Die Türme der Mitternacht
Abstand zu Aybara zu gewinnen, nur für alle Fälle. Lasst Späher zurück, vergewissert Euch, dass er uns nicht folgt. Wir brechen nach Lugard auf. Dort können wir rekrutieren und uns neu versorgen, dann geht es weiter nach Andor. «
»Ja, mein Kommandierender Lordhauptmann!«, sagte Harnesh.
Galad wandte sich wieder Byar zu, nachdem Harnesh weg war. Der hagere Mann salutierte, ein gefährlich aufrührerisches Funkeln in den tiefliegenden Augen, dann stolzierte er davon. Galad blieb zwischen weißen Zelten auf dem Feld stehen, verschränkte die Hände auf dem Rücken und sah zu, wie Boten seine Befehle im Lager verbreiteten.
»Ihr seid so still, Kind Bornhaid«, sagte er dann. »Seid Ihr genauso unzufrieden mit meinen Entscheidungen wie Kind Byar?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Bornhaid. »Seit einer Ewigkeit glaubte ich, Aybara hätte meinen Vater getötet. Aber wenn man sich Jarets Verhalten ansieht, seine Darstellungen … Es gibt keine Beweise. Es macht mich rasend, das zuzugeben, Galad, aber ich habe keine Beweise. Aber er hat Lathin und Yamwick getötet. Er hat Kinder getötet, also ist er ein Schattenfreund.«
»Ich tötete ebenfalls eines der Kinder«, erinnerte ihn Galad. »Und wurde dafür als Schattenfreund bezeichnet.«
»Das war etwas anderes.« Etwas schien Bornhaid zu beschäftigen, etwas, das er für sich behielt.
»Nun, das stimmt«, sagte Galad. »Ich bin keineswegs der Ansicht, dass man Aybara ungeschoren davonkommen lassen sollte, aber die Geschehnisse dieses Tages haben in mir eine seltsame Unruhe erzeugt.«
Er schüttelte den Kopf. Antworten zu finden sollte leicht sein. Ihm fiel immer das Richtige ein. Aber jedes Mal, wenn er glaubte, den richtigen Weg gefunden zu haben, wie man mit Aybara verfahren sollte, überfielen ihn nagende Zweifel.
Das Leben ist nicht so einfach wie der Wurf einer Münze, hatte seine Mutter gesagt. Die eine Seite oder die andere… deine einfachen Illusionen…
Er mochte das Gefühl nicht. Nicht im Mindesten.
Perrin atmete tief ein. Im Wolfstraum blühten Blumen, auch wenn der Himmel silbern, schwarz und golden wütete. Die Düfte passten so gar nicht zusammen. Backender Kirschkuchen. Pferdedung. Öl und Fett. Seife. Ein Holzfeuer. Arrath. Thymian. Katzenminze. Hundert andere Kräuter, die er nicht benennen konnte.
Nur wenige passten auf die Lichtung, auf der er erschienen war. Er hatte dafür gesorgt, nicht dort zu erscheinen, wo sich sein Lager im Wolfstraum befand; das hätte ihn zu sehr in die Nähe des Schlächters gebracht.
Die Gerüche waren flüchtig. Verschwanden zu schnell, als hätte es sie in Wirklichkeit nie gegeben.
Springer, rief er.
Ich bin hier, Junger Bulle. Der Wolf tauchte neben ihm auf. »Es riecht seltsam.«
Gerüche vermischen sich. Wie die Fluten tausender Ströme. Das ist nicht natürlich. Das ist nicht gut. Dieser Ort bricht auseinander.
Perrin nickte. Er versetzte sich und stand knietief in braunen Spitzkletten direkt vor der violetten Kuppel. Springer erschien zu seiner Rechten; die Pflanzen raschelten, als er sich durch sie hindurchschob.
Die Kuppel erhob sich unheilverkündend und unnatürlich. Wind kam auf, zupfte an den Pflanzen und schüttelte Bäume. Lautlos zuckten Blitze über den Himmel.
Er ist hier. Immerzu.
Perrin nickte. Ob der Schlächter den Wolfstraum auf die gleiche Weise wie er betrat? Und ermüdete ihn die hier verbrachte Zeit auch? Der Mann schien diese Gegend niemals zu verlassen.
Er bewachte etwas. Es musste eine Möglichkeit geben, die Kuppel im Wolfstraum zu vernichten.
Junger Bulle, wir kommen. Das war Eichentänzerin. Ihr mittlerweile nur noch drei Tiere umfassendes Rudel näherte sich. Funke, Grenzenlos und Eichentänzerin. Sie hatten sich entschieden herzukommen, statt sich den nach Norden laufenden Wölfen anzuschließen.
Die drei erschienen hinter Springer. Perrin übermittelte ihnen seine Sorge. Das wird gefährlich. Wölfe könnten sterben.
Ihre Antwort war beharrlich. Der Schlächter muss für seine Taten sterben. Zusammen sind wir stark. Junger Bulle sollte ein so gefährliches Wild nicht allein jagen.
Er nickte zustimmend und ließ den Hammer in seiner rechten Hand entstehen. Gemeinsam näherten sie sich der Kuppel. Perrin ging mit langsamen, entschlossenen Schritten hinein. Er weigerte sich, Schwäche zu fühlen. Er war stark. Die Kuppel war nichts anderes als Luft. Er glaubte, dass die Welt so sein würde, wie er sie wünschte.
Er stolperte, aber er schob sich ins
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