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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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wenig schockiert schien, verneinte mit einem ruhigen Kopfschütteln. Dann beugte sie sich vor. Wieder fiel Page auf, wie das breite Gesicht und eine gewisse Grobheit der Nase ihre Schönheit nicht minderten, sondern gar noch steigerten. Er suchte immer nach Vergleichen oder Bildern, wenn er sie sah, und er fand etwas Mittelalterliches in ihr, etwas in den schmalen Augen oder der vollen Lippe, eine innere Ruhe, die an Rosengarten oder Turmfenster denken ließ. Das Sentimentale des Vergleichs mußte man ihm nachsehen, denn er sah es tatsächlich und glaubte daran.
    »Eigentlich sollte ich ja gar nicht hier sein«, sagte Madeline mit einem geradezu bittenden Unterton, »und ich mische mich in Dinge ein, die mich nichts angehen. Aber – tja, ich fürchte, es ging nicht anders.« Sie lächelte Knowles an. »Ob Sie wohl so freundlich sein und draußen im Wagen auf mich warten würden?«
    Knowles verneigte sich, ein wenig bekümmert, und war fort. Unerbittlich fiel der graue Regen.
    »Ganz recht«, sagte Dr.   Fell, setzte sich wieder und faltete die Hände über dem Griff seines Stockes. » Sie   waren es, der ich einige Fragen stellen wollte, Miss Dane. Was halten Sie von Knowles’ Ansichten? Was den echten Erben angeht, meine ich.«
    »Nur daß es weit schwieriger ist, als man gedacht hätte.«
    »Glauben Sie, was Knowles sagt?«
    »Oh, es ist ihm hundertprozentig ernst damit; daran werden Sie so wenig zweifeln wie ich. Aber er ist ein alter Mann. Und keins von uns Kindern hat er so abgöttisch verehrt wie Molly (ihr Vater, müssen Sie wissen, hat Knowles’ Mutter einmal das Leben gerettet), und an zweiter Stelle kam der junge John Farnleigh. Ich weiß noch, daß er einmal einen langen, spitzen Hexenhut für John gebastelt hat, aus blau lackierter Pappe mit silbernen Sternen und allem, was dazugehört. Mit dem, was er wußte und sah, hätte er sich nicht Molly anvertrauen können; das hätte er nicht fertiggebracht. Deshalb kam er zu mir. Das tun sie ja alle – zu mir kommen, meine ich. Und ich versuche immer, für alle zu tun, was ich kann.«
    Dr.   Fell runzelte die Stirn. »Aber ich überlege doch … hmpf … Sie kannten John Farnleigh damals recht gut, nicht wahr? Wie ich höre« – hier strahlte er –, »gab es eine Sandkastenfreundschaft zwischen Ihnen beiden?«
    Sie verzog das Gesicht.
    »Sie wollen mir zu verstehen geben, daß ich allmählich ins reifere Alter komme. Ich bin fünfunddreißig. Ungefähr jedenfalls; Sie dürfen mich nicht nach Einzelheiten fragen. Nein, eigentlich hat es zwischen uns nie eine Freundschaft gegeben. Nicht daß ich etwas dagegen gehabt hätte, aber er fand mich nicht interessant genug. Ein- oder zweimal hat er mich – geküßt, im Obstgarten und im Wald. Aber er hat immer gesagt, ich hätte nicht genug vom alten Adam in mir – oder war es die alte Eva? Jedenfalls war ich ihm zu brav.«
    »Aber geheiratet haben Sie nie?«
    »Oh, das ist unfair!« rief Madeline, bekam rote Wangen und lachte dann. »Sie sagen es, als säße ich mit trüben Augen in der Kaminecke, das Strickzeug in der Hand …«
    »Miss Dane«, sagte Dr.   Fell mit pompöser Feierlichkeit, »das ist nicht wahr. Ich sehe die Bewerber in Trauben vor Ihrer Tür stehen, in Schlangen so lang wie die Chinesische Mauer; ich sehe die nubischen Sklaven, wie sie sich unter der Last gewaltiger Pralinenschachteln beugen; ich sehe – ahemm. Lassen wir das.«
    Schon seit langem hatte Page niemanden mehr wirklich erröten sehen; er hätte geglaubt, daß die Veranlagung dazu etwa zur gleichen Zeit wie die Dronte ausgestorben war; aber es war ihm doch nicht unangenehm, daß Madeline jetzt errötete. Denn was sie sagte, war:
    »Wenn Sie glauben, ich hätte mich all die Jahre in romantischer Sehnsucht nach John Farnleigh verzehrt, dann irren Sie sich.« Ihre Augen funkelten. »Ich habe mich immer ein wenig vor ihm gefürchtet, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihn wirklich mochte – damals.«
    »Damals.«
    »Ja. Später verstanden wir uns gut – aber nicht mehr als das.«
    »Miss Dane«, sagte Dr.   Fell, brummte es aus seiner Kaskade von Kinnen und machte eine merkwürdige Kopfbewegung dazu, »ein Vöglein in meinem Inneren zwitschert mir, daß Sie mir etwas sagen wollen. Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet. Meinen Sie, Farnleigh war ein Hochstapler?«
    Sie zuckte leicht mit den Händen.
    »Dr.   Fell, mir liegt nichts daran, in Rätseln zu sprechen, das können Sie mir glauben. Und ich denke,

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