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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ganzen Heer zu lasten. Perrin betrachtete die Männer, als sie zurück ins Lager geritten kamen. Morgase war da, allein. Faile hatte sie den ganzen Rückweg lang gemustert und nach Wut gerochen, dabei aber kein Wort gesagt. Alliandre und Berelain hatten Distanz gehalten.
    Morgase hatte ihn verurteilt, aber das war ihm eigentlich egal. Er hatte die Weißmäntel abgewehrt; jetzt musste er seine Leute in Sicherheit bringen. Morgase ritt durch das Lager und suchte Lini und Meister Gill. Sie waren unversehrt eingetroffen, zusammen mit all den anderen Gefangenen, genau wie Galad Damodred versprochen hatte. Überraschenderweise hatte er ihnen auch sämtliche Karren und Vorräte geschickt.
    Das Gerichtsverfahren war also ein Sieg. Seine Männer schienen das nicht so zu sehen. Die Soldaten teilten sich in Gruppen auf, als sie ins Lager geschlichen kamen. Es wurde nur wenig gesprochen.
    Gaul schüttelte den Kopf. »Zwei Silberpunkte«, sagte er.
    »Was?«, fragte Perrin und übergab Traber an einen Pferdeknecht.
    »Ein Sprichwort«, sagte Gaul und schaute zum Himmel hinauf. »Zwei Silberpunkte. Zweimal sind wir in die Schlacht geritten und haben keinen Feind vorgefunden. Noch einmal, und wir verlieren Ehre.«
    »Es ist besser, keinen Feind zu finden, Gaul«, sagte Perrin. »Es ist besser, wenn kein Blut vergossen wird.«
    Gaul lachte. »Ich sage ja nicht, dass ich den Traum beenden will, Perrin Aybara. Aber sieh dir deine Männer an. Sie können fühlen, was ich sage. Du solltest den Tanz der Speere nicht sinnlos tanzen, aber du solltest auch nicht zu oft verlangen, dass sich die Männer aufs Töten vorbereiten und ihnen dann niemand zu bekämpfen geben.«
    »Ich tue das, so oft es mir gefällt«, knurrte Perrin, »wenn man dadurch eine Schlacht vermeiden kann. Ich …«
    Pferdehufe trommelten auf den Boden, und der Wind trug ihm Failes Duft heran, als er sich zu ihr umdrehte.
    »Eine Schlacht wurde in der Tat vermieden, Perrin Aybara «, sagte Gaul,» und zu einer anderen aufgefordert. Mögest du Wasser und Schatten finden.« Er lief los, als Faile abstieg.
    Perrin holte tief Luft.
    »Also gut, mein Gemahl«, sagte sie und kam auf ihn zu.
    »Du wirst mir jetzt erklären, was du dir dabei gedacht hast. Du lässt ihn das Urteil über dich fällen? Du hast versprochen, dich ihm auszuliefern? Ich hatte nicht den Eindruck, einen Narren geheiratet zu haben!«
    »Ich bin kein Narr, Frau«, brüllte er zurück. »Du sagst mir doch immer, dass ich führen muss. Nun, heute bin ich deinem Rat gefolgt!«
    »Du bist ihm gefolgt und hast die falsche Entscheidung getroffen.«
    » Eine richtige Entscheidung gab es nicht!«
    »Wir hätten gegen sie kämpfen können!«
    »Sie wollen in der Letzten Schlacht kämpfen«, sagte Perrin. »Jeder Weißmantel, den wir töten, wäre ein Mann weniger im Kampf gegen den Dunklen König. Ich, meine Männer, die Weißmäntel - verglichen mit dem, was auf uns zukommt, ist keiner von uns wichtig! Sie mussten leben, genau wie wir. Und das war die einzige Möglichkeit!«
    Beim Licht, sie anzubrüllen fühlte sich so verkehrt an. Aber es besänftigte ihr Temperament. Erstaunlicherweise fingen die umstehenden Soldaten an zu nicken, als hätten sie die Wahrheit nicht erkennen können, bevor er sie herausgebrüllt hatte.
    »Ich will, dass du das Kommando über den Rückzug übernimmt«, sagte Perrin zu Faile. »Die Falle ist noch nicht zugeschnappt, aber ich werde jede Minute unruhiger. Etwas beobachtet uns; sie haben uns unsere Wegetore weggenommen, und sie wollen uns tot sehen. Jetzt wissen sie, dass wir nicht gegen die Weißmäntel kämpfen werden, was bedeutet, dass sie bald angreifen. Vielleicht heute Abend; wenn wir Glück haben, warten sie bis morgen früh.«
    »Diese Diskussion ist noch nicht zu Ende«, warnte sie.
    »Was erledigt ist, ist erledigt, Faile. Sieh nach vorn.«
    »Also gut.« Sie roch noch immer wütend, in ihren wunderschönen dunklen Augen lag ein wilder Blick, aber sie beherrschte sich.
    »Ich begebe mich in den Wolfstraum«, sagte Perrin und warf einen Blick zum Lagerrand, wo ihr Zelt stand. » Entweder zerstöre ich diese Kuppel, oder ich finde eine Möglichkeit, den Schlächter dazu zu zwingen, mir zu verraten, wie das Reisen wieder funktioniert. Bereite die Leute auf den Abmarsch vor, und die Asha’man sollen immer wieder bis hundert zählen und dann versuchen, ein Wegetor zu öffnen. In dem Augenblick, in dem es funktioniert, schaffst du die Leute hier weg.«
    »Wohin?«, fragte Faile.

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