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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hinter ihnen stand eine Gestalt. Es war eines der Geschöpfe, an die sich Mat erinnerte, vielleicht sogar dasselbe, das er das letzte Mal getroffen hatte. Kurzes hellrotes Haar spross aus der bleichen Kopfhaut. Enganliegende Ohren liefen oben in einer angedeuteten Spitze aus. Die Gestalt war groß und sehnig, aber die Schultern waren zu breit für die schmale Taille. Über ihrer Brust kreuzten sich helle Lederstreifen - Mat wollte noch immer nicht darüber nachdenken, woraus sie wohl bestanden -, darunter schloss sich ein langer schwarzer Kilt an.
    Es war das Gesicht, das am eindrucksvollsten war. Große unnatürliche Augen, beinahe farblos mit dem Schatten einer Iris in der Mitte. Ein schmaler Kiefer und eckige Züge. Wie ein Fuchs. Einer der Eelfinn, die Herren dieses Reichs.
    Die Kreatur war gekommen, um mit den Mäusen zu spielen.
    »Bei unserem Weg gilt keine Vereinbarung«, erwiderte Mat und versuchte ganz ruhig zu klingen. »Wir können verdammt noch mal mitbringen, was wir wollen.«
    »Keine Vereinbarung zu haben ist gefährlich«, sagte der Eelfinn mit glatter Stimme. »Für Euch. Glücklicherweise kann ich Euch an den Ort bringen, an den Ihr wollt.«
    »Nun, dann tut das.«
    »Lasst Euer Eisen zurück«, sagte der Eelfinn. »Eure Musikinstrumente. Euer Feuer.« »Niemals«, sagte Mat.
    Der Eelfinn blinzelte. Langsam, überlegt. Mit leisen Schritten trat er näher. Mat hob seinen Ashandarei, aber der Eelfinn machte keine bedrohlichen Bewegungen. Er glitt um die drei Männer herum und sprach leise.
    »Nun hört aber auf. Können wir nicht mit Höflichkeit sprechen? Ihr seid als Suchende in unser Reich gekommen. Wir haben die Macht, Euch zu geben, was Ihr wünscht, was Ihr braucht. Warum nicht guten Glauben zeigen? Lasst Eure Werkzeuge zum Feuermachen zurück. Nur die, und ich verspreche Euch, eine Weile zu führen.«
    Seine Stimme war hypnotisch, beruhigend. Was er sagte, machte Sinn. Wozu brauchten sie Feuer? Der Nebel sorgte für genug Helligkeit. Er …
    »Thom«, sagte Mat. »Musik.«
    »Was?«, sagte Thom, der leicht zitterte.
    »Spiel was. Egal was.«
    Thom holte seine Flöte heraus, und der Eelfinn kniff die Augen zusammen. Thom fing an zu spielen. Es war ein bekanntes Lied. »Der Wind, der die Weiden schaukelt«. Mat hatte den Eelfinn beruhigen wollen, ihn vielleicht aus dem Gleichgewicht bringen. Aber die vertraute Melodie half, den Nebel aus seinem Verstand zu verscheuchen.
    »Das ist unnötig«, sagte der Eelfinn und starrte Thom böse an.
    »Doch, ist es«, erwiderte Mat. »Und wir lassen unser Feuer verflucht noch mal nicht zurück. Es sei denn, Ihr versprecht mir, uns bis zum Zentralgemach zu führen und Moiraine zu übergeben.«
    »Diese Vereinbarung kann ich nicht treffen«, sagte das Geschöpf und schlich weiterhin um sie herum. Mat drehte sich mit ihm und wandte ihm keinen Augenblick lang den Rücken zu. »Dazu bin ich nicht befugt.«
    »Holt jemanden, der es ist.«
    »Unmöglich«, sagte der Eelfinn. »Hört mir zu. Feuer ist unnötig. Ich führe Euch den halben Weg zum Zentralgemach, dem Gemach der Verträge, wenn Ihr dieses schreckliche Feuer zurücklasst. Es beleidigt uns. Wir wollen doch nur Eure Wünsche erfüllen.«
    Das Geschöpf versuchte offensichtlich wieder, sie einzulullen, aber Thoms Spiel brachte seinen Rhythmus durcheinander. Mat beobachtete es, dann fing er zur Melodie der Flöte an zu singen. Er hatte nicht die beste aller Stimmen, aber er war auch nicht ganz schlecht. Der Eelfinn gähnte, dann setzte er sich an die Wand und schloss die Augen. Wenige Augenblicke später war er eingeschlafen.
    Thom nahm die Flöte von den Lippen und sah beeindruckt aus.
    »Gut gemacht«, flüsterte Noal. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihr die Alte Sprache so flüssig sprecht.«
    Mat zögerte. Ihm war nicht einmal bewusst geworden, dass er sie benutzt hatte.
    »Meine Alte Sprache ist ziemlich eingerostet«, sagte Noal nachdenklich, »aber hier habe ich doch vieles verstehen können. Das Problem ist nur, wir kennen noch immer nicht den richtigen Weg. Wie sollen wir ihn finden, ohne dass uns einer von ihnen führt?«
    Er hatte recht. Birgitte war monatelang umhergewandert, ohne zu ahnen, ob ihr Ziel nur noch ein paar Schritte entfernt war. Das Gemach, in dem Mat die Anführer der Eelfinn getroffen hatte … Birgitte hatte gesagt, dass die fremden Wesen mit einem verhandeln mussten, wenn man es bis dorthin schaffte. Das konnte nur das Gemach der Verträge sein, das der Eelfinn erwähnt

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