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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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setzte sich zwischen Alarch und Janduin, ihre Brüder. Obwohl die vier Geschwister Vierlinge waren, ähnelten sie einander überhaupt nicht. Alarch kam mehr nach ihrer Feuchtländerseite und hatte dunkles Haar. Janduin war blond und hochgewachsen. Neben ihm saß ihre Schwester Marinna, die von kleiner Statur mit einem runden Gesicht war.
    »Ich sollte wohl berichten«, sagte Padra zu Ronam, »dass die seanchanische Patrouille genau dort war, wo wir vermuteten. Wir griffen sie an.«
    Das rief unbehagliches Gemurmel hervor.
    »Es verstößt nicht gegen den Drachenfrieden, wenn sie Arad Doman betreten«, sagte Tavalad, Clanhäuptling der Goshien Aiel.
    »Und es ist nicht falsch, wenn wir sie töten, falls sie zu nahe kommen, Clanhäuptling«, erwiderte Padra. »Die Aiel sind nicht an den Drachenfrieden gebunden. Falls die Seanchaner das Risiko eingehen wollen, unser Lager auszuspionieren, dann müssen sie eben lernen, dass es ein Risiko ist.«
    Die Bemerkung ließ mehrere der anderen nicken - mehr als sie erwartet hätte. Sie sah Janduin an, und er hob eine Braue. Verstohlen hob sie zwei Finger. Zwei Seanchaner, die ihrem Speer zum Opfer gefallen waren. Sie hätte sie gern gefangen genommen, aber Seanchaner hatten es nicht verdient, Gai’schain zu werden. Davon abgesehen waren es schreckliche Gefangene. Besser, ihnen die Schande zu ersparen und sie sterben zu lassen.
    »Wir sollten sagen, weshalb wir gekommen sind«, sagte Alalved, der Häuptling der Tomanelle Aiel. Padra führte eine schnelle Zählung durch. Alle elf Häuptlinge waren da, jene eingeschlossen, die Blutfehden miteinander führten. So ein Treffen hatte es schon seit Jahren nicht mehr gegeben, nicht seit sich ihr Vater auf die Letzte Schlacht vorbereitet hatte.
    »Und was wollen wir sagen?«, fragte einer der anderen.
    Alalved schüttelte den Kopf. »Die Speere werden unruhig. Die Aiel sind nicht dazu gemacht, in üppigen Ländern fett zu werden und Getreide zu züchten. Wir sind Krieger.«
    »Der Drache bat um Frieden«, sagte Tavalad.
    »Der Drache bat andere um Frieden«, erwiderte Alalved. »Er nahm die Aiel aus.«
    »Das ist wahr«, sagte Darvin, der Häuptling der Reyn.
    »Kehren wir wieder dazu zurück, uns gegenseitig zu überfallen, nachdem wir unsere Blutfehden all die Jahre ausgesetzt haben?«, fragte Ronam leise. Er war ein ausgezeichneter Clanhäuptling, genau wie Rhuarc einer gewesen war. Weise, ohne sich vor einer Schlacht zu fürchten.
    »Wo läge darin der Sinn?«, fragte Shedren, der Häuptling der Daryne Aiel.
    Andere nickten. Aber das brachte ein größeres Problem in den Vordergrund, eines, von dem ihre Mutter oft gesprochen hatte. Was bedeutete es, Aiel zu sein, j etzt nachdem ihre Pflicht der Vergangenheit gegenüber erfüllt war und sie ihr Toh als Volk gereinigt hatten?
    »Wie lange können wir warten, obwohl wir wissen, dass sie Aielfrauen mit ihren Kragen gefangen halten?«, wollte Alalved wissen. »Es sind Jahre vergangen, und sie lehnen noch immer sämtliche Angebote ab, mit uns zu verhandeln oder mit Lösegeld bezahlt zu werden! Sie erwidern unsere Höflichkeit mit Beleidigungen und Unverschämtheit.«
    »Wir sind nicht dazu bestimmt zu bitten«, sagte der alte Bruan. »Bald werden die Aiel zu milchgefütterten Feuchtländern.«
    Alle nickten bei seinen Worten. Der weise Bruan hatte die Letzte Schlacht überlebt.
    »Wenn die seanchanische Kaiserin doch bloß…« Ronam schüttelte den Kopf, und Padra wusste, was er dachte. Die alte Kaiserin, die, die während der Tage der Letzten Schlacht geherrscht hatte, war von Ronams Vater als Frau von Ehre betrachtet worden. Angeblich war man mit ihr fast zu einer Übereinkunft gekommen. Aber seit ihrer Herrschaft waren viele Jahre vergangen.
    »Trotzdem treffen die Speere aufeinander«, fuhr Ronam fort. »Unsere Leute kämpfen, wenn sie einander begegnen. Das ist unsere Natur. Wenn die Seanchaner keinen Vernunftgründen aufgeschlossen sind, welchen Grund haben wir dann, sie in Ruhe zu lassen?«
    »Dieser Drachenfrieden wird sowieso nicht lange halten«, meinte Alalved. »Scharmützel zwischen den Nationen sind an der Tagesordnung, auch wenn keiner davon spricht. Der Car’a’carn verlangte Versprechen von den Monarchen, aber das wird nicht durchgesetzt. Man kann viele Feuchtländer nicht bei ihrem Wort nehmen, und ich sorge mich, dass die Seanchaner sie verschlingen, während sie sich miteinander balgen.«
    Wieder nickten viele. Nur Darvin und Tavalad erschienen nicht

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