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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Es gab verschiedene Spekulationen darüber, wie er funktionierte – Poe hat einen Aufsatz dazu verfaßt –, aber für meine einfältigen Begriffe gibt es bis heute keine befriedigende Erklärung. ›Psycho‹ steht heute in London im Museum. Sie wollen doch nicht sagen, daß es eine solche Figur auf Farnleigh Close gibt?«
    »Doch. Deshalb hätte ich ja auch gedacht, daß dieser Mr.   Murray danach gefragt hätte«, beharrte Madeline. »Wie gesagt, was für eine Geschichte dahintersteckt, weiß ich nicht. Der Automat wurde zu Zeiten Karls II. in England ausgestellt und dann von einem Farnleigh erworben. Ich weiß nicht, ob er auch Karten oder Schach spielte, aber er konnte sich bewegen und sprach. Als ich ihn sah, war er, wie gesagt, alt und schwarz und runzlig.«
    »Und – ahemm – diese Sache, daß er zum Leben erweckt würde?«
    »Ach, das war nur ein Unsinn, den John erzählt hat, als er noch ein dummer Junge war. Das war nicht ganz ernst gemeint. Ich habe nur überlegt, was jemandem über ihn aus den alten Zeiten im Gedächtnis geblieben sein könnte. Die Dachkammer, in der die Figur stand, war voller Bücher, und es waren – nun, böse, verruchte Bücher« – wieder errötete sie –, »und das war für John die größte Attraktion. Das Geheimnis, wie man die Puppe zum Sprechen brachte, war in Vergessenheit geraten, und ich nehme an, das war es, was er meinte.«
    Auf Pages Schreibtisch klingelte das Telefon. Er war so in die Betrachtung Madelines versunken gewesen – des Winkels, in dem sie ihren Kopf hielt, der Willensstärke, die aus ihren dunkelblauen Augen sprach –, daß er im ersten Augenblick gar nicht wußte, wo das Telefon stand. Doch als er Burrows’ Stimme am anderen Ende vernahm, war sein Verstand sofort wieder wach.
    »Um Himmels willen«, rief Burrows, »ihr müßt sofort hier herüber zum Haus kommen! Bring den Inspektor und Dr.   Fell mit!«
    »Immer mit der Ruhe!« antwortete Page, der spürte, wie ein unangenehmes Kribbeln sich auf seiner Brust ausbreitete. »Was ist los?«
    »Also zunächst einmal haben wir das Heft mit den Fingerabdrücken wieder …«
    »Was? Wo?«
    Nun sahen alle ihn an.
    »Eins von den Dienstmädchen – Betty – weißt du, welche ich meine …?« Burrows zögerte.
    »Ja; was ist mit ihr?«
    »Betty war verschwunden, und keiner wußte, was aus ihr geworden war. Sie suchten im ganzen Haus nach ihr – das heißt überall, wo sie nach ihren Vorstellungen sein konnte. Keine Betty. Es herrschte ein ziemliches Durcheinander, denn Knowles war ebenfalls nicht da – ich weiß nicht, warum. Schließlich hat Mollys Zofe sie dann im Grünen Zimmer gefunden, wo Betty eigentlich nichts zu suchen hatte. Betty lag auf dem Boden, das Heft in der Hand. Aber das ist noch nicht alles. Ihr Gesicht hatte sich dermaßen verfärbt und sie atmete so schwer, daß wir den Arzt geholt haben. Der alte Dr.   King macht sich Sorgen. Betty ist noch immer nicht bei Bewußtsein, und es wird lange dauern, bis sie uns etwas sagen kann. Körperlich ist sie unverletzt, aber King sagt, es ist eindeutig genug, was ihren Zustand verursacht hat.«
    »Und?«
    Wieder zögerte Burrows.
    »Furcht«, sagte er.

Kapitel 10
    In der Bibliothek von Farnleigh Close hatte Patrick Gore sich auf der Fensterbank niedergelassen und rauchte eine schwarze Zigarre. Bei ihm saßen Burrows, Welkyn und ein schläfrig wirkender Kennet Murray. Inspektor Elliot, Dr.   Fell und Brian Page hatten am Tisch Platz genommen.
    Sie hatten einen verschüchterten, konfusen Haushalt vorgefunden, um so verschüchterter, da der unerwartete Schreck mitten an einem ruhigen Nachmittag gekommen war, und um so konfuser, da der Butler unauffindbar gewesen war.
    Einzelheiten? Was sie denn mit Einzelheiten meinten? Die Bediensteten, die Elliot vernahm, verstanden überhaupt nicht, wonach er fragte. Sie war doch nur ein einfaches Hausmädchen, Betty Harbottle, und hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Seit dem Mittagessen hatte niemand sie mehr gesehen. Als die festgesetzte Zeit kam, zu der sie und Agnes, ein weiteres Hausmädchen, die Fenster zweier Schlafzimmer im Obergeschoß putzen sollten, hatte Agnes sich auf die Suche nach ihr gemacht. Erst um vier Uhr hatten sie sie gefunden. Um vier Uhr war Teresa – Lady Farnleighs Zofe – ins Grüne Zimmer gegangen, das Arbeitszimmer des verstorbenen Sir John, und hatte sie auf dem Boden liegend gefunden, an einem Fenster mit Blick über den Garten. Sie lag auf der Seite, das Heft mit

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