Die Tuchhaendlerin von Koeln
durfte auf gar keinen Fall ein Staufer sein. Zuerst bot er die Krone dem Herzog Bernhard von Sachsen an, was mich ebenso erstaunte wie ärgerte. Erstaunte, weil dieser Sohn Albrechts des Bären weder von seiner Abstammung noch von seiner Persönlichkeit her von sich reden gemacht hatte; und ärgerte, weil Bernhard das arg beschnittene Herzogtum Sachsen erhalten hatte, das nach meiner Ansicht zum Erbe des verstorbenen Löwen gehörte.
Aber siehe da: Bernhard wollte die deutsche Königskrone gar nicht haben, vielleicht aus der Erkenntnis, daß sie allzu schwer auf seinem Haupt lasten würde. Nun lud Erzbischof Adolf zu einem allgemeinen Fürstentag nach Köln ein. Eine ganz besonders dringende Einladung erging dabei an Herzog Berthold von Zähringen, und mein Vetter Constantin sagte mir mit Behagen, er wisse aus bester Quelle, daß in dem Einladungsschreiben an Berthold so etwas stehe wie, der Zähringer möge bitte eintausendsiebenhundert Mark Silber mitbringen, dafür könne er dann die Königskrone gleich mitnehmen.
Vermutlich zögerte der Herzog Berthold, denn als nächstes erfuhr Constantin, daß Adolf jetzt Richard Löwenherz als
Kandidaten im Sinn hatte. Obwohl der englische König sich gut mit Adolf verstanden hatte, nachdem dieser zu seiner Befreiung beigetragen hatte, wollte auch er dem Angebot des Kölner Königsmachers nicht folgen; er hatte schon alle Hände voll zu tun mit dem Königreich, das er bereits besaß. Er gab darum dem Kölner Abgesandten die Antwort mit, man möge doch an seiner Statt den jungen Grafen von Poitou berücksichtigen.
Du fragst, wer in aller Welt das denn wieder sei? Ganz einfach: Poitou hatte Königin Alienor ihrem Lieblingssohn Richard zugedacht. Nachdem dieser nun zum König aufgerückt war, hatte er die Grafschaft seinem Neffen Otto überlassen - dem Sohn des Löwen und seiner Frau, meiner Freundin Mathilde.
Als ich davon hörte, erinnerte ich mich daran, wie Mathilde vor vielen Jahren davon geträumt hatte, eins ihrer Kinder auf dem deutschen Thron zu sehen. Und mir fiel auch ein, wie der kleine Otto auf seinem Steckenpferd durch die Kemenate seiner Mutter geritten war. Nun, das lag viele Jahre zurück, und seine Eltern waren beide tot und konnten sich nicht mehr über die Aussicht ihres Sohnes freuen.
1198
J edoch so einfach war es nicht. Erzbischof Adolf mochte noch so gebieterisch tun, aber es tanzten keineswegs alle Fürsten nach seiner Pfeife. Während er im März des Jahres 1198 seinen Fürstentag in Köln abhielt, wurde bekannt, daß in Erfurt ebenfalls eine Versammlung von Fürsten stattfand - und diese wählten Philipp von Hohenstaufen, den Bruder des verstorbenen Kaisers. Er hatte im Jahr davor die Regentschaft für seinen kleinen
Neffen übernommen, das hätte Erzbischof Adolf zu denken geben sollen. Aber er war so versessen darauf, den nächsten König nach seinem Geschmack zu bestimmen, daß er für die Ernennung von Herzog Berthold als Kandidaten sorgte, dieser sollte noch im gleichen Monat in Andernach gewählt werden.
Aber stell dir vor: In Andernach war alles bereit, der Erzbischof stand dort in seinem schönsten Ornat, nur der vorgesehene Kandidat Berthold erschien nicht. Er hatte sich gemütlich mit Philipp verständigt und sich von ihm die eine oder andere Abrundung seiner süddeutschen Gebiete zusagen lassen. Das schien ihm vermutlich viel lohnenswerter, als sich mit diesem in einen Kampf um die Krone zu stürzen. Ich muß sagen, daß ich das recht klug von ihm fand.
Unser armer Erzbischof durfte also wieder schäumen und toben, weil es nicht nach seinem Kopf ging. Obwohl Philipp ihm ein sehr freundliches Schreiben sandte und etliches dafür bot, wenn Adolf seine Wahl anerkennen wollte, mochte dieser davon überhaupt nichts wissen. Ein Eilbote ging ab, der Otto nach Deutschland rief.
Der Erzbischof eilte ihm entgegen und kehrte mit dem jungen Welfen nach Köln zurück.
Die Bürger bereiteten ihm einen rauschenden Empfang. Er war jung, sah gut aus, und Köln hatte seit je seine Beziehungen zu England gepflegt.
Wieder stand ich in der dichtgedrängten Menge, wie damals, als seine Großmutter Alienor Köln besucht hatte. Aber während damals bitterkaltes Winterwetter gewesen war, lockte uns dieses Mal schon der Mai mit seinen Frühlingsdüften. Die Sonne strahlte auf die wartenden Leute herab, und ich hatte ein leichtes Kleid an und schwitzte dennoch zwischen den vielen Menschen. Schon aus der Ferne kündigte sich die
Ankunft des Prinzen an,
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