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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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grün.
    »Geh und lies ein bisschen«, sagt Jan Davit, aber ich habe nicht die richtige Ruhe dazu. Jetzt will er mir beibringen, Schach zu spielen; er sagt, dies sei ein schönes altes Spiel.
    Am Abend
    Der Spiegel im Badezimmer ist wieder da. Wie könnte Jan sich auch sonst rasieren? (Ich brauche mich noch nicht zu rasieren.) Schach ist ein sehr schönes Spiel. Ich lernte es sehr schnell – eigentlich zu schnell. Daraus schließe ich, dass ich es früher auch schon gespielt habe. Ich sehe nun dauernd Schachbrettmuster vor mir, auch unabhängig vom Schachbrett – so zum Beispiel die Breitseiten der Türme. Und zwischendurch versuche ich, mich an die komplizierte Zeichnung zu erinnern, die früher hinten in diesem Büchlein stand. Es waren keine Vierecke, sondern Kreise. Wie sie genau aussahen, weiß ich nicht mehr.
    5. März (Freitag)
    In der Freizeit geht man zur Schule. Und da es heute Morgen noch immer stark regnete, bin ich mit Téja dorthin gegangen. Die Schule ist ein Flachbau, oder besser gesagt: Sie besteht aus vier einzelnen Gebäuden, die um einen großen Garten angeordnet sind. In den Gängen war ein Hin und Her von Schülern und Lehrern, in allen Altersstufen zwischen zehn und uralt. Die Türen der Zimmer (Klassen), wo man etwas lernen konnte, waren alle weit offen; man konnte hineingehen, wo man wollte. Ich entschied mich für Mathematik; Jan Davit hatte es mir geraten. Ich habe mich zu den Anfängern gesetzt, und ich habe gemerkt, dass ich ziemlich viel davon verstehe. Ich glaube sicher, dass ich bald zu einer anderen Gruppe überwechseln kann, die schon mehr gelernt hat. Aber nicht sofort; denn an einige Worte erinnere ich mich nur ganz dunkel und ich traue mich nicht zu fragen. Mathematik ist sehr interessant; ich wäre am liebsten den ganzen Tag dageblieben. Nachmittags habe ich jedoch etwas anderes getan, denn ich wollte in dieselbe Unterrichtsstunde wie Téja.
    Das war bildende Kunst. Téja ist sehr gut in diesem Fach. Ich nicht – ich habe nur zugeschaut. Wir waren zwölf, den Lehrer mitgerechnet. Ein Junge machte lauter Unsinn und ich musste sehr über ihn lachen; als er aber anfing, mit Ton zu schmeißen, sagten die anderen, dass er sie stören würde, und sie warfen ihn aus der Klasse hinaus. Recht hatten sie, denn danach konnten sie viel besser arbeiten. Ich fand es nur merkwürdig, dass der Lehrer sich überhaupt nicht einmischte. Später fragte ich Téja: »Warum hat der Lehrer ihn nicht weggeschickt?«
    »Wie kommst du denn auf diese Idee?«, sagte sie erstaunt. »Lehrer geben Unterricht, und wer keine Lust hat, am Unterricht teilzunehmen, braucht nicht zu kommen. Wenn man aber kommt, dann arbeitet man auch …« Dann musste sie lachen. »Was war das eigentlich für eine Schule, in der du gewesen bist, Tim? Sind in Atlantis so außergewöhnliche Schulen?«
    Ich fand das keineswegs lustig. »Und wenn man nun überhaupt nie Lust auf Schulstunden hat und nur ganz selten hingeht?«, fragte ich. »Was dann?«
    »Was dann? Nichts!«
    »Dann lernt man ja nichts.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Ja, das ist logisch. Ich habe mir vorgenommen, morgen wieder hinzugehen. Nach der Mathematikstunde würde ich am liebsten Erdkunde nehmen; aber Téja sagt, dass sie mich dann bestimmt über Atlantis ausfragen werden. Zuerst muss ich mehr darüber wissen – aus den Büchern, die sie für mich ausleihen wird. Die Hauptstadt von Atlantis ist Thule.
    Wenn ich das Wort Atlantis schreibe, muss ich jedes Mal an die See denken.
    Samstag, den 6. März
    Heute Nacht träumte ich, dass ich mit Téja am Strand war, genau wie vor ein paar Tagen. Plötzlich war sie verschwunden und in der Ferne sah ich Herrn Avla kommen. Wir liefen aufeinander zu und blieben dann voreinander stehen.
    »Bitte erzählen Sie mir, wer ich bin«, sagte ich, »und auch, wer Sie sind und weshalb Sie von den Türmen weggegangen sind.«
    Er sah mich an; sein Haar war total durcheinander. Er öffnete seinen Mund, dann schloss er ihn wieder und öffnete ihn von neuem. »Frag mich nicht mehr«, sagte er. »Bitte, frag mich nicht mehr! Manchmal weiß ich nicht mal mehr, ob ich tatsächlich dort gewesen bin. Oft denke ich, dass ich es nur geträumt oder mir ausgedacht habe.«
    »Aber die Türme sind doch echt!«, rief ich. »Sie sind der Turmwächter. Sie haben doch nicht etwa Ihr Gedächtnis verloren?«
    »Still«, sagte er. »Sei still.«
    Mittlerweile befanden wir uns nicht mehr am Strand, sondern saßen irgendwo drinnen, in einem Zimmer. Hinter

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