Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
Vom Netzwerk:
Anwalt, kein Experte für Satanskulte. Ich sehe nicht, was diese Kulte mit dem einzigen zu tun haben sollten, was mich an dieser Sache interessiert. Was Sie uns beschrieben haben, hat nicht das geringste mit der Frage nach dem rechtmäßigen Erben des Farnleigh-Besitzes zu tun …«
    »Da täuschen Sie sich«, sagte Dr.   Fell.
    Und er fuhr fort:
    »Genauer gesagt, steckt diese Frage sogar im Kern der ganzen Angelegenheit, und ich hoffe, daß ich Ihnen das in etwa zwei Sekunden vor Augen führen kann.«
    »Aber Sie« – er blickte zu Page hinüber, zum Zeichen, daß er aufgriff, was dieser zuvor dargelegt hatte –, »Sie haben vorhin gefragt, was diese Person denn überhaupt darauf gebracht hat, sich mit solchen Praktiken abzugeben. War es die schiere Langeweile? War es ein Schaden, den sie schon von Kindheit an hatte und der nun von Jahr zu Jahr größer wurde? Ich denke mir, es war ein klein wenig von beidem. Alles an diesem Fall ist zusammen großgeworden, so wie die giftige Atropa belladonna draußen in der Hecke wächst. Alle Stränge sind miteinander verflochten und nicht mehr zu entwirren.
    Wer könnte das sein, jemand mit solchen Instinkten und immer gezwungen, sie zu unterdrücken? An wem können wir, nun wo wir alles Beweismaterial vor uns haben, einen solchen Charakter finden? Wer kann der eine sein – und nur einer ist es –, der beide Spielzeuge in der Hand hat, die Hexerei und den Mord? Wer hat ohne Zweifel an der Langeweile einer lieblosen, elenden Ehe gelitten und hatte zugleich ein Übermaß an Lebenskraft in sich, das sich nur …«
    Burrows sprang mit einem lauten Fluch von seinem Stuhl auf, als ihm aufging, wer es war.
    Im selben Augenblick öffnete sich die Bibliothekstür, und Knowles hielt flüsternd Zwiesprache mit jemandem draußen.
    Knowles war bleich im Gesicht, als er den anderen eröffnete, was er erfahren hatte.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber ich höre eben, daß – daß Lady Farnleigh nicht auf ihrem Zimmer ist. Es heißt, sie habe schon vor einiger Zeit eine Reisetasche gepackt und einen Wagen aus der Garage geholt und …«
    Dr.   Fell nickte.
    »So ist es«, sagte er. »Deshalb müssen wir auch heute abend nicht mehr nach London. Mit ihrer Flucht hat sie sich verraten. Nun werden wir ohne weiteres einen Haftbefehl erwirken können – einen Haftbefehl gegen Lady Farnleigh, und die Anklage lautet auf Mord.«
     

Kapitel 20
    »Also hören Sie!« rief Dr.   Fell, pochte mit seinem Stock auf den Boden und blickte sich mit wohlwollend tadelnder Miene in der Gruppe um. Er war amüsiert, zugleich aber auch verärgert. »Sie werden doch nicht sagen wollen, daß Sie überrascht sind? Sie wollen doch nicht sagen, Sie sind schockiert? Sie, Miss Dane! Haben Sie es denn nicht von Anfang an gewußt? Haben Sie nicht gewußt, wie sehr sie Sie gehaßt hat?«
    Madeline wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Dann streckte sie die Hand nach Pages Arm aus.
    »Gewußt habe ich gar nichts«, sagte Madeline. »Eine Ahnung hatte ich. Aber das konnte ich Ihnen ja wohl zu Anfang nicht sagen, oder? Sie haben mich ja auch so schon für ein ziemliches Biest gehalten, fürchte ich.«
    Page brauchte eine ganze Weile, bis er wieder wußte, wo er stand, und den anderen erging es offenbar nicht viel besser. Doch nun ging ihm noch etwas auf, noch bevor die vorige Erkenntnis wirklich verarbeitet war. Was er dachte, war:
    Die Sache ist noch nicht zu Ende.
    Ob es eine Andeutung war, die in Dr.   Fells Augen flackerte, eine Bewegung seiner Hand oder seines Stockes, womöglich sogar ein Erbeben des ganzen Kolosses, das konnte er nicht sagen. Aber der Eindruck war unmißverständlich, und auch die anderen blickten alle gespannt auf Dr.   Fell, als warteten sie nur auf die nächste Enthüllung. Irgendwo gab es noch einen Hinterhalt. Irgendwo warteten die Gewehre, die eine weitere Salve auf ihren Verstand abfeuern würden.
    »Erzählen Sie weiter«, sagte Murray mit ruhiger Stimme. »Ich zweifle nicht, daß Sie recht haben; aber jetzt weiter.«
    »Stimmt«, sagte Burrows geistesabwesend – und setzte sich wieder.
    Die mächtige Stimme des Doktors klang schläfrig in der Stille der Bibliothek.
    »Was die rein materielle Beweislage angeht«, fuhr er fort, »konnte an dieser Lösung von vornherein kaum ein Zweifel bestehen. Der Mittelpunkt allen Aufruhrs, des psychischen wie des äußerlichen, ist immer   hier   gewesen. Der Mittelpunkt war das verschlossene Bücherkabinett auf dem Dachboden.

Weitere Kostenlose Bücher