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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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bekamen zu essen und zu trinken, soviel wir wollten.
    Als es Zeit zum Schlafen war, kam unser Herr zu uns. Einer seiner Leute warf uns zwei dicke Decken hin, in die wir uns wickeln konnten. Der Herr zeigte auf seine Handgelenke und machte Zeichen, als ob wir wieder gefesselt werden sollten. Ich schüttelte heftig den Kopf und hob bittend die Hände. Da sagte er etwas mit ernster Miene. Ich vermute, wir sollten versprechen, nicht zu fliehen, nickte und legte die Hand auf das Herz. Er sah mir noch eine Weile
prüfend ins Gesicht, ob meiner Ehrlichkeit zu trauen sei, nickte schließlich und ging.
    Am nächsten Morgen gab er uns zwei Maultiere, auf denen sollten wir reiten, denn wir hätten den Kamelen kaum zu Fuß folgen können. Nach drei Tagen hatten wir seinen Stamm erreicht.
    Ich hatte keine Ahnung, mit welcher Absicht er uns gekauft hatte. Mein Sohn und ich machten uns nützlich, wo wir konnten, und bemühten uns, die Sprache des Stammes zu erlernen. Es zeigte sich, daß Apollonius viel Geschick im Umgang mit Tieren hatte, und er trieb sich meistens bei den Herden herum, die den Reichtum unseres Herrn und seines Stammes darstellten, und half den Hirten. Ich fühlte mich ziemlich überflüssig, denn ich hatte Scheu vor den großen Kamelen und hatte nichts für die Ziegen übrig. Handwerkliche Geschicklichkeit war auch noch nie meine Sache gewesen, und wie hätte ich meine Fähigkeiten als Kaufmann nutzbringend anwenden können? Jedenfalls nicht, solange ich mich nicht verständigen konnte. Um so eifriger bemühte ich mich in meinen Sprachstudien, und da ich kein Schreibmaterial hatte, schrieb ich die erlernten Wörter und ihre Bedeutung mit einem verkohlten Span auf einen Felsen. Darüber staunten die Beduinen, und sogar Ashot, unser Herr, kam und betrachtete meine Schreibkünste mit gerunzelter Stirn. Vermutlich wollte er überprüfen, ob es sich nicht um Zauberzeichen handelte, die seinen Leuten Schaden zufügen konnten. Aber da er schon weit herumgekommen war, wurde ihm vermutlich rasch klar, was ich da trieb, und er ließ mich gewähren.
    Als es so weit war, daß ich mich leidlich verständigen konnte, rief er mich zu sich und beauftragte mich, seine zahlreichen jüngeren Söhne zu unterrichten. Ich sollte sie die griechische Sprache lehren, lesen, schreiben und rechnen, damit sie mit diesen Künsten ihre älteren Brüder, die sich
statt der Wissenschaft dem Kriegerhandwerk widmeten, unterstützen könnten. Unserem Herrn schwebte offenbar eine Herrschaft seines Stammes über sämtliche Nachbarn vor - in fernerer Zukunft zwar, aber er war offenbar ein weitsichtiger Mann.
    Ich machte mir Gedanken, wie ich den Erwartungen unseres Herrn gerecht werden konnte. Es handelte sich um ein Dutzend junger Wüstensöhne im Alter zwischen vier und zwölf Jahren. Einige der älteren unter ihnen waren keineswegs begeistert über die Laufbahn, die da vor ihnen lag; aber das Wort ihres Vaters war ehernes Gesetz, gegen das es kein Aufmucken gab.
    Ich bat also Ashot, er möge meinen Sohn vom Ziegenhüten abziehen und mir als Gehilfen beigeben. Er stimmte zu, und Apollonius spielte mit den jüngsten Kindern und brachte ihnen auf leichte Art die griechische Sprache bei, die ihre älteren Brüder bei mir auf wesentlich mühsamere Weise zu erlernen hatten. Als die Jungen die Grundzüge der Sprache begriffen hatten, mußten sie alle lesen und schreiben lernen, und es gab schon bald im gesamten Umkreis keine glatten Steine mehr, da alle bereits als Tafeln im Zeltlager benutzt wurden.
    Meine Schüler blickten neidisch auf ihre älteren Brüder, wenn diese zu Kampfübungen in die Wüste hinausritten. Die jungen Krieger andererseits wurden ungeduldig, weil sie das Lernen genauso satt hatten wie ihre »gelehrten« Brüder - aber ihr Vater herrschte sie an, sie hätten sich gefälligst in Geduld zu üben und zu warten. Er allein könne beurteilen, wann die Zeit reif sei, um ihre Herrschaft zu errichten. Und dagegen gab es kein Widerwort, jedenfalls nicht vor seinen Ohren.
    Die jüngste Tochter des Herrn war ein aufgewecktes kleines Mädchen. Wann immer sie der Obhut ihrer Mutter entwischen konnte, hielt sie sich in der Nähe unserer »Schule« auf, horchte und beobachtete. Ich entdeckte sie eines Tages,
als sie mit einem Stöckchen die Buchstaben in den Sand ritzte, die ihre Brüder an diesem Tag gelernt hatten, und bat ihren Vater, er möge sie doch am Unterricht teilnehmen lassen. Aber er sah mich so verständnislos an, als habe ich

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