Die Türme der Mitternacht
einträgliche Güter zu überlassen? Würde das ein ausreichender Beweis sein, dass sie keineswegs beabsichtigte, dem cairhienischen Adel sein Land wegzunehmen und an ihre eigenen Leute zu verteilen? Würde das ihre Sorgen mindern?
Lorstrum erwiderte ihren Blick. »Ich sehe da ein großes Potenzial für Bündnisse.«
Bertome nickte anerkennend. »Ich glaube auch, dass das arrangiert werden könnte.« Natürlich wollte keiner von ihnen seine Ländereien aufgeben. Sie wollten einfach nur Güter in Andor erringen. Reiche Güter.
Die anderen warfen sich Blicke zu. Lady Osiellin und Lord Mavabwin waren die ersten beiden, die kapierten. Sie meldeten sich gleichzeitig zu Wort und boten Bündnisse an.
Elayne unterdrückte ihre Aufregung und lehnte sich auf ihrem Thron zurück. »Ich habe nur noch ein Gut zu vergeben«, sagte sie. »Aber ich glaube, es könnte aufgeteilt werden. « Sie würde Ailil ebenfalls einen Anteil geben, um sich ihre Gunst und Unterstützung zu verdienen. Und jetzt zum zweiten Teil ihres Vorhabens. »Lady Sarand«, rief Elayne in den hinteren Teil des Saals.
Elenia trat in ihren Lumpen vor.
»Die Krone ist nicht völlig ohne Mitleid«, sagte Elayne. »Zwar kann Andor Euch das Leid und die Schmerzen nicht verzeihen, die Ihr verursacht habt. Aber andere Länder haben keine derartigen Erinnerungen. Sagt mir, sollte die Krone Euch die Gelegenheit bieten, neue Besitzungen zu erhalten, würdet Ihr die Gelegenheit ergreifen?«
»Neue Besitzungen, Euer Majestät?«, fragte Elenia. »Von welchen Besitzungen sprecht Ihr?«
»Eine Vereinigung von Andor und Cairhien würde viele Gelegenheiten bieten. Vielleicht habt Ihr von dem Bündnis der Krone mit Ghealdan gehört. Vielleicht habt Ihr von den neu belebten Ländern im Westen des Reiches gehört. Das ist eine Zeit großer Möglichkeiten. Wenn ich für Euch und Euren Gemahl einen Ort in Cairhien finden würde, an dem Ihr ein neues Haus gründet, würdet Ihr das annehmen?«
»Ich… würde es mit Sicherheit in Betracht ziehen, Euer Majestät«, sagte Elenia und zeigte einen Schimmer der Hoffnung.
Elayne wandte sich wieder den Cairhienern zu. »Damit das alles auch machbar ist, würde ich die Autorität brauchen, sowohl für Andor und Cairhien zu sprechen. Was glaubt Ihr, wie lange würde es dauern, damit so eine Situation arrangiert werden könnte?«
»Bringt mich durch eines dieser seltsamen Tore zurück in meine Heimat«, sagte Lorstrum, »und gebt mir eine Stunde.«
»Ich brauche nur eine halbe Stunde, Euer Majestät«, mischte sich Bertome ein und warf Lorstrum einen Blick zu.
»Eine Stunde«, sagte Elayne und hielt die Hände hoch. »Bereitet das gut vor.«
»Also gut«, sagte Birgitte, nachdem sich die Tür zu dem kleinen Gemach geschlossen hatte. »Was im Namen der blutigen linken Hand des Dunklen Königs ist gerade passiert?«
Elayne setzte sich. Es hatte funktioniert! Oder zumindest sah es danach aus. Nach dem harten Löwenthron war der Polstersessel eine Wohltat. Dyelin nahm rechts von ihr Platz; Morgase saß links.
»Passiert ist gerade, dass meine Tochter brillant ist«, sagte Morgase.
Elayne lächelte dankbar. Birgitte hingegen runzelte die Stirn. Elayne konnte ihre Verwirrung spüren. Abgesehen von ihnen war sie die einzige noch Anwesende im Raum; sie mussten eine Stunde warten, um den wahren Erfolg von Elaynes Plänen betrachten zu können.
»Also gut«, wiederholte Birgitte. »Du hast dem cairhienischen Adel einen Haufen von Andors Land gegeben.«
»Als Bestechung«, sagte Dyelin. Sie erschien nicht so überzeugt wie Morgase. »Ein kluges Manöver, Euer Majestät, aber gefährlich.«
»Gefährlich?«, fragte Birgitte. »Blut und verdammte Asche, hätte bitte jemand die Güte, dieser Idiotin hier zu erklären, warum Bestechung brillant oder klug sein soll? Elayne hat sie ja wohl kaum erfunden.«
»Das war mehr als ein Geschenk«, sagte Morgase. Unpassenderweise fing sie an, allen Tee einzuschenken. Elayne konnte sich nicht daran erinnern, jemals gesehen zu haben, dass ihre Mutter Tee einschenkte. »Das größte Hindernis, das Elayne in Cairhien hatte, bestand darin, dass man sie als Eroberin betrachten würde.«
»ja. Und?«
»Also erschuf sie Verbindungen zwischen den beiden Nationen«, sagte Dyelin und nahm von Morgase eine Tasse schwarzen Tremaiking entgegen. »Indem sie dieser Gruppe Ländereien in Andor gibt, zeigt sie, dass sie den cairhienischen Adel weder ignorieren noch an den Bettelstab bringen wird.«
»Darüber
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