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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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etwas zu tun, während ihr Verstand beschäftigt war. Elaynes Mutter war nicht anwesend. Heute würde sie eine zu große Ablenkung darstellen.
    Elayne konnte sich Dyelins Luxus nicht erlauben. Man musste sehen, wie sie führte. Unglücklicherweise bestand die »Führung« oft darin, auf ihrem Thron zu sitzen, den Blick nach vorn gerichtet, und Entschlossenheit auszustrahlen, während sie wartete. Sicherlich war die Demonstration mittlerweile beendet?
    Ein weiteres Donnern. Vielleicht auch nicht.
    Im Wohnzimmer neben dem Thronsaal hörte sie leise Unterhaltungen. Die Hohen Herren und Hohen Herrinnen, die noch immer in Caemlyn waren, hatten eine königliche Einladung erhalten, um sich mit der Königin zu einer Diskussion über die sanitären Erfordernisse zu treffen für jene, die sich außerhalb der Stadt befanden. Diese Audienz würde genau Schlag fünf stattfinden, aber in den Einladungen war angedeutet worden, dass sich die Adelsführer zwei Stunden früher einfinden sollten.
    Die Formulierung der Botschaft hätte offensichtlich sein sollen. Elayne würde heute etwas Wichtiges tun, und sie lud die Adligen zu etwas sanktioniertem Lauschen ein. Sie waren im Wohnzimmer ordentlich mit Getränken und kleinen Gerichten wie Pasteten und Obst versorgt. Vermutlich drehten sich die Unterhaltungen um Spekulationen, was sie enthüllen würde.
    Wenn sie nur wüssten. Elayne behielt die Hände im Schoß.
    Dyelin kümmerte sich um ihre Stickerei und schnalzte mit der Zunge, als sie einen falschen Stich wieder auflöste.
    Nach einer beinahe unerträglichen Wartezeit verstummten die Drachen, und Elayne fühlte, wie Birgitte in den Palast zurückkehrte. Sie der Gruppe zuzuteilen war die beste Methode gewesen, um zu erfahren, wann sie zurückkehrten. Heute musste der Ablauf reibungslos funktionieren. Elayne atmete ein und aus, um ihre Nerven zu beruhigen. Da. Birgitte war jetzt ganz bestimmt im Palast.
    Sie nickte Hauptmann Guybon zu. Es war Zeit, die Gefangenen hereinzubringen.
    Einen Augenblick später brachte eine Abteilung Gardisten drei Individuen hinein. Die schnaubende Arymilla war trotz ihrer Gefangenschaft noch immer ganz schön mollig. Die ältere Frau war hübsch oder wäre es zumindest gewesen, hätte sie etwas anderes als Lumpen getragen. Ihre großen braunen Augen waren vor Furcht weit aufgerissen. Als hielte sie es noch immer für möglich, dass Elayne sie hinrichten ließ.
    Elenia hatte sich bedeutend besser unter Kontrolle. Wie die anderen hatte man ihr das hübsche Gewand abgenommen und stattdessen ein abgetragenes Kleid gegeben, aber sie hatte das Gesicht gewaschen und das blonde Haar zu einem sauberen Knoten gebunden. Elayne ließ ihre Gefangenen nicht hungern und misshandelte sie auch nicht. Sie waren zwar ihre Feinde, aber sie hatten Andor nicht verraten.
    Elenia sah Elayne an. Ihr verschlagenes Gesicht war nachdenklich, berechnend. Wusste sie, wohin das Heer ihres Mannes verschwunden war? Diese Streitmacht kam Elayne wie ein verborgenes Messer vor, das man ihr in den Rücken drückte. Keiner ihrer Späher hatte sie aufspüren können. Beim Licht. Eine Sorge reihte sich an die nächste.
    Die dritte im Bund war Naean Arawn, eine schlanke, blasse Frau, deren schwarzes Haar während ihrer Gefangenschaft viel von seinem Glanz verloren hatte. Sie war bereits gebrochen erschienen, bevor Elayne sie gefangen genommen hatte, und sie hielt deutlichen Abstand zu den anderen beiden Frauen.
    Man stieß sie bis zum Thronpodest, dann zwang man sie auf die Knie. Draußen im Korridor kehrten die Adeligen aus Cairhien lautstark von der Demonstration mit den Drachen zurück. Sie würden annehmen, dass sie zufällig auf Elaynes Machtdemonstration stießen.
    »Die Krone nimmt Naean Arawn, Elenia Sarand und Arymilla Marne zur Kenntnis«, sagte Elayne mit lauter Stimme. Das ließ die Unterhaltungen draußen verstummen - sowohl die der andoranischen Adligen im Wohnzimmer als auch die der cairhienischen Adligen im Korridor.
    Von den dreien schaute nur Elenia auf. Elayne erwiderte den Blick steinhart, und die Frau errötete, bevor sie wieder zu Boden sah. Dyelin hatte ihre Stickarbeit zur Seite gelegt und verfolgte alles aufmerksam.
    »Die Krone hat viel über euch drei nachgedacht«, verkündete Elayne. »Euer fehlgeleiteter Krieg gegen Trakand hat euch in den Bankrott getrieben, Lösegeldforderungen sind von euren Erben und Nachkommen zurückgewiesen worden. Eure eigenen Häuser haben euch im Stich gelassen.«
    Ihre Worte hallten durch

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