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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Küchenregal verstaut hatte. Es versetzte mir einen eisigen Schock, als ich erkannte, dass ich sie nicht vermisst hatte, obwohl Mistress Alice sie nie auf ihren Reisen mitgenommen hatte. Wann immer ich versuchte hineinzuspähen, hatte sie gesagt:
    Da drin ist nichts für einen neugierigen Jungen mit großen Augen; keine Geheimnisse, die er entdecken könnte …
    Mit einem Mal drehte sie sich zu mir um und starrte mich an, als wäre ich ein völlig Fremder. Und als sie meine Hand ergriff, schossen mir Tränen in die Augen. Mit zitternden Fingern legte sie mir einen in ein Öltuch gewickelten Gegenstand auf die Handfläche und schloss dann meine Finger darüber. Gebannt verfolgte ich, wie ihr Gesicht einen seligen Ausdruck annahm, als hätte sie endlich ihre Erlösung gefunden.
    Im nächsten Moment flog die Tür auf. Sidney wurde zurückgestoßen.
    Mit Mistress Alice ’ Geschenk in der einen Hand und dem Schwert in der anderen, wirbelte ich herum und sah mich meiner Vergangenheit gegenüber.

19
    Sie trug einen Umhang in der Farbe einer Rüstung. Von allen, die durch diese Tür hätten eintreten können, war sie die Letzte, mit der ich gerechnet hätte – auch wenn es natürlich vollkommen logisch war, dass es gerade sie sein musste. Ihr folgte mit unbeweglichem, vernarbtem Gesicht Archie Shelton. Bei seinem Anblick musste ich an mich halten, um mich nicht wutentbrannt auf ihn zu stürzen.
    Im Vorraum hörte ich noch andere Stimmen. »Wartet, bis ich euch rufe!«, befahl sie über die Schulter, woraufhin nur Master Shelton eintrat und die Tür hinter sich schloss. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, wie Sidney zurückwich. Und ich spürte, dass Mistress Alice in meinem Rücken erstarrte. Schützend breitete ich die Arme aus, obwohl mir im selben Moment klar wurde, dass das nicht mehr als eine hilflose Geste war. Mein Anblick musste Lady Dudley verblüfft haben, doch ihre Miene gab keine Regung preis.
    »Ich sehe, dass du nicht vermocht hast, das oberste und unumstößliche Gebot eines jeden Bediensteten zu befolgen«, sagte sie. »Du hast dich nicht mit deinem Platz in der Gesellschaft begnügt.« Sie warf einen Blick auf die Wandvertäfelung, die die Geheimtür verbarg. »Aber ich gestehe dir zu, dass du tatsächlich diesen Eingang entdeckt hast.« Ihre Stimme wurde härter. »Wo ist sie?«
    In dem Wissen, dass Barnaby und Kate mit Elizabeth zu der Pforte liefen, wo Peregrine wohl jetzt schon mit den Pferden wartete, erklärte ich: »Ich bin allein. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen.«
    »Du bist kein besonders guter Lügner«, entgegnete sie. »Sie wird nie entkommen, gleichgültig, was du dir zutrauen magst. Sie wird ihren nutzlosen Kopf genauso einbüßen wie diese Hure von ihrer Mutter.«
    Ich ignorierte ihre Drohung. »Warum habt Ihr das getan?«
    Sie zog eine dünne Augenbraue hoch. »Mich wundert, dass du das noch fragst.« Sie wedelte mit der Hand. »Weg vom Bett. Ach ja, und runter mit diesem … ist das nicht ein Schwert?« Sie lächelte. »Mein Sohn Henry und unsere Soldaten warten draußen. Sie dürsten nach Taten, die mehr erfordern, als nur auf Guilfords Glück zwischen Jane Greys Schenkeln anzustoßen. Ein Wort von mir, und sie ziehen dir bei lebendigem Leib die Haut ab.«
    Ich warf das Schwert auf den Teppichläufer zwischen uns. Master Shelton würdigte ich keines Blicks. Der Haushofmeister stand in derselben Pose wie vorhin Barnaby vor der Tür – die Arme vor der tonnenförmigen Brust verschränkt.
    Dieser Dreckskerl! Ich hasste ihn, wie ich noch nie einen Menschen gehasst hatte. Mit bloßen Händen umbringen wollte ich ihn.
    Kühl sagte Lady Dudley: »Mistress Alice, bitte mischt jetzt den Trunk für Seine Majestät.«
    Mistress Alice zog ein Beutelchen aus ihrer Truhe und streute daraus ein weißes Pulver in einen Kelch.
    Ich war drauf und dran, die Fassung zu verlieren. Sie hatte das veranlasst, und zwar alles. Sie hatte Mistress Alice verstümmelt und dazu gezwungen, den König zu vergiften. Tüchtig war sie ja seit jeher gewesen, gleichgültig, ob bei der Organisation ihres Haushalts oder der Überwachung der Schweineschlachtung im Herbst. Warum sollte es hier anders sein? Da ich nun begriff, was all die Jahre vor mir verborgen worden war, wunderte ich mich darüber, warum ich nichts gemerkt, die Täuschung nie gewittert hatte.
    Es war Lady Dudley gewesen, die geplant hatte, einen weiteren Thronerben als Alternative zu den zwei Prinzessinnen aufzustellen. Unerbittlich, wie sie war,

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