?«
    »Daß er schleunigst ein Abkommen mit dem Löwen braucht, damit dieser nicht in seinem Rücken macht, was er will«, sagte ich prompt.
    »Bravo, Sophia. Und genau das ist bereits geschehen. Falls ich richtig informiert bin, hat der junge Kaiser nur zwei der Söhne des Löwen als Geiseln gefordert, ihm aber das, was er sich gerade erobert hat, nicht weiter bestritten. Wie ich Heinrich von Hohenstaufen einschätze, verschiebt er die Abrechnung mit dem Löwen nur auf später. Wie der Welfe die Situation sieht, kannst du dir sicher besser vorstellen als ich.«
    Ja, ich konnte es mir vorstellen. Aber etwas wollte ich noch wissen, schließlich kannte ich Mathildes Kinder fast so gut wie meine eigenen.
    »Welche Söhne mußten denn als Geiseln gestellt werden?«
    »Du willst es ganz genau wissen? Ich kenne mich bei den Welfenkindern nicht so gut aus, ich habe nur gehört, der älteste soll mit dem jungen Kaiser nach Italien ziehen und der zweite in Augsburg bleiben.«
    Aha, also Heinrich und Lothar. Ich erinnerte mich noch gut an den Tag, als der kleine Heinrich mir mit wichtiger Miene anvertraut hatte, er habe bereits eine Braut. Hoffentlich kommt er heil aus Italien zurück, dachte ich. Und
Lothar ist ja langsam daran gewöhnt, Geisel in kaiserlichem Gewahrsam zu sein.
    Wehmütig dachte ich an die herzogliche Familie, die ich so lange und so gut kannte und der ich mich so eng verbunden fühlte. Der Familienrat hatte für das nächste Frühjahr wieder eine Handelsfahrt nach Braunschweig festgesetzt, und ich beschloß, mit dabeizusein. Wir brachen gleich nach dem Osterfest auf, nachdem wir mit allen anderen Kölnern für das neue Kaiserpaar gebetet hatten, das zu dieser Zeit in Rom gekrönt wurde.

    Übrigens erinnere ich mich, daß wir gerade auf dieser Fahrt besonders viel Kölner Borte dabeihatten. Ich wußte, daß Herzog Heinrich seit Jahren an seinem Braunschweiger Dom baute, und schätzte, daß dieser nun weitgehend fertiggestellt sein müßte. Und ich war mir sicher, der Herzog würde nicht bei der Ausstattung sparen. Und da es keine prächtigeren liturgischen Gewänder und Altartücher gab als die unseren, könnte ich damit das Geschäft des Jahres machen.

1191
    N ie zuvor war ich auf der weiten Reise nach Braunschweig so wach, so aufmerksam gewesen. Der Frühling war herrlich. Nachts war es noch frisch, aber bald nach Sonnenaufgang wurden die Temperaturen sehr angenehm. Das ganze Land lag unter einem Blütenteppich. Hummeln und Bienen

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