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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zerdrückt … Sam, einen Augenblick lang verspürte ich dort hinten den Wunsch, mich seinem Rudel anzuschließen, mit ihm über die Großen Straßenebenen zu rasen, meine Raketen für ihn gegen die Tore der Benzinfestungen einzusetzen … Aber ich brächte es nicht fertig, dich mono zu machen, Sam. Man hat mich für dich gebaut. Ich bin domestiziert. Ich bin zu schwach. Aber ihn erschießen, das konnte ich nicht, und deshalb habe ich absichtlich danebengeschossen. Aber ich brächte es nie fertig, dich mono zu machen, Sam, wirklich nicht.“
    „Danke“, sagte er, „du überprogrammierter Ascheimer. Vielen Dank!“
    „Es tut mir leid, Sam.“
    „Halt den – nein, noch nicht. Zuerst sage mir, was du tun wirst, wenn wir ihn finden.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Nun, dann überleg’ es dir, und zwar ein bißchen fix. Du siehst doch diese Staubwolke vor uns ebensogut wie ich und solltest dich besser beeilen.“
    Sie schossen dahin.
    „Warte nur, bis ich Detroit anrufe. Die werden sich dumm und dämlich lachen, bis ich mein Geld zurückfordere.“
    „Ich bin keine Fehlkonstruktion. Das weißt du. Ich bin nur etwas …“
    „… emotionaler …?“ schlug Murdock vor.
    „… als ich annahm, daß ich es sein würde“, schloß sie. „Ich hatte nicht viele Wagen kennengelernt, bloß ein paar junge, als man mich zu dir schickte. Ich wußte nicht, wie ein wilder Wagen war, und ich hatte vorher nie irgendwelche Wagen vernichtet – nur Zielscheiben und dergleichen. Ich war jung und …“
    „… unschuldig …“, sagte Murdock. „Ja. Wirklich rührend. Halte dich bereit, den nächsten Wagen zu töten, der uns begegnet. Wenn er zufälligerweise dein Freund ist und du nicht schießt, wird er uns fertigmachen.“
    „Ich will es versuchen, Sam.“
    Der Wagen vor ihnen hatte angehalten. Es war der gelbe Chrysler. Zwei seiner Reifen waren platt, und er parkte und wartete.
    „Laß ihn!“ herrschte Murdock sie an, als die Motorhaube aufklappte.
    „Spare dir die Munition für etwas, das sich wehren kann.“
    Sie jagten an dem Chrysler vorbei.
    „Hat er etwas gesagt?“
    „Eine Maschinenobszönität“, sagte sie. „Ich hab’ das erst ein- oder zweimal gehört, und du würdest es nie verstehen.“
    Er lachte glucksend. „Wagen beschimpfen sich also tatsächlich?“
    „Gelegentlich“, sagte sie. „Ich könnte mir vorstellen, daß die primitiven Typen das häufiger tun, besonders auf Freeways und Fernstraßen, wenn es zu Stauungen kommt.“
    „Ich möchte gerne ein Maschinenschimpfwort hören.“
    „Das mache ich nicht. Für was für einen Wagen hältst du mich denn?“
    „Tut mir leid“, sagte Murdock. „Du bist ja eine Dame. Das hab’ ich vergessen.“
    Sie rasten auf dem flachen Stück Land dahin, das bis zu den Vorbergen reichte. Murdock trank noch einmal einen Schluck Bourbon und wechselte dann auf Kaffee über.
    „Zehn Jahre“, murmelte er, „zehn Jahre …“
    Der Weg beschrieb eine Kurve, als die Berge langsam zurücktraten und das Vorgebirge ausgeprägter wurde.
    Fast wäre es vorbei gewesen, ohne daß er etwas bemerkt hätte.
    Als sie an einem mächtigen orangefarbenen Felsmassiv vorbeirollten, das vom Wind wie ein umgedrehter Pilz herausgemeißelt war, bot sich rechts eine Art Lichtung.
    Und aus dieser Lichtung schoß er auf sie zu – der Teufelswagen. Er lauerte dort, weil er erkannt hatte, daß er der Scharlachroten Lady nicht entkommen konnte. Und raste jetzt auf eine letzte Kollision mit seinem Jäger los.
    Jenny rutschte zur Seite, als ihre Bremsen quietschend zupackten, daß die Reifen rauchten, und dann feuerten ihre Fünfziger, und die Motorhaube sprang auf, und die Vorderräder hoben sich vom Boden, als die Raketen davonsprangen, und dann drehte sie sich dreimal um ihre Achse, und ihre hintere Stoßstange schabte über den Boden. Beim dritten und letzten Mal feuerte sie ihre letzten Raketen auf das rauchende Wrack an der Hügelflanke, und dann stand sie wieder auf ihren vier Rädern, und ihre Fünfziger feuerten weiter, bis sie leer waren, und dann klickte es noch eine ganze Minute lang immer wieder, bis alles verstummte.
    Murdock saß zitternd da und sah, wie das verbogene, zerbeulte Wrack vor dem Morgenhimmel loderte.
    „Du hast es geschafft, Jenny. Du hast ihn getötet. Du hast für mich den Teufelswagen getötet“, sagte er.
    Aber sie gab ihm keine Antwort. Ihre Maschine sprang wieder an, und dann bog sie nach Südosten und fuhr auf die Tankstellenrastfestung zu, die in jener

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