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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geschah.
    Denn das tat ein Behüter. Er schob sich nach vorn und bedeutete seinen Männern, ihm zu folgen. Die Dunkelheit in demselben schattenhaften Alkoven schien seine Aufmerksamkeit nicht wie zuvor abzustoßen. Ein gutes Zeichen. Vor der Tür blieb er stehen und griff vorsichtig nach der Klinke. Sie war unverschlossen. Tief Luft holend schlüpfte er hinein.
    Kein Alarm ertönte; keine Falle schlug zu und riss ihn in die Luft. An den Wänden brannten ein paar Lampen. Ein leises Geräusch ließ ihn nach oben blicken. Dort hing eine Burgdienerin und ruderte mit weit aufgerissenen Augen mit den Armen, den Mund von einem unsichtbaren Strang Luft verschlossen.
    Gawyn fluchte, eilte quer durch das Zimmer und riss die Tür zu Egwenes Schlafzimmer auf. Ihr Bett, das an der gegenüberliegenden Wand stand, war mit weißen Spitzenvorhängen verhüllt, auf dem Tischchen daneben brannte eine Lampe. Mit wenigen Schritten stand Gawyn neben ihr und stieß den Vorhang zur Seite. Schlief sie? Oder war sie …
    Er streckte die Hand nach ihrem Hals aus, aber ein leises Geräusch hinter ihm ließ ihn das Schwert herumreißen und den Hieb parieren, der auf seinen Rücken zielte. Nicht ein, sondern zwei dunkle Schemen sprangen aus den Schatten. Er schenkte Egwene einen schnellen Blick; Blut war keines zu sehen, aber er vermochte nicht zu sagen, ob sie atmete oder nicht. Hatte er die Attentäter rechtzeitig gestört?
    Es blieb keine Zeit zum Nachsehen. Er nahm die Schwertfigur Apfelblüten im Wind ein und fing an zu brüllen. Seine Männer traten an die Tür und blieben verblüfft stehen.
    »Holt Hilfe!«, befahl Gawyn. »Geht!«
    Der dunkelhäutige Mazone drehte sich um, um zu gehorchen, während sich Celark mit entschlossener Miene in den Kampf stürzte.
    Die Blutmesser bewegten sich wellenförmig. Mit Katze auf heißem Sand wollte Gawyn ihre Fertigkeiten in Erfahrung bringen, aber jeder Hieb traf nur die Luft. Seine Augen schmerzten bereits von dem Versuch, den Gestalten zu folgen.
    Celark griff von hinten an, war aber genauso unbeholfen wie Gawyn. Gawyn biss die Zähne zusammen und kämpfte mit dem Rücken zum Bett. Er musste sie lange genug von Egwene fernhalten, bis Hilfe eintraf. Falls es ihm gelang …
    Beide Gestalten verdrehten sich plötzlich und schlugen gemeinsam auf Celark ein. Der Mann hatte kaum noch Zeit für einen Fluch, bevor ihn eine Klinge am Hals traf und helles Blut spritzte. Gawyn brüllte erneut, wählte Eidechse im Dornhusch und zielte nach den Rücken der Attentäter.
    Wieder schlugen seine Angriffe fehl. Es hatte den Anschein, als würde er sie nur um Haaresbreite verfehlen. Celark taumelte gurgelnd zu Boden, sein Blut schimmerte im Lampenlicht. Und Gawyn konnte nicht vortreten, um ihn zu verteidigen. Nicht ohne Egwene schutzlos preiszugeben.
    Einer der Attentäter wandte sich wieder Gawyn zu, während der andere Celark mit einem Hieb enthauptete, der trotz der Schatten große Ähnlichkeit mit Der Fluss unterspült das Ufer hatte. Gawyn trat zurück und versuchte, nicht zu dem Toten hinzusehen. Verteidigung. Er musste nur verteidigen, bis Hilfe kam! Er schob sich zur Seite.
    Die Seanchaner waren vorsichtig; sie wussten, dass er schon einmal einen von ihnen abgewehrt hatte. Aber alle Vorteile befanden sich auf ihrer Seite. Gawyn war nicht überzeugt, gegen zwei von ihnen standhalten zu können.
    Doch, das wirst du, befahl er sich streng. Wenn du fällst, stirbt Egwene.
    Hatte sich im Nachbarzimmer etwas bewegt? War die Verstärkung eingetroffen? Hoffnung schoss in Gawyn hoch, und er machte einen Schritt zur Seite. Von dort konnte er Mazones blutenden Körper auf dem Boden liegen sehen.
    Eine dritte schattenverhüllte Gestalt glitt ins Zimmer und schloss hinter sich die Tür, verriegelte sie. Darum hatten die beiden anderen gezögert. Sie hatten warten wollen, bis ihr Verbündeter eintraf.
    Dann griffen sie zu dritt an.
     
    Perrin ließ dem Wolf freie Bahn.
    Dieses eine Mal macht er sich keine Sorgen darüber, was das mit ihm anstellen würde. Er ließ einfach zu, er selbst zu sein, und als er kämpfte, schien die Welt um ihn herum genau richtig zu werden.
    Vielleicht weil sie sich seinem Willen unterwarf.
    Junger Bulle sprang von einem Dach in Tar Valon, kraftvolle Hinterbeine katapultierten ihn in die Luft, den Ter’angreaZ-Beutel auf dem Rücken befestigt. Er schwebte über eine Straße hinweg und landete auf einem weißen Marmordach mit Gruppen aus Statuetten am Rand. Er rollte sich ab und kam - das

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