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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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ließ ein Lachen erklingen – eine Klinge, die mir tief in die Haut schnitt. »Du bist nicht annähernd so schlau, wie du glaubst! Ich wollte nie eine Krone für ihn! Mein Mann ist derjenige, dem sie deswegen den Kopf abschlagen werden, nicht Guilford. Ich werde ihn retten, selbst wenn ich auf Knien um sein Leben betteln muss. Mary ist eine Frau; sie weiß, was Verlust bedeutet. Sie wird verstehen, dass kein Kind für die Verbrechen seines Vaters büßen sollte.«
    Sie trat einen Schritt näher; ihr fauliger Atem schlug mir entgegen. »Aber du – du hast alles verloren! Mistress Alice ist tot, und von mir wirst du nie etwas bekommen. Du existierst nicht. Dich hat es nie gegeben!«
    Ich maß sie mit einem abschätzigen Blick. »Ich weiß über Master Shelton Bescheid.«
    Sie verharrte regungslos.
    »Archibald Shelton«, fuhr ich fort, »Euer ergebener Haushofmeister. Ich weiß, dass er es war, der in der bewussten Nacht in Greenwich auf mich geschossen hat. Damals dachte ich, für einen Mann, der sich in den schottischen Kriegen als treffsicherer Schütze erwiesen hat, hätte er wirklich schlecht gezielt. Jetzt aber weiß ich, dass er gar nicht wirklich versucht hat, mich zu töten. Er hat versucht, mich zu verschonen, und in die Mauer geschossen. Die Kugel ist nur unglücklich abgeprallt.«
    »Narr!«, spuckte sie. »Shelton hat die Pistole ergriffen, richtig, aber es war dunkel. Er konnte nichts sehen. Wäre das Licht besser gewesen, hätte er dich getötet. Er verachtet dich für alles, was du getan hast.«
    »Ach, das glaube ich nicht«, entgegnete ich – und dann verstummte ich abrupt. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was bis dahin im Dunkeln geblieben war. »Aber Ihr wart ahnungslos, nicht wahr? Und er hat es Euch bestimmt nicht verraten. Ihr wusstet nicht, dass er derjenige war, den Mistress Alice ins Vertrauen gezogen hatte. Ihr wusstet nur, dass noch jemand anders im Bilde war, jemand, der meine Identität offenbaren konnte, wenn Ihr mir oder ihr je ein Leid zufügtet. Und am Ende habt Ihr das tatsächlich getan und Mistress Alice ermordet. Master Shelton dachte immer, sie wäre vor Jahren auf dem Weg zum Jahrmarkt gestorben. Wie ich glaubte auch er die Lüge, die Ihr uns aufgetischt habt, aber als er dann in jener Nacht ins Gemach des Königs trat, hat er sie plötzlich gesehen. Und da begriff er, wie weit Ihr gegangen wart. Ihr dachtet, er wäre Euer Diener und würde alles für Euch tun, aber letztlich sah er seine größte Aufgabe darin, mich zu schützen – den Sohn seines vormaligen Herrn, Charles von Suffolk.«
    Mit einem animalischen Schrei stürzte sie sich auf mich. Die Wucht des Aufpralls riss mich von den Beinen. Ich erwehrte mich nach Kräften ihrer Krallen, die mir das Gesicht zerkratzten, als auch schon die Tür aufflog und die Wächter hereinsprangen. Blitzschnell packten sie Lady Dudley und zerrten sie von mir fort. Wild um sich schlagend, kreischte sie die wüstesten Beschimpfungen.
    »Nein!«, rief ich. »Lasst sie! Ich muss noch …«
    Zu spät. Zwei Männer zerrten sie hinaus. Ihr Heulen hallte von sämtlichen Mauern wider. Bereits in diesem Moment war mir klar, dass es lange dauern würde, bis dieser schauerliche Laut aufhörte, mich bis in meine Alpträume zu verfolgen.
    Das Echo verhallte. Stille breitete sich aus. Tom stand auf der Schwelle. »Zeit zu gehen. Auf Geheiß des Kronrats werden jetzt die Tore geschlossen. Ihr wollt doch nicht die Nacht hier drinnen verbringen.«
    Ich nickte benommen und trat zur Tür. Hinter mir hörte ich ein ersticktes Schluchzen. Ein letztes Mal blickte ich über die Schulter. Guilford kauerte in sich zusammengesunken auf dem Boden, das Gesicht in den Händen verborgen. Ich versuchte, wenigstens einen Hauch von Mitgefühl aufzubringen. Es betrübte mich, dass sich nichts in mir regte außer Abscheu.
    »Wo ist er?«, fragte ich.
    Guilford hob die in Tränen schwimmenden Augen. »Wer?«, krächzte er.
    »Master Shelton. Wo ist er?«
    Tränen erstickten Guilfords Stimme. »Er … er ist unsere Pferde holen gegangen.«
    Ich wirbelte herum und rannte hinaus.
    Die Nacht war hereingebrochen. Im Außenhof verbreiteten Fackeln ein von Rauch getrübtes Licht. Die Glocken erklangen in bunter Disharmonie, da mehr als ein Gemeindepfarrer freudetrunken auf seinen Kirchturm geklettert war. Vor den Mauern des Towers war ganz London zusammengeströmt, um seine rechtmäßige Königin zu feiern, während im Inneren des Bollwerks das Chaos ausbrach.

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