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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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erwiderte Elliot, »aber die Adresse stimmt. Sie wurde erdrosselt, am Abend des 31.   Juli letzten Jahres.«
    Der Herausforderer blickte grimmig. »Dann kann ich zumindest dafür mit einem Alibi aufwarten. Vor einem Jahr war ich glücklich in Amerika. Aber kann vielleicht trotzdem jemand so freundlich sein und ein wenig Licht in dieses Dunkel bringen? Was hat der Mord an Victoria Daly mit unserer Sache zu tun?«
    Elliot warf Dr.   Fell einen fragenden Blick zu. Der Doktor nickte schläfrig, doch mit Nachdruck; sein gewaltiger Körper schien vollkommen still, und er saß nur da und beobachtete. Elliot griff zu einem Aktenkoffer, den er neben sich stehen hatte, öffnete ihn und holte ein Buch hervor. Es war ein Quartband in dunklem Kalbsleder, der Einband vergleichsweise jungen Datums (etwa ein Jahrhundert alt), auf dem Rücken den nicht gerade einladenden Titel   Bemerkenswerte Geschichte . Der Inspektor schob das Buch zu Dr.   Fell hinüber, der es aufschlug. Jetzt sah Page, daß es weitaus älter war – die Übersetzung eines französischen Werkes von Sébastien Michaëlis, 1613 in London erschienen. Das Papier war vergilbt und wellig, und gegenüber der Titelseite war ein merkwürdiges Exlibris eingeklebt.
    »Hmpf«, sagte Dr.   Fell. »Hat jemand hier im Zimmer dieses Buch schon einmal gesehen?«
    »Ja«, sagte Gore ruhig.
    »Und das Exlibris?«
    »Das auch. Seit dem achtzehnten Jahrhundert benutzen wir es in der Familie nicht mehr.«
    Dr.   Fell zeichnete mit dem Finger das Motto nach.   »Sanguis eius super nos et super filios nostros,   Thos. Farnleigh, 1675. Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder. – Hat dieses Buch je in der Bibliothek hier im Herrenhaus gestanden?«
    Gores Augen funkelten und erwachten zum Leben, als er das Buch sah, aber er schien nach wie vor überrascht. Seine Worte klangen spöttisch.
    »Nein, hier unten mit Sicherheit nicht. Das ist eines jener Hexenbücher, die mein Vater und vor ihm mein Großvater in der Dachkammer verborgen hielten. Ich habe ihm einmal den Schlüssel gestohlen und Duplikate anfertigen lassen, damit ich hinaufgehen und dort lesen konnte. Ach, wieviel Zeit habe ich dort oben verbracht – unter dem Vorwand, falls jemand mich fand, ich hätte mir einen Apfel vom Boden nebenan holen wollen.« Er blickte in die Runde. »Weißt du das noch, Madeline? Einmal habe ich dich mit hinaufgenommen, damit du dir die Goldhexe ansehen kannst. Ich habe dir sogar einen Schlüssel geschenkt. Aber leider konntest du dich nie für diese Dinge erwärmen. – Doktor, woher haben Sie das Buch? Was hat es aus seiner Gefangenschaft befreit?«
    Inspektor Elliot erhob sich und läutete nach Knowles.
    »Könnten Sie«, wandte er sich an den verschüchterten Butler, »Lady Farnleigh bitten, uns Gesellschaft zu leisten?«
    In aller Ruhe holte Dr.   Fell Pfeife und Tabaksbeutel hervor. Er stopfte die Pfeife, zündete sie an und sog tief befriedigt den Rauch ein; erst dann sprach er. Mit einer weit ausholenden Bewegung wies er auf das Buch.
    »Das Buch? Seinerzeit hat keiner einen Blick hineingeworfen oder sich überhaupt damit beschäftigt – wahrscheinlich, weil der Titel so nichtssagend war. In Wirklichkeit ist es eines der unglaublichsten Dokumente, die man überhaupt in Archiven finden kann: das Geständnis einer gewissen Madeleine de la Palud, aufgezeichnet 1611 in Aix, in dem sie von ihrer Teilnahme an Hexensabbat und Satanskulten berichtet. Es fand sich auf Miss Dalys Nachttisch. Noch kurz bevor der Mörder kam, hatte sie darin gelesen.«
     

Kapitel 12
    Es war so still in der Bibliothek, daß Page deutlich die Schritte von Molly Farnleigh und Burrows hören konnte, als sie eintraten.
    Murray räusperte sich. »Und das bedeutet …?« ermunterte er. »Habe ich denn nicht gehört, daß Miss Daly von einem Landstreicher ermordet wurde?«
    »Das ist gut denkbar.«
    »Und weiter?«
    Doch nun ergriff Molly Farnleigh das Wort. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen«, hob sie an, »daß ich mich gegen diesen lächerlichen Anspruch wehren werde,   Ihren   Anspruch« – sie legte ihren ganzen Kampfgeist in den einen verächtlichen Blick, mit dem sie Gore ansah –, »und zwar bis zum Äußersten. Nat Burrows sagt, es wird sich über Jahre hinziehen und uns alle das letzte Hemd kosten, aber ich kann mir das leisten. Aber jetzt kommt alles darauf an, Johns Mörder zu finden. Dafür bin ich bereit, einen Waffenstillstand zu erklären, wenn Sie es Ihrerseits tun. Wovon habe

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