Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
Kommando sprang Peregrine aus seinem Versteck. »Ich hole sofort das Pferd Eurer Hoheit!« Hinter ihm erhob sich Barnaby, sank steif auf die Knie und offenbarte mit einer Verneigung das in seinem Haar hängen gebliebene Laub. »Mylady«, sagte er mit einer Wärme, wie sie nur in Jahren der Vertrautheit entstehen kann.
»Barnaby Fitzpatrick!« Sie seufzte. »Wie ich mich freue!« Mit einem schiefen Lächeln wandte sie sich Peregrine zu. »Arbeitest du nicht in den Stallungen von Whitehall? Wo ist mein Hund?«
Peregrine blickte sie mit unverhohlener Bewunderung an. »Urian ist in Sicherheit. Er ist bei Cantila im Stall. Ich bringe ihn mit, wenn Ihr wollt. Braucht Ihr sonst noch etwas? Es wäre mir eine Ehre.«
»Er macht keine leeren Versprechungen«, ergänzte ich, dann warf ich Peregrine einen Blick zu. »Mein Freund, Cinnabar ist auch dort, falls du das vergessen haben solltest. Und sein Sattel liegt unter dem Stroh.«
Peregrine nickte verlegen. »Dann ist das also geregelt«, stellte Elizabeth fest. »Unser Freund hier holt meinen Hund und die Pferde und trifft uns bei der Pforte. Ich habe einen Freund außerhalb von Greenwich, wo wir Zuflucht finden, falls der Herzog Truppen nach uns entsendet. Im Augenblick halte ich es nicht für allzu klug, nach Hatfield zurückzukehren.« Sie hielt inne. Und als ich sah, wie ihre Züge sich anspannten, überlief mich ein kalter Schauer. Auch wenn ich schon ahnte, was sie sagen würde, brachte es mich dennoch aus der Fassung.
»Aber bevor wir irgendwohin reiten, muss ich Edward sehen.«
18
Ohrenbetäubende Stille folgte Elizabeths Worten. Ich rätselte darüber, warum ich unter Schock stand; schließlich war es nicht so, als käme ihr Verhalten völlig überraschend. Und obwohl ich mich fragte, warum ich überhaupt noch versuchte, sie vom Gegenteil zu überzeugen, sagte ich: »Das ist unmöglich. Wir können da nicht hinein. Dafür werden die Gemächer Seiner Majestät zu gut bewacht. Selbst wenn wir uns Zugang verschaffen könnten, kämen wir nicht wieder hinaus.«
Elizabeth blickte mich völlig unbeeindruckt an. »Bevor wir aufgeben, sollten wir vielleicht Master Fitzpatrick fragen, der in all den Jahren immer am Fuß des Bettes meines Bruders geschlafen hat. Er wird wissen, wie unmöglich das ist.« Sie wandte sich an Barnaby. »Gibt es einen Zugang zu Edwards Gemächern, über den wir zu ihm gelangen können, ohne ertappt zu werden?«
Fassungslos hörte ich Barnaby antworten: »Es gibt einen Geheimgang zu seinem Schlafgemach. Seine Majestät, Euer verstorbener Vater, hat ihn früher gern benutzt. Bei meiner letzten Überprüfung hatte der Herzog dort noch keine Wache aufgestellt. Aber ich muss Euch warnen: Wenn er das nachgeholt hat, führt der einzige Weg ins Freie durch die Gemächer. Und die sind verseucht mit seinen Speichelleckern.«
»Ich riskiere es trotzdem.« Elizabeth starrte mich mit bohrendem Blick an. »Versuch nicht, mich zurückzuhalten. Wenn du mir helfen möchtest, kannst du das gern tun. Wenn nicht, kannst du mich am Torhaus treffen. Aber ich muss das tun. Ich muss meinen Bruder sehen, bevor es zu spät ist.« Sie schwieg. »Ich … ich muss von ihm Abschied nehmen.«
Ihre Worte zerrten an meiner Seele. Das verstand ich nur zu gut.
Barnaby trat vor. »Ich zeige Eurer Hoheit den Weg.« Und mit einem kurzen Blick auf mich erklärte er: »Ich geleite Euch sicher zu Seiner Majestät und zurück zum Torhaus.«
»Danke, Barnaby.« Elizabeth wandte die Augen nicht von mir ab. Seufzend fügte ich mich in die Niederlage. Dann warf ich einen prüfenden Blick auf die hell erleuchteten Palastfenster. Das Feuerwerk war zu Ende. Aus rasend schnell aufziehenden Sturmwolken fielen die ersten Tropfen. Bald würde das Fest seinen Höhepunkt erreichen, und der von überreichlich fließendem Wein berauschte Hofstaat würde in fiebriger Ekstase tanzen, während das Brautpaar verdrießlich auf dem Podest hockte. Und da der König nicht wie versprochen seine Aufwartung machte, würde der Herzog die Feiernden mit seiner Anwesenheit beehren und außerdem die Adeligen im Auge behalten müssen. Insofern boten sich jetzt in der Tat die besten Voraussetzungen, sich in die königlichen Gemächer zu stehlen. Warum erfassten mich dann trotzdem schreckliche Vorahnungen?
»Ash Kat hat den Hof wissen lassen, dass ich indisponiert bin«, sagte Elizabeth, die mein Schweigen missverstanden hatte. »Meine Magenbeschwerden und Kopfschmerzen sind ja ebenso berüchtigt wie meine
Weitere Kostenlose Bücher