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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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möglich war, dann Tar Valon. Die ganze Stadt war ein Kunstwerk, beinahe jedes Gebäude verfügte über Torbögen, Türme, Erker und Verzierungen. Selbst die Pflastersteine schienen nach künstlerischen Gesichtspunkten arrangiert zu sein.
    Der Schlächter warf einen schnellen Blick auf Perrins Gürtel. In einer von Perrin erschaffenen Tasche steckte das Ter’angreal. Die Spitze ragte oben heraus, silbrige Teile, die zu einem kompliziert verknoteten Zopf verschlungen waren. Perrin hatte erneut versucht, das Ding durch Gedankenkraft zu zerstören, war aber nur wieder abgewehrt worden. Ein Angriff mit dem Hammer hatte nicht einmal einen Kratzer hinterlassen. Was auch immer dieses Ding darstellte, es war dazu konstruiert worden, solchen Angriffen zu widerstehen.
    »Du bist geschickt geworden«, sagte der Schlächter. »Ich hätte dich vor Monaten töten sollen.«
    »Ich glaube, das hast du versucht«, sagte Perrin und legte den Hammer auf die Schulter. »Wer bist du wirklich?«
    »Ein Mann zweier Welten, Perrin Aybara. Der beiden gehört. Ich muss den Traumnagel zurückhaben.«
    »Komm einen Schritt näher heran, und ich zerstöre ihn.«
    Der Schlächter schnaubte und setzte sich in Bewegung. »Dazu fehlt dir die Kraft, Junge. Nicht einmal ich verfüge über genug Kraft, um das zu schaffen.« Unbewusst flackerte sein Blick über Perrins Schulter. Wohin?
    Der Drachenberg. Er muss sich Sorgen gemacht haben, dass ich hergekommen bin, um das Ding dort hineinzuwerfen. War das ein Hinweis auf eine Möglichkeit, wie er das Ter’angreal zerstören konnte? Oder wollte der Schlächter ihn bloß verunsichern?
    »Mach mich nicht wütend, Junge«, sagte der Schlächter, und Schwert und Messer erschienen in seinen Händen, während er weiterging. »Ich habe heute bereits vier Wölfe getötet. Gib mir den Nagel.«
    Vier? Aber er hatte doch nur den einen getötet, den Perrin gesehen hatte. Er will mich provozieren.
    »Ich soll dir glauben, dass du mich verschonst, wenn ich ihn dir gebe?«, fragte Perrin. »Würde ich ihn dir geben, würdest du ihn zurück nach Ghealdan bringen. Du weißt, dass ich dir nur wieder dorthin folgen würde.« Perrin schüttelte den Kopf. » Einer von uns muss sterben, so ist das nun einmal.«
    Der Schlächter zögerte, dann lächelte er. »Luc hasst dich, weißt du? Er hasst dich sehr.« »Und du nicht?« Perrin runzelte die Stirn. »Nicht mehr, als der Wolf den Hirschbock hasst.« »Du bist kein Wolf«, erwiderte Perrin leise knurrend. Der Schlächter zuckte mit den Schultern. »Dann lass es uns hinter uns bringen.« Er stürzte vorwärts.
     
    Gawyn stürmte in die Weiße Burg; die Wachtposten hatten nicht einmal genug Zeit zum Salutieren. Er raste an den verspiegelten Kandelabern vorbei. Nur einer von zweien war entzündet, um Öl zu sparen. Als er zu einer nach oben führenden Rampe kam, hörte er Schritte hinter sich.
    Sein Schwert zischte aus seiner Scheide, während er herumfuhr. Mazone und Celark kamen ruckartig zum Stehen. Die ehemaligen Jünglinge trugen nun die Uniform der Burgwache. Würden sie versuchen, ihn aufzuhalten? Wer konnte schon ahnen, welche Befehle Egwene hinterlassen hatte.
    Sie salutierten.
    »Männer?«, fragte Gawyn. »Was macht Ihr hier?«
    »Herr«, erwiderte Celark, dessen schmales Gesicht durch die notdürftige Beleuchtung im Schatten lag. »Wenn ein Offizier mit einem solchen Gesichtsausdruck vorbeirennt, dann fragt man nicht, ob er Hilfe braucht. Man folgt ihm einfach!«
    Gawyn lächelte. »Dann kommt.« Er lief die Rampe hinauf, und die beiden Männer folgten ihm mit gezogenen Schwertern.
    Egwenes Quartier war ein Stück weiter oben, und als Gawyn ihre Ebene erreichte, raste sein Puls und sein Atem ging stoßweise. Sie eilten durch drei Korridore, dann hob Gawyn die Hand. Er blickte die schattenerfüllten Nischen an. Waren welche groß genug, um ein Blutmesser zu verbergen?
    Es gibt kein Licht ohne Schatten …
    Vorsichtig spähte er um die Ecke in Richtung von Egwenes Tür; er stand genau an derselben Position, an der er zuvor gestanden hatte, als er ihre Pläne ruiniert hatte. Tat er jetzt wieder das Gleiche? Die beiden Burgwächter standen dicht hinter ihm und warteten auf seinen Befehl.
    Ja. Er tat das Gleiche wie zuvor. Und doch hatte sich etwas verändert. Er würde sie beschützen, damit sie große Dinge erreichen konnte. Er würde in ihrem Schatten stehen und stolz sein. Er würde tun, worum sie bat - aber er würde für ihre Sicherheit sorgen, ganz egal, was auch

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