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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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das ist mir nun klar. Welches aber sonst?
    Ich habe nicht die geringste Ahnung.
    Mittwoch, 24. März (ist hier auch 1964?)
    Ich weiß jedoch, wer Thomas Alva ist – er hat weißes Haar und buschige Augenbrauen. Der alte Mann, der Sonderling, der Erfinder. Der Turmwächter. Er kennt mich also tatsächlich von früher. Er nannte mich Tom. Avla . Er hat seinen Namen umgedreht.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir gemeinsam »auf Reisen« gegangen wären. Wir gehören in dieselbe Welt. Müssen wir dorthin zurück? In einer Woche ist schon der 1. April.
    Eins verstehe ich jedoch nicht: Warum verhielt sich Herr Avla-Alva so, wie er es tat? Ich muss so rasch wie möglich zu ihm, zu den Türmen des Februar. Nein – eigentlich müssten sie die Türme des 1. April heißen.
    Die Türme sind die Wohntürme aus Toms Tagebuch. In der Welt, aus der ich stamme, sind solche Türme also tatsächlich bewohnt. Ich wohne sogar selbst in so einem Hochhaus. Aber das ist ein anderer Turm, der erst nach 1956 gebaut worden ist – unendlich weit von hier entfernt. Wie komme ich dorthin zurück?
    Und: Will ich eigentlich zurück?
    Wie ist diese Welt, aus der ich komme?
    Jetzt ist mir auch klar, warum ich das Wort Februar mit den Türmen verknüpft habe. Der Februar war ein wichtiger Monat und der 29. Februar war der Tag der Abreise. Und was habe ich am 15. Februar geschrieben und aufgezeichnet?
    Alle vier Jahre einmal, im Schaltjahr, im Schaltmonat, am Schalttag … der 29. Februar ist der Schalttag, der letzte Tag des Monats. Und hier – 31. Februar!
    Die Daten stimmen nicht überein! Die ganzen beiden Welten stimmen nicht überein. Ich muss weg von hier. Zurück. Wohin nur, wenn der 1. April gekommen ist? Ich werde davon –abgebrochener Satz
    Téja ist gekommen; sie hat mir mein Büchlein weggenommen, mich ins Bett befördert und gesagt, ich müsse nun schlafen. In Träumen, meinte sie, sei die Wahrheit vielleicht am besten zu finden.
    Das war vor einigen Stunden. Jetzt ist der Nachmittag schon vorüber und sie hat mir mein Büchlein wiedergegeben. Wir haben zusammen gegessen, ohne miteinander zu sprechen. Vielleicht lieben wir einander, aber wir sind durch Welten voneinander getrennt.
    Stimmt das? Ich wage es nicht, sie danach zu fragen.
    Vielleicht ist das ganze Axiom verkehrt?
    23. März
    Wir saßen zu dritt auf dem eigenartigen Teppich, Téja und ich und auch Jan. Die Tiere waren nicht dabei.
    Im Teppichmuster entdeckte ich immer wieder Kreise; sie erinnerten mich an die Zeichnung in meinem Spiegeltagebuch. Vielleicht sind in diesem Teppich auch Hinweise verborgen, so wie in Herrn Alvas alten Büchern; vielleicht bedeuten all diese seltsamen Figuren Buchstaben und Wörter.
    »Téja hat dein Tagebuch gelesen«, sagte Jan Davit.
    »Meine beiden Tagebücher«, sagte ich.
    »Bist du ganz sicher«, fragte er, »dass das andere Tagebuch ebenfalls von dir ist?«
    »Ich weiß es mit absoluter Sicherheit.«
    »Kannst du dich an irgendetwas aus diesem Tagebuch erinnern? «
    »Nein.« Ich malte mit meinem Finger die Teppichmuster nach.
    »Mein lieber Tim …«
    »Ich heiße Tom!«
    »Also gut, Tom. Was besagt schon ein Name? Du und meine Tochter, ihr habt mich belogen und betrogen …«
    »Das solltest du nicht sagen«, unterbrach ihn Téja. »Ich hätte …?«
    »Du hast das getan, was du für richtig hieltest«, gab Jan in freundlichem Ton zur Antwort. »Du hast so gehandelt, wie du selbst es wolltest – entgegen meinen Ratschlägen. Aber gut, es ist nun einmal passiert. Und doch glaube ich, dass es immer noch nicht zu spät ist.«
    Ich dachte bei mir: Wofür zu spät? Noch nicht mal mehr eine Woche – und wir haben den 1. April. Möglicherweise sogar noch eher; ich muss dahinter kommen, wie es sich mit den Daten verhält …
    Diese Gedanken ließen mich plötzlich zusammenzucken. Ich wollte doch überhaupt nicht zurück?!
    Ich will doch nicht von Téja weg, in eine mir unbekannte Welt? Ich will doch nicht vier Jahre warten müssen, bis ich hierher zurückkehren kann? Nein, ich möchte wirklich nicht zurück – und im Übrigen kann ich auch gar nicht zurück, denn ich weiß das WORT ja nicht.
    »Noch nicht zu spät«, sagte Jan Davit und schaute vom Teppich auf. »Du kannst immer noch dein Tagebuch oder deine beiden Tagebücher vernichten, mit dem ständigen Gejammere über ein ›vergessenes Früher‹ aufhören und hier bei Téja und mir bleiben. Das ist der Wunsch meiner Tochter. Und auch mein eigener Wunsch, weil ich sie gerne

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