Die Türme der Mitternacht
Zeit zur Flucht hattet, uns vielleicht verraten habt? Was soll das denn für ein Versprechen sein?«
»Das Einzige, das ich geben kann«, erwiderte Perrin. »Ich weiß nicht, was uns die Zukunft bringt, oder ob wir sie je erleben. Aber wir kämpfen um unser Überleben. Vielleicht sogar das Überleben der Welt. Dem gegenüber sind alle anderen Dinge zweitrangig. Das ist die einzige Möglichkeit, mit der ich dienen kann.«
»Woher sollen wir wissen, dass Ihr Euer Wort haltet?«, fragte Galad. »Meine Männer halten Euch für Schattengezücht. «
»Ich kam her, oder nicht?«, fragte Perrin. »Weil wir Eure Leute gefangen hatten.« »Würde Schattengezücht darauf etwas geben?«, wollte Perrin wissen. Galad zögerte.
»Ich schwöre es«, sagte Perrin. »Beim Licht und meiner Hoffnung auf Erlösung und Wiedergeburt. Bei meiner Liebe für Faile und bei dem Namen meines Vaters. Ihr bekommt Eure Gelegenheit, Galad Damodred. Überlebt Ihr und ich das bis zum Ende, unterwerfe ich mich Eurer Autorität.«
Galad musterte ihn, dann nickte er. »Also gut.«
»Nein!«, rief Byar. »Das ist doch Wahnsinn!«
»Wir gehen, Kind Byar«, sagte Galad und ging auf den Rand des Pavillons zu. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Mutter, begleitest du mich?«
»Es tut mir leid, Galad«, sagte Morgase. »Nein. Aybara ist auf dem Weg zurück nach Andor, und ich muss mit ihm gehen. «
» Nun gut.« Galad ging weiter.
»Wartet«, rief Perrin. »Ihr habt mir noch nicht gesagt, welche Strafe ich zu erwarten habe, wenn ich mich Euch unterwerfe. «
»Nein«, sagte Galad und ging weiter. »Das habe ich nicht.«
KAPITEL 9
Die richtige Entscheidung
I hr versteht, was Ihr zu tun habt?«, wollte Egwene wissen und schlug den Weg zu ihren Gemächern in der Weißen Burg ein. Siuan nickte.
»Wenn sie auftauchen, lasst Ihr Euch nicht in einen Kampf verwickeln.«
»Wir sind keine Kinder, Mutter«, sagte Siuan trocken.
»Nein, Ihr seid Aes Sedai - fast genauso schlimm darin, Befehle zu befolgen.«
Siuan warf ihr einen schwer zu deutenden Blick zu, und Egwene bereute ihre Worte. Das war unangebracht gewesen; sie war nervös. Sie zwang sich zur Ruhe.
Bis jetzt hatte sie Mesaana mit mehreren verschiedenen Ködern herauslocken wollen, aber sie war nicht einmal in die Nähe gekommen. Egwene hätte geschworen, förmlich fühlen zu können, wie die Frau sie in Tel’aran’rhiod beobachtete. Yukiri und ihre Gruppe kamen nicht weiter.
Ihre beste Hoffnung war das für diese Nacht angesetzte Treffen. Es musste sie anlocken. Egwene lief die Zeit davon - die von ihr überredeten Monarchen begaben sich bereits auf die Reise, und Rands Streitkräfte sammelten sich.
Heute Nacht. Es musste heute Nacht geschehen.
»Geht«, sagte Egwene. »Sprecht mit den anderen. Ich will nicht, dass irgendwelche albernen Fehler vorkommen.«
»Ja, Mutter«, grummelte Siuan und wandte sich ab.
»Und … Siuan«, rief Egwene ihr hinterher.
Die ehemalige Amyrlin zögerte.
»Achtet heute Nacht auf Eure Sicherheit«, sagte Egwene. »Ich möchte Euch nicht verlieren.«
Siuan hatte für solche Besorgnis meistens nur barsche Bemerkungen übrig, aber an diesem Abend lächelte sie. Egwene schüttelte den Kopf und eilte weiter zu ihren Gemächern, wo Silviana bereits wartete.
»Gawyn?«, fragte Egwene.
»Nichts Neues«, erwiderte Silviana. »Ich habe heute Nachmittag einen Boten geschickt, aber der Bote ist nicht zurückgekehrt. Ich vermute, dass Gawyn seine Antwort verzögert, um schwierig zu sein.«
»Er ist einfach nur stur«, sagte Egwene. Ohne ihn fühlte sie sich schutzlos. Das war überraschend, da sie ihm ausdrücklich befohlen hatte, sich von ihrer Tür fernzuhalten. Jetzt machte sie sich Sorgen, weil er nicht da war?
»Verdoppelt meine Wächter, und sorgt dafür, dass in der Nähe Soldaten stationiert sind. Wenn meine Schutzgewebe ausgelöst werden, machen sie Lärm.«
»Ja, Mutter«, sagte Silviana.
»Und schickt Gawyn einen weiteren Boten. Mit einem höflicher formulierten Brief. Bittet ihn zurückzukehren; befehlt es ihm nicht.« Egwene kannte Silvianas Meinung über Gawyn und war davon überzeugt, dass der erste Brief bestenfalls brüsk gewesen war.
Und damit holte Egwene tief Luft, betrat ihre Räume, überprüfte ihre Schutzgewebe und machte sich zum Schlafen bereit.
Ich sollte mich nicht so erschöpft fühlen, dachte Perrin, als er aus Trabers Sattel stieg. Ich habe doch bloß geredet.
Das Verfahren lastete schwer auf ihm. Es schien auf dem
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