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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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gewisse Dinge im Gange waren, aber es waren Dinge, die mich nichts angingen‹«, las Elliot. »Bezieht sich das auf den Mord? Hatten Sie in dem Augenblick das Gefühl, daß ein Mord geschieht?«
    »Nein, das mit Sicherheit nicht«, sagte Welkyn und machte dabei einen kleinen Hüpfer auf seinem Stuhl. »Und bis jetzt habe ich keinen Grund zu der Annahme, daß einer geschehen ist. Haben Sie denn den Verstand verloren, Inspektor? Sie haben eindeutige Beweise für einen Selbstmord vor Augen, und trotzdem wollen Sie allesamt in den Sternen lesen und etwas anderes finden …«
    »Hatten Sie denn dann gestern abend das Gefühl, daß gerade ein Selbstmord geschieht?«
    »Nein, zu einer solchen Annahme hatte ich keinen Grund.«
    »Worauf spielen Sie dann in Ihrer Aussage an?« fragte Elliot unbeirrt.
    Welkyn hatte die Handflächen flach auf die Tischplatte gelegt. Indem er die Finger leicht hob, erzielte er den Effekt eines Schulterzuckens; doch mehr teilte seine rundliche, glatte Gestalt nicht mit.
    »Lassen Sie es mich mit einem anderen Ansatz versuchen, Mr.   Welkyn. Glauben Sie an das Übernatürliche?«
    »Ja«, antwortete Welkyn nur.
    »Haben Sie den Eindruck, daß jemand es in diesem Falle darauf anlegt, den Eindruck des Übernatürlichen zu wecken?«
    Welkyn sah ihn an. »Und Sie kommen von Scotland Yard!   Sie   sagen das!«
    »Oh, so schlimm ist es nicht«, erwiderte Elliot und machte ein seltsam grimmiges Gesicht dabei, das seine Landsleute schon seit Jahrhunderten zu lesen verstehen. »Ich habe gefragt, ob jemand es darauf anlegen könnte, und das zu tun gäbe es mehrere Möglichkeiten. Übernatürliche und nicht so übernatürliche. Glauben Sie mir, Sir, es gehen in der Tat seltsame Dinge hier vor – jemand hat dafür gesorgt, daß sie vorgehen –, seltsamer, als Sie glauben. Ich bin hergekommen, um dem Mord an Miss Daly nachzugehen, und auch da könnte mehr dahinterstecken als ein Landstreicher, der einen Geldbeutel stiehlt. Aber nicht ich war es, der den Gedanken aufgebracht hat, es könnte etwas Übernatürliches im Gange sein. Das waren Sie.«
    »Ich?«
    »Ja. ›Ich hatte das Gefühl, als sähe mich durch eine der Glasscheiben etwas an, und zwar durch eine der untersten gleich über dem Boden‹. ›Etwas‹, sagen Sie. Nicht ›jemand‹.«
    Ein kleiner Schweißtropfen erschien auf Welkyns Stirn, nicht weit von der großen Schläfenader. Es war der einzige Wechsel in seinem Ausdruck, wenn man es denn so nennen konnte; und mit Sicherheit war es das einzige, was sich auf seinem Gesicht bewegte.
    »Ich habe die Person draußen nicht erkannt. Hätte ich gewußt, wer es war, hätte ich ›jemand‹ gesagt. Ich wollte nur präzise sein.«
    »Es war also ein Mensch? Ein ›Jemand‹?«
    Der andere nickte.
    »Aber um Sie durch eine der unteren Scheiben anzusehen, müßte dieser Jemand sich sehr tief hinuntergekauert oder sogar am Boden gelegen haben?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Nicht unbedingt? Wie meinen Sie das, Sir?«
    »Es bewegte sich zu rasch – und sprunghaft. Ich weiß wirklich nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
    »Können Sie es beschreiben?«
    »Nein. Aber ich hatte den Eindruck, daß es tot war.«
    Etwas wie Entsetzen hatte sich in Brian Page breitgemacht; er spürte es bis in die Knochen, doch wie oder auch nur wann es gekommen war, hätte er nicht sagen können. Beinahe unmerklich war ihr Gespräch in neue Bereiche vorgedrungen – obwohl er das Gefühl hatte, daß diese Dinge von Anfang an im Hintergrund gelauert hatten und nur auf den Anstoß warteten, der sie zum Leben erweckte. Harold Welkyn machte eine abrupte Bewegung. Er holte ein Taschentuch aus seiner Brusttasche hervor, wischte sich eilig die Handflächen daran ab und steckte es wieder zurück. Als er wieder die Stimme erhob, hatte er fast schon zu seiner üblichen feierlichen und umständlichen Art zurückgefunden.
    »Einen Augenblick noch, Inspektor«, sagte er, als Elliot zu einer Erwiderung anhob. »Ich habe versucht, Ihnen so deutlich und wahrheitsgemäß wie möglich zu beschreiben, was ich gesehen und gespürt habe. Sie fragen mich, ob ich an – solche Dinge glaube. Jawohl, das tue ich. Ich will es Ihnen ehrlich verraten: Nicht für tausend Pfund würde ich im Dunkeln hinaus in diesen Garten gehen. Es scheint Sie zu überraschen, daß ein Mann meines Berufes solche Ansichten hegt.«
    Elliot überlegte. »Ehrlich gesagt, das tut es irgendwie. Ich weiß auch nicht, warum. Schließlich hat doch auch ein Jurist ein Recht, an

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