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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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werden, obwohl das Toh beglichen ist?«
    Aviendha erstarrte. Aber nein, das war albern. Sie wollte sich nicht mit Nakomi in diesem Punkt streiten, aber die Aiel gehörten in das Dreifache Land.
    »Das Volk des Drachen.« Nakomi nippte an ihrem Tee. »Das ist es, was wir sind. Dem Drachen zu dienen war der Sinn hinter all unseren Taten. Unsere Bräuche, die ständigen Raubzüge gegeneinander, unsere brutale Ausbildung… unsere ganze Lebensart.« , »Ja«, sagte Aviendha.
    »Aber sobald Sichtblender besiegt ist«, sagte Nakomi leise, »was bleibt dann noch für uns? Vielleicht haben sich deswegen so viele geweigert, dem Car’a’carn zu folgen. Weil sie sich sorgten, was es wirklich bedeutet. Warum die alten Bräuche fortführen? Wie sollen wir Ehre in Raubzügen und dem gegenseitigen Töten finden, wenn wir uns nicht länger auf eine so wichtige Aufgabe vorbereiten? Warum härter werden? Nur um aus reinem Selbstzweck hart zu sein?«
    »Ich…«
    »Es tut mir leid«, sagte Nakomi. »Ich habe wieder einfach laut gedacht. Ich fürchte, ich neige dazu. Kommt, lasst uns essen.«
    Aviendha zuckte zusammen. Sicherlich konnten die Wurzeln noch nicht fertig sein. Aber Nakomi zog sie aus dem Feuer, und sie rochen köstlich. Sie schnitt den Panzerrücken auf und holte zwei Zinnteller aus ihrem Bündel. Sie würzte Fleisch und Wurzeln, dann reichte sie Aviendha einen Teller.
    Aviendha probierte vorsichtig. Das Essen war köstlich. Sogar großartig. Besser als das Essen auf so manchen Festen, von dem sie in den schönen Palästen in den Feuchtlanden gekostet hatte. Erstaunt starrte sie den Teller an.
    »Entschuldigt mich«, sagte Nakomi. »Die Natur verlangt nach mir.« Lächelnd stand sie auf und schlurfte in die Dunkelheit.
    Aviendha aß leise, die Unterhaltung hatte sie verstört. War so eine wunderbare Mahlzeit wie diese hier, die man über einem Feuer zubereitet und aus so bescheidenen Zutaten gemacht hatte, nicht der Beweis, dass man den Luxus der Feuchtländer wirklich nicht brauchte?
    Aber welchen Sinn hatte es jetzt noch, Aiel zu sein? Wenn sie nicht mehr auf den Car’a’carn warten mussten, was taten sie dann? Kämpfen, ja. Und dann? Sich weiterhin auf Raubzügen umringen? Wozu?
    Sie beendete ihre Mahlzeit und dachte dann noch lange Zeit nach. Zu lange. Nakomi kehrte nicht zurück. Besorgt machte sich Aviendha auf die Suche, fand von der Frau aber nicht die geringste Spur.
    Als sie zu ihrem Feuer zurückkehrte, entdeckte sie, dass Nakomis Bündel und Teller verschwunden waren. Sie blieb noch eine Weile auf, aber die Frau kehrte nicht zurück.
    Schließlich legte sich Aviendha von großer Unruhe erfüllt schlafen.

KAPITEL 14
    Schmiedearbeiten
    P errin saß allein auf einem Baumstumpf und hielt das Gesicht mit geschlossenen Augen dem dunklen Himmel entgegen. Das Lager war aufgeschlagen, das Wegetor geschlossen und die Berichte angehört. Er hatte endlich Zeit, sich auszuruhen.
    Das war gefährlich. Ausruhen bedeutete, er konnte nachdenken. Nachdenken förderte Erinnerungen zutage. Erinnerungen brachten Schmerzen.
    Der Wind ließ ihn die Welt riechen. Die verschiedensten Schichten von Gerüchen, die sich vermengten. Das Lager: verschwitzte Menschen, Gewürze, Kernseife, Pferdemist, Gefühle. Die sie umgebenden Hügel: vertrocknete Kiefernnadeln, Schlamm von einem Fluss, der Kadaver eines toten Tieres. Die sich dahinter ausbreitende Welt: Anzeichen von Staub einer fernen Straße, ein Büschel Lavendel, das irgendwie in der sterbenden Welt überlebt hatte.
    Pollen gab es keine. Es gab keine Wölfe. Beides erschien Perrin wie ein schreckliches Zeichen.
    Ihm war übel. Körperlich übel, als wäre sein Magen mit schlammigem Sumpfwasser, verfaulendem Moos und toten Käfern gefüllt. Er wollte schreien. Er wollte den Schlächter finden und ihn töten, ihm die Fäuste ins Gesicht schlagen, bis sie im Blut versanken.
    Schritte näherten sich. Faile. »Perrin? Magst du reden?«
    Er schlug die Augen auf. Er hätte weinen sollen, schreien. Aber er fühlte sich so kalt. Kalt und wütend. Das passte seiner Meinung nach überhaupt nicht zusammen.
    Sein Zelt war in der Nähe aufgeschlagen; die Eingangsplanen flatterten im Wind. Ein paar Schritte entfernt lehnte Gaul an einem Zwerglorbeerschössling. In der Ferne arbeitete noch einer der Hufschmiede. Leise Hammerschläge in der Nacht.
    »Ich habe versagt, Faile«, flüsterte er.
    Sie kniete neben ihm nieder. »Du hast das Ter’angreal erbeutet. Du hast die Menschen gerettet.«
    »Und

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