Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
drein.
Seine dunklen Augen glitzerten. »Ja, ich habe Nachricht von meinem Vater erhalten, dass Ihre Hoheit beschlossen hat, zu Guilfords Hochzeitsfeierlichkeiten in unserer Mitte zu bleiben. Offenbar kann sie mir nicht widerstehen. Und das verdanke ich dir.« Mit einem dröhnenden Lachen legte er mir den Arm um die Schultern. »Wer hätte gedacht, dass du so gut Süßholz raspeln kannst! Wir sollten dich als Botschafter ins Ausland schicken.«
Ich zwang mich zu einem Grinsen. »Ganz recht, Mylord. Es möge Euch als Beispiel dafür dienen, wie man eine Dame umwirbt.«
»Pah!« Er schlug mir auf die Schulter. »Du bist mir vielleicht ein Spaßvogel. Aber lass dir eines gesagt sein: Du hast noch einen weiten Weg vor dir, bevor du irgendetwas anderes als Tavernendirnen umwerben kannst. Ich dagegen werde bald einer Prinzessin von königlichem Geblüt den Hof machen.«
Selbstverständlich nahm er an, die Prinzessin würde sich aus Interesse an ihm nach Greenwich begeben. Aber wenigstens hatte ich jetzt etwas, das ich Cecil berichten konnte. Robert hatte seine Absichten ausdrücklich bestätigt. Ich konnte ihm kaum ins Gesicht sehen; hinter dieser beneidenswerten Fassade verbarg sich die Seele eines Schurken.
»Glauben Mylord, dass sie …?« Ich beließ es bei der Andeutung.
»Mir entgegenkommt?« Er spielte mit den Fransen seines Handschuhs. »Ja. Wie denn nicht? Mag sie auch eine Prinzessin sein, vor allem aber ist sie Nan Boleyns Tochter, und Nan hatte immer ein Auge auf die Mannsbilder. Doch wie ihre Mutter wird sie mich zappeln lassen. So sind sie eben, die Boleyns. Sie wird mich betteln lassen, bis ich für würdig erachtet werde – wie Nan es schon bei Henry tat. Aber das macht gar nichts. So haben wir umso mehr Zeit, meinen Köder auszulegen.«
In diesem Moment hasste ich ihn. Am liebsten hätte ich ihm diese unerträgliche überhebliche Miene poliert. Stattdessen fand ich beträchtliche Genugtuung darin, den Ring aus der Tasche zu ziehen. Ich hielt ihn ihm hin. »Das will ich hoffen, Mylord, denn den hier wollte sie nicht von mir in Empfang nehmen.«
Sein selbstgefälliges Grinsen erstarrte. Er schaute auf den Ring in meiner Hand. »Hat sie gesagt, warum?«, fragte er mit tonloser Stimme.
»Sie sagte, Ihr wärt zu sehr von Euch eingenommen. Oder zu wenig von ihr.« Ich wusste, das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich hätte seine Illusion anfachen sollen, statt sie zu untergraben. Aber ich konnte nicht anders. Robert Dudley hatte es verdient, dass man ihn von seinem hohen Ross herunterholte.
Einen Moment lang sah es so aus, als würde er meine Hand beiseiteschlagen. Dann lachte er verkrampft auf. »Na gut, da hat sie also mein Treuepfand verschmäht. Natürlich! Die hehre Jungfrau – beruft sich immer auf ihre Sittsamkeit. Das ist ihre Lieblingsrolle. Gönnen wir ihr einstweilen ihren Spaß, nicht wahr?«
Die eisige Munterkeit seines Tons jagte mir Schauer über den Rücken. In einer Geste der Großmut breitete er die Hände aus, nun wieder ein Ausbund von Charme und Lässigkeit. »Behalte den Ring. Ich werde ihr einen noch viel schöneren anstecken.«
Er stieß mich gegen die Schulter und schlenderte zur Tür. »Pack deine Sachen zusammen. Wir brechen nach Greenwich auf, aber nicht mit dem Boot. Den Fluss überlassen wir den Weibern und Memmen. Wir reiten unsere Rösser über guten englischen Boden, wie es sich für Freunde und Kameraden ziemt.«
Freunde. Offenbar meinte er, wir wären jetzt Freunde, Verbündete in einem schmutzigen Komplott. Ich verbeugte mich und wandte mich zum Tisch. »Mylord«, murmelte ich.
Er gluckste belustigt. »Ach so, ja, du willst dich noch umkleiden. Dann zieh dich mal zurück. Aber lass dir nicht zu viel Zeit.« Er hielt inne. »Ich hatte ganz vergessen, wie zimperlich du dich immer beim Ausziehen angestellt hast. Wie eine Jungfer.« Erneut verstummte er, und mir pochte das Herz gegen die Rippen. »Was soll’s?«, brummte er dann achselzuckend. »Es ist ja nicht so, als ob du etwas hättest, das ich nicht längst gesehen habe.«
Er verließ den Raum und schloss sogar die Tür hinter sich. Ich wartete, bis ich sicher war, dass er nicht zurückkommen würde, bevor ich hastig mein zerknittertes neues Wams und meine guten Schuhe auszog.
In Hemd und Hose stand ich da. Ich musste einfach nachsehen. Vorsichtig zog ich die Hose bis zu den Oberschenkeln hinunter. Eine große bräunliche Verfärbung zog sich über meine linke Hüfte, die Ränder wie welke
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