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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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glaubte, er sei allein.
    Ich konnte es nicht ganz genau verstehen, aber ich habe den Rest dazuerfunden, ausgedacht, überlegt, geraten, phantasiert, geträumt und logisch begründet. Ich bin sicher, dass es so stimmt.
    Am 29. Februar werde ich es aussprechen und dann werde ich in einer anderen Welt sein.
    Ich spreche es jetzt schon ab und zu aus, lautlos, jeden Tag – damit ich es nicht vergesse.
    25. 2.
    Ich darf es nicht aufschreiben. Ich nehme an, dass ich es buchstabieren könnte. Ich werde es nicht vergessen.
    Was wird passieren, wenn ich das WORT ausspreche – am richtigen Tag und am richtigen Ort? Bin ich dann eins-zwei-drei in X? Oder dauert es länger? Wird es ein schauriges Gefühl sein? Oder wehtun? Ich habe jetzt keinen Mut mehr, Herrn Alva weitere Fragen zu stellen; ich fürchte, er schöpft sonst Verdacht. Ich glaube sowieso, dass er manchmal etwas ahnt. Gestern sagte er zum Beispiel, so eine Reise sei wirklich kein »Vergnügungsausflug«.
    Und wenn ich es tatsächlich tue, dann geht mir die andere Reise flöten. Onkel Jan hat mich für die Osterferien zu sich eingeladen. Eine ganze Woche nach England! Darauf könnte ich mich erheblich mehr verlassen als auf das unbekannte X. Aber Herr Alva hat gesagt, dass es sich um eine gute, ja, manchmal sogar herrliche Welt handelt. Und wenn ich weg bin, kann Hans an meiner Stelle nach England fahren. Er ist sowieso schon eifersüchtig.
    Wie ist X eigentlich??? Ich weiß im Grunde genommen viel zu wenig darüber.
X gleicht dieser unserer Welt, ist jedoch schöner.
Es gibt dort Menschen und auch Tiere. (Herr Alva tat ein bisschen geheimnisvoll, als er über die Tiere sprach; später sagte er jedoch, sie seien ganz normal. Hunde, Katzen, Vögel usw.)
Alles dort ist ein Spiegelbild von hier; wenn man jedoch einmal dort ist, merkt man nichts davon.
Die beiden Wohntürme stehen dort.
    Demnach sollte man annehmen, dass es überhaupt keine so außergewöhnliche Welt ist, wenn da drüben alles ähnlich ist wie hier. Trotzdem stelle ich mir vor, dass es dort auch ganz anders ist. Ich hoffe , dass es ganz anders ist!
    Hätte ich nur Herrn Alva früher mehr ausgefragt!
    26. Februar
    Eins weiß ich mit Sicherheit: Falls ich gehe, muss ich es ganz allein tun. Herr Alva findet es unter Garantie nicht gut, dass ich es probiere. Ich weiß das WORT noch haargenau.
    27. 2.
    Ich muss es tun.
    Es wäre feige, wenn ich es nicht täte.
    28. 2.
    Ich ziehe mir wetterfeste Sachen an und nehme ein Stück Brot mit, außerdem mein Messer, meine neue Taschenlampe und etwas Geld. (Die Frage ist, ob Geld mir dort etwas nützt?) Ferner dieses Büchlein, einen Kugelschreiber und einen Taschenspiegel. Einen Kompass besitze ich leider nicht; den soll ich erst zu meinem Geburtstag bekommen.
    Heute Mittag traf ich Herrn Alva im Aufzug; er zwinkerte mir zu und sagte: »Bis zum 1. April!«
    Ich habe einen Brief geschrieben und erklärt, dass ich verreise und in etwa einem Monat wieder zurück bin; ich habe ihn auf meinen Schreibtisch gelegt.
    Ich habe meine Uhr richtig gestellt und aufgezogen. Nun bin ich bereit.
    In der Nacht von Freitag auf Samstag
    Es ist zwölf Uhr.
    29. Februar 1964, der letzte Tag des Monats
    Der Tag ist also angebrochen. Jetzt wage ich das WORT nur noch zu denken .
    Fünf vor sechs am Morgen
    Bis bald.
    Ich gehe!!! 30)
    30) Hier endet das Tagebuch, das Tom Wit im Februar 1964 schrieb. Tim (beziehungsweise Tom) las es am 23. Tag eines Märzmonats »irgendwo anders«.
    Danach setzt er sein Tagebuch fort, und zwar im rückwärtigen Teil des Notizbuches, die erste Seite hat kein Datum (siehe Seite 167 und 169).

Dritter Teil
Welches Wort?
    23. März bis einschließlich 1. April, ohne Jahreszahl
    Ich habe diese Zeilen geschrieben . Es wäre sinnlos, daran zu zweifeln. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich mich an dieses andere »ich« erinnere: an Tom (nicht Tim) Wit. Es scheint nicht erst einen Monat, sondern eine unmessbare Zeitspanne her zu sein, seitdem er (oder ich) in diesem Büchlein geschrieben hat, buchstäblich in einer »anderen Welt«. Mir wird schon eiskalt, wenn ich nur dran denke. Ich bemühe mich, das Ganze zu verstehen.
    Der Ort, die Welt (Tom nennt sie »X«), wo ich nun bin, ist mir also tatsächlich fremd. Selbst wenn ich mein Gedächtnis wiedererlangen würde, wäre mir hier alles fremd – vielleicht sogar noch fremder als jetzt. Wenn ich dorthin zurückmöchte, wo ich herkomme, muss ich ein Wort aussprechen: DAS WORT. Aber welches Wort? Weder AXIOM noch MOIXA,

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