Die Türme der Mitternacht
uns?«
»Nein.« Perrin steckte das Rätselspiel weg. »Ich bin, wer ich bin. Endlich.« Er war sich nicht sicher, was sich in ihm verändert hatte. Aber vielleicht hatte das Problem ja nur darin bestanden, sich viel zu viele Gedanken darüber zu machen.
Er wusste, dass er sein Gleichgewicht gefunden hatte. Er würde nie wie Noam werden, der Mann, der sich im Wolf verloren hatte. Und das reichte.
Perrin und Elyas sahen zu, wie das Heer vorbeizog. Diese größeren Wegetore machten das Reisen so viel einfacher; sie würden sämtliche Kämpfer, Männer und Frauen, in weniger als einer Stunde auf der anderen Seite haben. Männer hoben die Hände Perrin entgegen und rochen nach Stolz. Seine Verbindung zu den Wölfen machte ihnen keine Angst; tatsächlich erschienen sie jetzt, wo sie die Einzelheiten kannten, bedeutend weniger besorgt. Zuvor hatte es viele Spekulationen gegeben. Fragen. Jetzt konnten sie sich in Ruhe an die Wahrheit gewöhnen. Und stolz darauf sein. Ihr Herr war kein gewöhnlicher Mann. Er war etwas Besonderes.
»Ich muss gehen, Perrin«, sagte Elyas. »Heute Nacht, wenn das geht.«
»Ich weiß. Die Letzte Jagd hat begonnen. Geh mit ihnen, Elyas. Wir treffen uns im Norden wieder.«
Der alternde Behüter legte Perrin die Hand auf die Schulter. »Falls wir uns dort nicht sehen, dann treffen wir uns vielleicht im Traum, mein Freund.«
Perrin lächelte. »Das hier ist der Traum. Und wir werden uns wiedersehen. Ich finde dich, wenn du bei den Wölfen bist. Gute Jagd, Langzahn.«
»Gute Jagd, Junger Bulle.«
Elyas verschwand beinahe lautlos in der Dunkelheit.
Perrin griff nach dem warmen Hammer an seiner Seite. Er war immer davon ausgegangen, dass die Verantwortung nur eine weitere Last für ihn darstellen würde. Aber nachdem er sie nun akzeptiert hatte, war ihm viel leichter zumute.
Perrin Aybara war bloß ein Mann, aber Perrin Goldauge war ein Symbol, erschaffen von den Menschen, die ihm folgten. Daran konnte er nichts ändern; er konnte nur so gut führen, wie ihm das möglich war. Tat er das nicht, würde das Symbol nicht verschwinden. Die Leute würden nur einfach den Glauben daran verlieren. So wie der arme Aram.
Es tut mir leid, mein Freund, dachte er. Dich habe ich von allen am meisten enttäuscht. Aber es war sinnlos, den Blick auf diese Weise in die Vergangenheit zu richten. Er würde einfach nach vorn sehen müssen und es besser machen. »Ich bin Perrin Goldauge«, sagte er. »Der Mann, der mit den Wölfen sprechen kann. Und ich schätze, es ist gut, dieser Mann zu sein.«
Er stieß Traber die Fersen in die Seiten und ritt durch das Wegetor. Leider musste Perrin Goldauge heute Nacht noch töten.
Galad erwachte sofort, als sein Zelteingang raschelte. Er vertrieb die Reste seines Traums - irgendeinen Unsinn, wie er mit einer dunkelhaarigen Schönheit mit perfekten Lippen und berechnenden Augen speiste - und griff nach dem Schwert.
»Galad!«, zischte eine Stimme. Es war Trom. »Was ist?«, fragte Galad, die Hand noch immer am Schwertgriff.
»Ihr hattet recht«, sagte Trom. »Womit?«
»Aybaras Heer ist wieder da. Galad, sie sind direkt über uns auf den Höhen! Wir haben sie nur zufällig entdeckt; unsere Männer beobachteten die Straße, genau wie Ihr befohlen habt.«
Galad fluchte, setzte sich auf und griff nach seinem Unterzeug. »Wie sind sie da raufgekommen, ohne dass wir es bemerkt haben?«
»Finstere Kräfte, Galad. Byar hatte recht. Ihr habt gesehen, wie schnell sie ihr Läger abgebrochen haben.«
Ihre Späher waren vor einer Stunde zurückgekehrt. Sie hatten Aybaras Lagerplatz unheimlicherweise völlig leer vorgefunden; als wäre er von Geistern bevölkert gewesen. Niemand hatte sie auf der Straße abrücken gesehen.
Und jetzt das. Galad zog sich schnell an. »Weckt die Männer. Seht, ob Ihr das leise könnt. Es war klug von Euch, kein Licht mitzubringen; das hätte den Feind alarmieren können. Die Männer sollen ihre Rüstungen in ihren Zelten anlegen.«
»Ja, mein Kommandierender Lordhauptmann«, sagte Trom. Ein Rascheln begleitete seinen Rückzug.
Galad beeilte sich mit dem Anziehen. Was habe ich getan? Auf jedem Schritt seines Weges hatte er Zuversicht in seine Entscheidungen gehabt, und doch hatte sie ihn an diesen Punkt geführt. Aybara, der sich auf seinen Angriff vorbereitete, seine Männer, die schliefen. Seit Morgases Rückkehr hatte er das Gefühl gehabt, dass seine Welt um ihn herum zerbröckelte. Ihm war nicht länger klar, was richtig war, nicht so wie
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