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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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wunderte mich; es konnte nur Gottschalk sein, aber der wäre doch wohl ins Haus gekommen? Ich lauschte noch eine Weile, hörte aber nichts mehr. Ich hatte keine Lust, im Hemd und barfuß jetzt nach unten zu gehen, fand die irdene Kanne, trank die letzten paar Schlucke Tee aus und ging dann wieder zu Bett.
    Aber ich konnte nicht einschlafen. Von Zeit zu Zeit hörte
man von verschiedenen Stellen der Stadt ein lautes Krachen, dann hatten die Belagerer wieder mächtige Steine geschleudert, ganz zu schweigen von den Brandpfeilen, welche die Belagerer in unregelmäßigen Abständen in die Stadt abschossen. Niemand konnte sicher sein, daß nicht gerade sein Haus von dem einen oder dem anderen getroffen wurde, und so hatten die erschöpften Bürger keine erholsame Nachtruhe. Eilig sprach ich ein Gebet zur Jungfrau Maria, daß sie unser Heim beschützen möge, und lauschte wieder. Da hörte ich abermals ein Geräusch aus dem Hof, das ich nicht einordnen konnte. Jetzt war ich doch so beunruhigt, daß ich ganz rasch in Hemd und Rock fuhr und die Treppe hinuntereilte, zu der Hintertür, die in den Hof führte. Draußen war es viel heller als im Haus, denn der Vollmond schien von einem wolkenlosen Himmel. So erkannte ich die Gestalt, die mir aus der geöffneten Stalltür entgegenrannte: Es war Bela, die junge Nichte unseres langjährigen Pferdeknechts Hermann. Sie schrie vor Schreck auf, als ich so unvermutet vor ihr auftauchte.
    »Was ist hier los?« fragte ich und packte sie am Arm. Sie stammelte etwas, was ich nicht gleich verstand; es kam nur mehrfach »der Herr« darin vor. Ich hielt sie bei den Schultern und schüttelte sie.
    »Rede so, daß ich dich verstehen kann«, befahl ich zornig. Sie fing an zu heulen, ihre Sprache wurde dadurch keineswegs deutlicher. Bis ich dann begriff, daß sie gesagt hatte, sie glaube, der Herr sei tot.
    Mir wurde eiskalt.
    »Ist er da drinnen?« fragte ich heiser und deutete mit dem Kopf auf die offene Stalltür. Sie nickte und heulte weiter.
    Ich nahm meinen Kopf zusammen. Ein Licht mußte her, im Stall war es stockdunkel. »Du bleibst hier stehen«, befahl ich und eilte in die Küche, so schnell ich konnte, fachte mit zitternden Händen einen Kienspan an der verdeckten Glut
im Herd an und entzündete damit eine Funzel. Damit rannte ich in den Stall, stieß mir unterwegs die Zehe blutig, merkte es in diesem Augenblick gar nicht. Bela stand noch an der gleichen Stelle.
    »Wo ist er?« fragte ich und zog sie zum Stall hin. Aber ich sah ihn gleich, als ich eintrat, ein dunkles Bündel am Fuße der Heubodenleiter. Mir drehte sich der Kopf. Eins der Pferde wieherte unruhig, und ich nahm mich zusammen. Ich kniete neben Gottschalk nieder und leuchtete in sein Gesicht. Er war sehr bleich, der Schweiß stand ihm auf der Stirn, von der Schläfe troff Blut. Er sah mit glasigen Augen an mir vorbei. Aber er lebte offensichtlich. Ich befühlte vorsichtig seinen Kopf - soweit ich feststellen konnte, war der Schädel heil.
    Ich atmete tief auf. »Und jetzt sagst du mir ganz genau, was hier geschehen ist«, sagte ich mit kalter Stimme zu dem Mädchen, das gleich wieder losheulte. Auf meinen drohenden Blick hin nahm sie sich so weit zusammen, daß ich aus ihrem Gestammel entnehmen konnte, was geschehen war. Gottschalk war von der Wache heimgekommen; aber statt sich zu seiner Ehefrau in die Schlafkammer zu begeben, war er in den Stall zu Bela gegangen. Darum war er auch durch die Gartenpforte gekommen, ich hatte also doch richtig gehört. Mitten in seinem Schäferstündchen auf dem Heuboden hatte er dann plötzlich innegehalten, sich ans Herz gegriffen und gestöhnt. Dann hatte er von ihr abgelassen, hatte etwas gesagt wie »Luft, ich brauche Luft!«, war zur Leiter getorkelt und beim Abwärtsklettern abgestürzt. Dabei hatte er sich offenbar eine Platzwunde am Kopf zugezogen.
    Um mich drehte sich alles. Ich war wütend, und mir war ganz übel vor Zorn und Kummer.
    Mit gepreßter Stimme fragte ich: »Hat er dir Gewalt angetan?«
    Bela zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf. Ohne mich
anzusehen, murmelte sie etwas von einem Kleiderstoff und einem Gürtel, den er ihr dafür versprochen hatte.
    Ich hätte sie liebend gern ins Gesicht geschlagen, aber ich nahm mich mit aller Kraft zusammen und tat ihr nichts. Ich dachte nach.
    »Hole deinen Onkel«, sagte ich dann kalt. Hermann hatte seine Schlafstelle in einem Verschlag hinten im Stall; unvorstellbar, daß er nichts mitbekommen hatte.
    Bela verschwand und kam

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