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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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trotzdem hat uns der Schlächter geschlagen«, sagte er bitter. »Ein Rudel aus fünf von uns reichte nicht aus, um ihn zu besiegen.«
    Genauso hatte er sich gefühlt, als er seine tote Familie fand, getötet von den Trollocs. Wen würde ihm der Schatten noch entreißen, bis das hier vorbei war? Springer hätte im Wolfstraum sicher sein müssen.
    Dummer Welpe, dummer Welpe.
    Hatte es überhaupt je eine Falle für sein Heer gegeben? Möglicherweise war der Traumnagel des Schlächters ja für einen ganz anderen Zweck bestimmt gewesen. Und alles war nur ein Zufall.
    Für einen Ta’veren gibt es keine Zufälle …
    Er musste etwas finden, was er mit seinem Zorn und seinem Schmerz tun konnte. Er stand auf, drehte sich um und sah überrascht, wie viele Lichter noch im Lager brannten. In der Nähe wartete eine Gruppe Menschen, weit genug von ihm entfernt, dass er ihre Gerüche nicht einzeln wahrgenommen hatte. Alliandre in einem goldenen Kleid. Berelain in Blau. Beide saßen an einem kleinen Reisetisch aus Holz auf Stühlen. Darauf stand eine flackernde Laterne. Neben ihnen saß Elyas auf einem Stein und schärfte seine Messer. Ein Dutzend Männer von den Zwei Flüssen - darunter Will al’Sleen, Jon Ayellin und Grayor Frenn - kauerten um ein Feuer und schauten in seine Richtung. Selbst Arganda und Gallenne waren da und unterhielten sich leise.
    »Sie sollten schlafen«, sagte Perrin.
    »Sie sorgen sich um dich«, sagte Faile. Sie roch ebenfalls besorgt. »Und sie haben Angst, dass du sie jetzt fortschickst, weil die Wegetore wieder funktionieren.«
    »Narren«, flüsterte Perrin. »Es sind Narren, weil sie mir folgen. Narren, weil sie sich nicht verstecken.«
    »Würdest du das wirklich von ihnen wollen?«, sagte Faile ärgerlich. »Sich irgendwo zu verkriechen, während die Letzte Schlacht geschlagen wird? Hast du nicht gesagt, dass jeder Mann gebraucht wird?«
    Sie hatte recht. Jeder Mann würde gebraucht werden. Er begriff, dass seine Frustration nicht zuletzt daher stammte, weil er nicht wusste, was er eigentlich genau entkommen war. Er war davongekommen, aber wovon? Wofür war Springer gestorben? Den Plan des Feindes nicht zu kennen gab ihm das Gefühl, völlig blind zu sein.
    Er erhob sich vom Baumstumpf und begab sich zu Arganda und Gallenne. »Bringt mir Eure Karte«, verlangte er. »Die von der Jehannahstraße.«
    Arganda rief Hirshanin herbei und erklärte ihm, wo er eine finden würde. Hirshanin rannte los, und Perrin ging ins Lager hinein. Auf den Laut aufeinandertreffenden Metalls zu, in Richtung des Hufschmieds. Perrin schien davon angezogen zu werden. Um ihn herum wogten die Gerüche des Lagers, über ihm grollte der Himmel.
    Die anderen folgten ihm. Faile, Berelain und Alliandre, die Männer von den Zwei Flüssen, Elyas, Gaul. Die Gruppe wuchs, als sich zwei weitere Männer von den Zwei Flüssen dazugesellten. Keiner sagte ein Wort, und Perrin ignorierte sie, bis er zu Aemin kam, der am Amboss arbeitete. Neben ihm stand eine der von Pferden gezogenen transportablen Lagerschmieden, in der rote Glut brannte.
    Hirshanin holte mit der Karte Perrin ein. Perrin entrollte sie und hielt sie vor sich, während Aemin in seiner Arbeit innehielt. Er roch neugierig. »Arganda, Gallenne«, sagte Perrin. »Sagt mir eines. Wenn Ihr den besten Hinterhalt für eine auf dieser Straße reisende große Gruppe aufbauen würdet, wo würdet Ihr das tun?«
    »Hier«, sagte Arganda ohne zu zögern und zeigte auf eine Stelle, die sich mehrere Wegstunden von ihrem ehemaligen Lager entfernt befand. »Seht Ihr? Die Straße macht dort eine Biegung und folgt einem alten ausgetrockneten Flussbett. Ein Heer wäre einem Hinterhalt dort schutzlos ausgeliefert; man könnte es von den Höhen hier und hier angreifen.«
    Gallenne nickte. »Ja. Diese Gegend ist als ausgezeichneter Rastplatz für eine große Gruppe gekennzeichnet. Am Fuß dieses Hügels, wo die Straße diese Biegung beschreibt. Aber sollte Euch jemand auf den Höhen etwas antun wollen, dann würdet Ihr am Morgen vermutlich nicht wieder erwachen.«
    Arganda nickte.
    Die Hügel erhoben sich nördlich von der Straße und waren oben flach; das alte Flussbett hatte einen breiten, ebenen Pfad ausgeschnitten, der nach Süden und Westen hin tief ausgewaschen war. Auf diesen Höhen konnte man eine ganze Armee aufstellen.
    »Was ist das?« Perrin zeigte auf ein paar Eintragungen südlich der Straße.
    »Alte Ruinen«, erklärte Arganda. »Nichts von Bedeutung; sie sind viel zu verwittert,

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