Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
Kapuzenumhang getragen, aber ich habe ihn trotzdem wiedererkannt. Als er ging, hat er einen der Köter getreten. Das arme Vieh hat doch bloß mit dem Schwanz gewedelt und wollte gestreichelt werden, und er hat ihm einen Tritt verpasst.« Peregrine schnitt eine Grimasse. »Ich hasse Leute, die Tiere quälen.«
»Ich auch.« Ich nahm die Kappe ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Unser geheimer Verfolger hatte sich nicht gezeigt, obwohl die Sackgasse, in der wir uns befanden, mit Unrat übersät war und sich insofern ideal für einen Überfall eignete.
Ich zückte meine Geldbörse, um Peregrines Hand mit Münzen zu füllen. »Hör gut zu. Ich kann mich hier nicht länger amüsieren, so gern ich’s auch wollte. Aber du kannst deine Aufgaben offenbar vernachlässigen, sonst wärst du ja nicht hier. Also kannst du vielleicht herausfinden, wohin er will, ohne dir dabei Ärger einzuhandeln.«
»Ich schleiche ja schon den ganzen Tag um ihn herum. Vertrau mir, ich bringe alles heraus, was du wissen willst. Wenn nötig, kann ich schlau sein wie eine Schlange.«
»Das glaube ich gern. Also, pass auf, ich sage dir jetzt, wie wir vorgehen.« Ich erklärte ihm eilig meinen Plan, dann führte ich ihn zu der Straße zurück, wo ich ihn plötzlich von mir stieß.
»Und komm mir ja nicht wieder unter die Augen! Das nächste Mal verfüttere ich dich an die Schweine, du diebischer Spitzbube!«
Peregrine rannte davon. Einige Passanten blieben stehen und schüttelten die Köpfe über das Diebesgesindel in ihrer Mitte. Sichtlich erzürnt klopfte ich mein Wams ab, stülpte mir die Kappe auf und setzte meinen Weg mit der erbosten Miene eines Mannes fort, dem man beinahe seinen schwer verdienten Lohn stibitzt hätte.
Ich war erleichtert, als ich Whitehall erreichte. Der große Innenhof war voller Diener und Kammerherren, sodass ich mich diskret nach den Räumlichkeiten der Dudleys erkundigen konnte.
Trotz meiner Entschlossenheit, der Prinzessin beizustehen, und trotz Cecils Vertrauensbekundungen war ich keineswegs sicher, ob ich Lord Robert ins Gesicht sehen konnte, ohne mich auf der Stelle zu verraten. Auch wenn ich ihn dafür verachtete, dass er mich benutzte – würde es mir wirklich gelingen, eine undurchdringliche Miene zu wahren, um ihn am Erreichen seiner Ziele zu hindern? Dass ich nun auch noch verfolgt wurde, machte mich nur noch furchtsamer. Dabei waren meine Nerven schon vorher zum Zerreißen gespannt gewesen. Wenn mein Zusammentreffen mit Cecil beobachtet worden war, konnte ich getrost davon ausgehen, dass der Verfolger keine wohlwollenden Absichten hegte. Nicht allein das Leben der Prinzessin und das ihrer Schwester Mary standen auf dem Spiel, auch mein eigenes hing von meiner Fähigkeit ab, diese Aufgabe zu Ende zu bringen. Im Moment, versuchte ich, mich zu beruhigen, musste ich nur Robert davon überzeugen, dass sein Ansinnen nicht aussichtslos war und lediglich weiblicher Wankelmut für Verzögerungen sorgte. Ansonsten war es angesichts der jüngsten Ereignisse das Beste, nicht zu weit vorauszuschauen.
Ich holte tief Luft und stieß die Tür auf, die Entschuldigung schon auf den Lippen.
Der Raum war leer. Nur das nackte Bettgestell und der zerkratzte Tisch waren noch da. Und auf dem Tisch lagen mein Umhang und meine Satteltasche.
»Endlich«, ließ eine Stimme hinter mir sich vernehmen. Ich fuhr herum.
Prächtig anzuschauen in karmesinrotem Brokat, die geschlitzten Pumphosen extra kurz gehalten, um die muskulösen Schenkel und den dick ausgestopften, mit Girlandenmustern verzierten Hosenlatz zur Geltung zu bringen, kam Lord Robert hereinstolziert.
Ich verneigte mich tief. »Mylord, vergebt mir meine Verspätung. Ich habe mich verlaufen und …«
»Schon gut.« Er wedelte lässig mit der behandschuhten Hand und verteilte dabei eine Wolke von Moschusduft. »Deine erste Nacht am Hof, der viele Wein, Essen bis zum Platzen, vielleicht noch ein, zwei Weiber – wie hättest du da widerstehen können?«
Sein unverschämtes Grinsen ließ kräftige Zähne erkennen; kein sympathischer Anblick, aber dennoch attraktiv. So ungern ich es zugab, ich konnte verstehen, warum ihm die Frauen reihenweise erlagen. Zu meiner Erleichterung deutete das Grinsen außerdem darauf hin, dass er nicht vorhatte, mich zu quälen, bis ich um Gnade winselte.
Er hob eine Augenbraue. »Du hast allerdings das Packen vergessen, ganz zu schweigen von der guten Nachricht.«
»Mylord?« Natürlich. Darum sah er so selbstzufrieden
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