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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gingen weiter, und ihre Schritte hallten laut. Bald hatte Mat das Gefühl, beobachtet zu werden. Das kannte er bereits von seinen vorherigen Besuchen. Er wandte den Kopf und sah weit hinter sich den Hauch einer Bewegung.
    Er fuhr herum, darauf gefasst, die Fackel zur Seite zu schleudern und mit dem Ashandarei zu kämpfen, aber da war nichts. Seine Gefährten erstarrten, dann schauten sie sich nervös um. Mat setzte sich wieder in Bewegung und kam sich albern vor, aber das legte sich, nachdem Thom kurze Zeit später das Gleiche tat. Thom ging sogar einen Schritt weiter und schleuderte ein Messer gegen eine dunkle Stelle an der Wand.
    Die Eisenwaffe klirrte gegen die Oberfläche. Der dumpfe Aufprall hallte viel zu lang durch den Gang. »Tut mir leid«, sagte Thom. »Schon gut«, erwiderte Mat.
    »Sie beobachten uns, nicht wahr?« Noals Stimme war leise und klang gepresst. Beim Licht! Mat fühlte sich, als würde er jeden Augenblick aus der Haut fahren, loslaufen und sie hinter sich zurückgelassen. Verglichen damit schien Noal die Ruhe selbst zu sein.
    »Das vermute ich«, sagte Mat.
    Augenblicke später erreichten sie das Ende des viel zu langen Korridors. Hier betraten sie einen Raum, der mit dem ersten identisch war, wenn man einmal davon absah, dass in der Mitte die Dreieckstür fehlte. Wieder gab es vier Ein- und Ausgänge, und jeder Korridor führte in undurchdringliche Dunkelheit.
    Sie wählten eine andere Richtung und vertrauten den Weg, den sie nahmen, ihrer Erinnerung an, während sich unsichtbare Augen in ihre Rücken zu bohren schienen. Mats Schritte wurden eiliger, als sie den Korridor hinter sich ließen und ein weiteres Gemach betraten. Es war genau wie das vorherige.
    »An so einem Ort kann man leicht die Orientierung verlieren«, sagte Noal. Er öffnete sein Bündel und nahm ein Blatt Papier und einen Kohlestift heraus. Er malte drei Punkte auf, dann verband er sie mit Strichen; das alles repräsentierte die Korridore und Räume, durch die sie gekommen waren. »Es kommt nur darauf an, eine gute Karte anzufertigen. Eine gute Karte kann den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten, das könnt ihr mir glauben.«
    Mat drehte sich um und schaute den Weg zurück, den sie gekommen waren. Ein Teil von ihm wollte einfach weitergehen und nicht zurückblicken, aber er musste es wissen. »Kommt schon«, sagte er und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Thom und Noal wechselten einen Blick, dann eilten sie ihm wieder hinterher. Sie brauchten eine gute halbe Stunde für den Rückweg zu dem ersten Raum, den mit der Dreieckstür. Sie fanden ihn leer vor. Aus den Ecken stiegen die Dampfsäulen auf, so wie in den anderen beiden Räumen auch.
    »Unmöglich!«, sagte Noal. »Wir sind den Weg genau zurückgegangen! Der Ausgang müsste hier sein.«
    In der Ferne hörte Mat Gelächter, leise, fast nicht wahrnehmbar. Ein zischendes, gefährliches Gelächter. Bösartig.
    Mats Haut wurde eiskalt. »Thom«, sagte er, »hast du je eine Geschichte über Birgitte Silberbogen und ihren Besuch im Turm von Ghenjei gehört?«
    »Birgitte?«, fragte Thom und schaute vom Boden auf, den er gemeinsam mit Noal untersucht hatte. Sie schienen davon überzeugt zu sein, dass das Dreieck durch eine verborgene Falltür in die Tiefe gezogen worden sein musste. »Nein, könnte ich nicht behaupten.«
    »Was ist mit einer Geschichte über eine Frau, die zwei Monate lang in einem Korridorlabyrinth in einer Festung gefangen saß?«
    »Zwei Monate? Nein. Aber da gibt es die Geschichte von Elmiara und den Schattenaugen. Sie wanderte hundert Tage durch ein Labyrinth und suchte nach der berüchtigten Heilquelle von Sund, um das Leben ihres Geliebten zu retten.«
    Das war es vermutlich. Die Geschichte hatte überlebt; sie hatte nur eine andere Form, wie es mit so vielen von ihnen geschah. »Sie fand keinen Weg hinaus, oder?«
    »Nein. Am Ende starb sie, nur zwei Schritte von dem Brunnen entfernt, aber durch eine Wand von ihm getrennt. Sie konnte sein Plätschern hören, es war der letzte Laut, den sie hörte, bevor sie verdurstete.« Unbehaglich blickte er sich um, als wäre er sich unsicher, ob er eine solche Geschichte an diesem Ort erzählen wollte.
    Mat schüttelte besorgt den Kopf. Verflucht, wie er diese Füchse doch hasste. Es musste doch einen Weg geben …
    »Ihr habt die Vereinbarung gebrochen«, sagte eine leise Stimme.
    Mat fuhr herum, und die anderen beiden fluchten, standen auf und legten die Hände auf die Waffen. Im Korridor

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