Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
Kann Northumberland keine besseren Männer finden?«
    »Hoffentlich nicht.« Barnaby packte Rog an den Handgelenken und schleifte ihn zum Eingang des Turmes. Ich winkte unterdessen Kate zu mir. »Kommt, helft mir.«
    Wir begannen, fieberhaft zu arbeiten. Mit vereinten Kräften zerrten Kate, Elizabeth und ich den größeren und schwereren zweiten Wächter durch die Tür in einen kleinen, runden Raum, den man früher als Gerätelager benutzt haben mochte. Von dort führte eine Wendeltreppe zu einer gewölbten Decke.
    Nachdem wir die Wächter Seite an Seite auf den Boden gebettet hatten, ging ich noch einmal ins Freie, um das Schwert zu bergen. Als ich zurückkehrte, fesselte Barnaby die regungslosen Männer gerade mit seinem Gürtel an den Handgelenken aneinander. Dann ließ er sich von Elizabeth deren Taschentuch geben, zerriss es in zwei Hälften und stopfte den Männern je eine in den Mund. »Kein wirkliches Hindernis, wenn sie unbedingt rauswollen«, brummte er. »Aber das wird sie eine Weile aufhalten.«
    Kate nahm mir das Schwert aus der Hand. »Ich werde schon dafür sorgen, dass sie stillhalten. Wenn sie auch nur laut atmen, zerlege ich sie wie eine Kirchweihgans.«
    Elizabeth hatte unterdessen die Wendeltreppe erreicht. Barnaby hielt sie zurück. »Nein, dort.« Er lief vorbei an der Treppe zur anscheinend massiven Mauer. An ihrem Fuß bückte er sich und hob eine Bodenplatte an. Verblüfft beobachtete ich, wie er mit den Zehenspitzen einen darunter verborgenen Hebel umlegte.
    Langsam öffnete sich die Wand und gab einen Bogengang frei. An seinem Ende wand sich in der Dunkelheit eine von Spinnweben verhangene zweite Wendeltreppe nach oben. Elizabeths skeptisch zusammengekniffene Augen wanderten von Barnaby zu mir. »Die ist aber sehr finster.«
    »Wir können kein Licht riskieren«, erklärte Barnaby. Sie nickte und tastete sich zum Geheimgang vor.
    Ich bedeutete Barnaby, ihr zu folgen. »Ich komme gleich nach.« Dann wandte ich mich zu Kate um. »Seid Ihr sicher, dass Ihr hierbleiben wollt?« Ich gab mir alle Mühe, meinen Ton neutral zu halten und meine Sorge nicht anklingen zu lassen, die mich gerade erst fast dazu getrieben hätte, den Wächter umzubringen. Nun widerstrebte es mir zutiefst, sie mutterseelenallein hier unten zurückzulassen. Andererseits passte es mir ganz und gar nicht, dass ich ausgerechnet jetzt Gefühle für sie empfand.
    Sie bedachte mich mit einem wissenden Lächeln. »Immer noch misstrauisch, hm?« Und bevor ich etwas erwidern konnte, legte sie mir einen Finger auf die Lippen. »Psst. Ich weiß, dass ich Euch eine Erklärung schulde, aber seid fürs Erste versichert, dass ich mit einer Klinge mehr vermag, als nur Äpfel zu schälen.«
    Daran hatte ich keine Zweifel. Aber selbst wenn sie eine Waffe schwingen konnte, wäre sie diesen Burschen nie und nimmer gewachsen, sobald sie auf die Idee kamen, ihre Fesseln zu sprengen.
    »Kämpft nicht gegen sie.« Ich sah ihr tief in die Augen. »Das sind die Männer des Herzogs. Die Strafe wäre … drakonisch. Wenn es ernst wird, seht zu, dass Ihr flieht. Lauft zu Peregrine, und trefft uns auf der Straße.« Ich stockte. »Versprecht es mir.«
    »Ich bin gerührt, dass Ihr Euch Sorgen macht«, erwiderte sie, immer noch mit diesem ironischen Lächeln um die Mundwinkel. »Aber jetzt ist wohl kaum der richtige Moment für Zweifel an den eigenen Verbündeten. Lauft los. Es gibt Wichtigeres, um das Ihr Euch sorgen müsst.«
    Sie hatte recht. Eilig wandte ich mich um und trat in die erstickende Dunkelheit.
    Der Gang und die Geheimtreppe waren entsetzlich eng, und die Decke war so niedrig, dass man kaum aufrecht gehen konnte. Die Knie gebeugt und den Kopf eingezogen, aber immer noch mit den Haaren kalten Stein streifend, fragte ich mich, wie König Henry sie mit seiner Körperfülle bewältigt haben mochte. Unwillkürlich keuchte ich auf, als jäh alles Raumgefühl verschwand.
    Kate hatte den Hebel betätigt und die falsche Mauer wieder geschlossen.
    Ich befand mich in einem nach oben führenden Tunnel. Nach und nach gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Auf den Stufen kauerten Ratten, die mich ohne jede Angst beäugten. Elizabeth und Barnaby stiegen hintereinander hinauf. Bei jeder Biegung verlor ich sie aus den Augen. Die feuchtkalte Luft trieb mir den Schweiß auf die Stirn.
    Plötzlich endete die Treppe an einer Holztür. Barnaby verharrte. »Bevor wir hineingehen, sollten Eure Hoheit wissen, dass Edward … nicht mehr der Prinz ist, den

Weitere Kostenlose Bücher