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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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und ordnete die Entlassung seiner Ärzte an. Stattdessen schaffte er diese Kräuterkundige herbei, die damit begann, ihn mit irgendeiner Arsenmischung zu behandeln. Ihm wurde gesagt, das würde ihm helfen, und das war tatsächlich der Fall – zumindest für eine Weile. Aber dann wurde es noch viel schlimmer.«
    Sidney blickte auf Edward hinab. »Er begann, von innen zu verfaulen. Der Schmerz wurde zu einer nicht mehr endenden Folter. Northumberland bedrängte ihn Tag und Nacht – ohne Unterlass, ohne Gnade. Schließlich unterschrieb er aus Verzweiflung, denn er konnte das alles einfach nicht mehr ertragen. Außerdem hatte sie ihm Erlösung von diesem endlosen Höllenfeuer versprochen, in dem er verbrannte.«
    »Er … er wurde gezwungen, etwas … zu unterschreiben?«, ächzte Elizabeth. Ich sah, wie die Adern an ihren Schläfen hervortraten. »Was war das? Was musste er unterschreiben?«
    Sidney schaute weg. »Ein Dokument, mit dem er Lady Jane Grey zu seiner Erbin ernannte. Der Herzog hat ihn gezwungen, Euch und Lady Mary den Anspruch auf den Thron abzuerkennen.«
    Elizabeth verriet keine Regung. Ich konnte sehen, wie ihr Gesicht sich verfärbte. Unvermittelt wirbelte sie wutentbrannt herum und machte Anstalten, zur Tür zu stapfen.
    »Eure Hoheit«, mahnte ich.
    Sie zögerte. »Nein! Sagt es nicht.«
    Ich stellte mich vor sie. »Hört nur.«
    Von draußen war ein Schlurfen zu hören, das sich näherte, bis es die Tür erreichte.
    »Das ist die Kräuterkundige«, sagte Sidney in überraschtem Ton. Und während Barnaby an der Wand neben der Tür Stellung bezog, zerrte ich Elizabeth in den Alkoven hinter den Vorhang. Dort schirmte ich sie mit meinem Körper ab. Den Dolch hatte ich auch schon gezückt, doch er kam mir fast albern vor, wie ein Kinderspielzeug. Ich verstärkte meinen Griff und verfolgte durch eine Lücke, wie die Tür geöffnet wurde.
    Eine verkrüppelte kleine Frau humpelte herein. Ihre Knöchel waren nach innen verkrümmt und wiesen grässliche Narben auf.
    »Ich habe doch gesagt, es ist die Kräuterkundige«, wiederholte Sidney. Erleichtert ließ sich Barnaby gegen die Wand sinken.
    Ich schaute genauer hin. Und mit einem Mal geriet meine ganze Welt aus den Fugen.
    Langsam trat ich aus meinem Versteck hervor. Ich wusste es, ohne dass es eines Wortes bedurfte. Es war, als wäre mir ein Nagel ins Herz gerammt worden. Alles Blut in meinen Adern schien zu schwinden. Ich sah kein Zeichen des Erkennens in dem faltigen Gesicht, das von einer altmodischen Haube umrahmt wurde – ein Gesicht, von unsäglichem Leid fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wie gelähmt starrte ich sie an, doch mitten in meine Zweifel hinein überwältigte mich der aus Kindheitstagen vertraute Duft von Rosmarin. Peregrines Worte fielen mir wieder ein.
    Er hat diese alte Amme als Pflegerin … Sie ist einmal gekommen … um einen von Edwards Spaniels zu holen.
    Einen schier endlosen Moment lang starrte ich sie an. Ihre Augen waren stumpf, schicksalsergeben. Zitternd hob ich eine Hand an ihre Wange und strich ihr mit den Fingern über die ausgetrocknete Haut. Die Berührung erschütterte mich zutiefst. Fast glaubte ich, ein Trugbild vor mir zu haben, das gleich zu Staub zerfallen würde. Das Herz hämmerte mir in den Ohren. Nie hätte ich für möglich gehalten, was ich hier erlebte.
    Nicht nach all den kummervollen Jahren.
    Hinter mir flüsterte Elizabeth: »Ihr kennt sie?«
    Und ich hörte mich von fern antworten: »Ja. Das ist Mistress Alice. Sie war in meiner Kindheit wie eine Mutter für mich. Später wurde mir gesagt, sie sei tot.«
    Stille trat ein. Barnaby schloss die Tür und stellte sich davor auf.
    Ich konnte die Augen nicht von Alice wenden, konnte diese zerbrechliche alte Gestalt vor mir einfach nicht mit der geistreichen Frau in Verbindung bringen, die ich in meinem Gedächtnis verwahrt hatte. Sie war immer rege und flink gewesen, in Worten wie in ihren Bewegungen; ihre Augen waren scharf, wach und leuchtend gewesen, ganz anders als diese eingesunkenen, hohlen Halbkugeln, die ich nun vor mir sah.
    Sie war wie jedes Jahr zu einer Reise nach Stratford aufgebrochen. Nur für ein paar Tage, die im Handumdrehen vorbei sind , hatte sie gesagt . Für Sorgen ist kein Platz, mein Spatz. Im Nu bin ich wieder zurück. Doch sie kam nicht zurück. Wegelagerer hatten sie überfallen. So erklärte es mir zumindest Master Shelton. Ich weinte nicht, bat nie darum, ihre Leiche oder ihr Grab zu sehen. Der Schmerz saß zu tief. All die

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