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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Straßenbahn zu retten, wurde er selbst angefahren und erlitt schwerste Kopfverletzungen, sein Sohn überlebte unverletzt.
    In den letzten Wochen hatte sich Seichtems Zustand schließlich so verschlechtert, daß seiner Frau Ida nahegelegt wurde, dem Abschalten der lebenserhaltenden Geräte zuzustimmen. Alfred Seichtem hinterläßt der Nachwelt ein über dreihundert Gemälde umfassendes Œuvre, dessen Wert sich nach Meinung von Insidern nun nach seinem Tod bald verdoppeln dürfte. Besonders eine aus zehn Gemälden bestehende Serie über seinen Freund Hardy Link, einen Provinzmaler, wird unter Kunstkennern als Seichtems Meisterwerk gehandelt. Link war 1995 das Opfer eines ebenfalls kuriosen Unfalls geworden. Auf dem Nachhauseweg nach einer durchzechten Nacht war er gestolpert und auf einen Gartenzaunstab gestürzt, der seinen Schädel durchbohrte. Seichtem benutzte dieses Motiv, um eine der beeindruckendsten Visionen vom Tod zu schaffen, die es in der zeitgenössischen Kunst gibt.
    Alfred Seichtem hinterläßt seiner Frau Ida und seinem Sohn Patrick ein geschätztes Vermögen von siebzig Millionen Mark.
    Die Zeit wird über Leben und Werk in den folgenden Wochen noch ausführlicher berichten.

I da arbeitete im Garten. Sie trug ein zu einem unansehnlichen Fetzen verblichenes altes Kleid und einen Strohhut mit zerfranster Krempe und vergrub in einem Blumenbeet Tulpenzwiebeln. Patrick lief auf dem Rasen umher und versuchte einen Drachen, auf dem das Gesicht eines Clowns abgebildet war, zum Aufsteigen zu bringen. Aber weil sich kein Lüftchen regen wollte, gelang es ihm nicht. Über ihnen strahlte ein stahlblauer Himmel mit einer glühenden Sonne. Links im Nachbargarten saß Anton Wachs mit einer blonden jungen Schönheit im Bikini an einem Holztisch und nippte an einem blutorangenen Cocktail, in dem ein buntes Papierschirmchen steckte. Er trug eine dicke Onassis- Brille auf der Nase. Rechts umarmten sich Lore von Mahlen und Haschim zärtlich auf ihrer Wiese und flüsterten einander liebevolle Dinge ins Ohr.
    Plötzlich kam ein starker Windstoß auf und hob den Drachen in den Himmel. Patrick ließ der Schnurrolle freien Lauf, und der Drachen stieg höher und höher, bis er mit seinem Clownsgesicht hoch über dem Jungen in weiten Bögen hin- und herflatterte. Alle in den Gärten schauten zum Himmel auf und lachten. Denn sie ahnten, wer Patrick zu seinem siebten Geburtstag den Wind geschenkt hatte.

WAS MACHE ICH BLOSS, WENN ICH TOT BIN?
    Making of DIE DAMALSTÜR
    von
    Akif Pirinçci
     
    D ie Arbeit an meiner über alles geliebten DAMALSTÜR fiel für mich in eine äußerst problematische, um nicht zu sagen katastrophale Lebensphase, die das Ende des Gewohnten und einer halbwegs realistischen Zukunftsplanung bedeutete. Die radikalste Änderung meiner bisherigen verlotterten Romancier-Existenz beruhte auf dem Umstand, dass ich, der vormals passionierte Kinderhasser, Vater eines Sohnes geworden war und mich deshalb mit einer radikal neuen Rolle auseinandersetzen musste. Zudem war das Kind nicht von meiner Frau Uschi, was gelinde ausgedrückt ein nicht enden wollendes emotionales Desaster für alle »Beteiligten« darstellte. Bevor das Kind geboren wurde verkauften wir unser schönes Haus und zogen in getrennte Wohnungen um. Ich war danach immerzu schrecklich niedergeschlagen, litt an Panikanfällen und Hoffnungslosigkeit, zumal ich zu allem Überfluss auch noch vierzig geworden war, eine Altersmarke, die wohl niemanden gleichgültig lässt.
    In dieser Zeit der Orientierungslosigkeit und des Schmerzes - ich schrieb gerade die dritte FELIDAE-Fortsetzung CAVE CANEM - widerfuhr mir eines Nachts eine im Lauf der Jahre immer seltener gewordene Erfahrung: Ich träumte. Da ich nicht unter einen Liter Wein intus zu Bett gehe, träume ich gewöhnlich entweder überhaupt nicht oder der Alkohol sorgt dafür, dass ich sämtliche Träume beim Aufwachen komplett vergessen habe. Diesmal mal aber eben nicht. Ich träumte in dieser denkwürdigen Nacht einen der eindringlichsten Träume meines Lebens, und um den zu deuten brauchte man nicht mit Vornamen Sigmund und mit Nachnamen Freud zu heißen. Darin schlichen Uschi und ich wie lichtscheue Gestalten um unser altes Haus herum, versteckten uns hinter irgendwelchen Hecken, tauschten verschwörerische Blicke untereinander aus, sprachen flüsternd und schauten dabei immer wieder wie gebannt zu den Frontfenstern auf. Hinter diesen erblickten wir den jungen Akif und die junge Uschi, die ganz

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